Bericht aus Ansbach
Am 8. Juli 1940 erstattet der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken seinen „Monatsbericht“:
Juden
1) Die Auswanderung der Juden hat sich in dem durch die Kriegsverhältnisse vorgezeichneten Bahnen bewegt (35 im Juni gegenüber 54 im Mai)
Die Auswanderung der Juden muß nunmehr - da außer den deutschen auch die italienischen Häfen für die Überfahrt nach Nord-, Mittel- und Südamerika nicht mehr benützt werden können - über die baltischen Staaten, Rußland und Japan durchgeführt werden. Die Juden scheuen auch diesen langen und beschwerlichen Reiseweg nicht und wollen unter allen Umständen möglichst bald Deutschland endgültig verlassen.
2) Gegen 104 im Auslande wohnende jüdische Emigranten wurde Antrag auf Aberkennung der deutschen Reichsangehörigkeit gestellt. Gleichzeitig wurde die Einziehung ihrer noch im Inland befindlichen Vermögenswerte in die Wege geleitet.
3) Die Stadt Lichtenfels beabsichtigt, den Judenfriedhof aufzulassen und die in den letzten Jahren Beerdigten nach Burgkunstadt umzubetten. Der landschaftlich sehr schön gelegene Platz würde dadurch für andere Zwecke frei.
4) Im Judenfriedhof bei Lisberg, LK Bamberg, wurde der größte Teil der Grabsteine - ungefähr 36 - gewaltsam umgeworfen und zum Teil schwer beschädigt. Der angerichtete Sachschaden beträgt 2-300 RM. Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur.