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Chronik und Quellen
1933
August 1933

Bericht aus Alzenau

Das Bezirksamt Alzenau berichtet für die zweite Augusthälfte 1933:

Am Montag, den 28.8.33 abends gegen 8 1/2 Uhr wurden von 5-6 SS Leuten aus Aschaffenburg, die in einem Kraftwagen angefahren waren, 3 Juden in Hörstein in geradezu viehischer Weise mißhandelt; namentlich der 55 Jahre alte Metzger Löwenthal bot ein Bild des Jammers. Irgend einen Anlaß zur Tat gaben die Mißhandelten nicht.

Ich erlaube mir, wegen Einzelheiten auf den Gendarmeriebericht v. 30. ds. Mts., der in Abdruck (2fach) beiliegt, Bezug zu nehmen.

Die Juden in Hörstein waren durch den Vorfall so verängstigt, daß sie sich nach dem Vorfall in großer Zahl in den Wald gegen Hohl zu begaben und erst nach Mitternacht wieder in ihre Behausungen zurückkehrten. Der dortige jüdische Arzt wagte nur nachts durch eine Hintertüre in das Haus des schwerverletzten Löwenthal zu schleichen, um ihm helfend beizustehen.

Es wird anzunehmen sein, daß der Überfall von SS-Leuten aus Hörstein veranlaßt wurde. Um einer Verdunklungsgefahr vorzubeugen, wurde im Einvernehmen mit dem Herrn Kreisleiter der NSDAP der Hörensteiner SS Führer Vogt in Haft genommen. Es wurde ein gerichtlicher Haftbefehl erlassen. Auf Anordnung der Bayer. Politischen Polizei mußte Vogt am 29. ds. Mts. abends aus der Haft entlassen werden.

Schon vorher hatte sich die SS Führung Aschaffenburg an die Gendarmeriestationen Alzenau und Dettingen gewandt und die Entlassung von Vogt gefordert.

Im Hinblick auf die Entschließung des Herrn Bayerischen Ministerpräsidenten v. 2. August 1933, Nr. I 22777, betreff Wahrung der Staatsautorität erlaube ich mir, Abdruck der Berichte der Gendarmeriestationen Alzenau und Dettingen vom 29.8.33 vorzulegen.

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