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Chronik und Quellen
1933
August 1933

Die Gestapo Hannover berichtet

Am 18. August 1933 berichtete die Gestapo Hannover Folgendes:

Bericht über den Verlauf der öffentlichen Versammlung der jüdischen ''Zeire Misrachi'' für Deutschland, Gruppe Hannover

Tagesordnung: ''Unsere Einstellung zur jüdischen Wirklichkeit''

Für den angekündigten Redner Adler - Berlin, sprach der Rabbiner Broch, Berlin. Das Thema wurde wegen Nichterscheinens des Referenten geändert und zwar sprach der als Ersatz erschienene Referent über das oben angegebene Thema.

Der Referent beschäftigte sich hauptsächlich mit der Ansiedlung der in Deutschland lebenden Juden in Palästina . Er schilderte die Siedlungsaussichten sehr günstig, betonte aber, daß Geldmittel zur freien Beförderung nach Palästina nur im beschränkten Maße zur Verfügung ständen und forderte hierfür Spenden der Gemeinde .

Weiter forderte er die versammelten Juden auf, sich frei und stolz zum Judentum zu bekennen, auch wenn es z.Zt. schwer sei. Man müsse es ablehnen, so betonte der Referent, daß manche Juden den Glauben erweckten, als sei der Messias in der Zeit des Liberalismusses [sic] schon gekommen. Diese Juden hätten anscheinend geglaubt, daß Freiheit, Macht und Geld schon das Erscheinen des Messias auf Erden ankündigten.

Nach dem Referat wurden aus der Versammlung heraus von den Teilnehmern Anfragen über die Siedlung in Palästina gestellt, die der Referent nur sehr vorsichtig und kurz beantwortete. Er betonte hierbei, daß der Palästina-Kommission ca. 50.000 Gesuche aus Deutschland vorlägen, daß aber nur Mittel für die Beförderung von 5.000 Juden etwa zur Verfügung ständen. Die nach Palästina beförderten Juden müßten hochqualifizierte Menschen sein, die der harten Siedlungsarbeit in Palästina in jeder Hinsicht gewachsen seien.

Der Redner streifte in keiner Hinsicht die heutigen staatspolitischen Verhältnisse und hielt sich im Rahmen der Gesetze.

Zu Störungen ist es nicht gekommen. Das Referat wurde ausschließlich in deutscher Sprache gehalten.

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