Bericht aus Ansbach
Am 7. Dezember 1939 erstattet der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken in seinem „Monatsbericht“:
Juden
1) Der Landkreis Hilpoltstein, der bisher frei von Juden war, erhielt nun 100 polnische jüdische Kriegsgefangene, die beim Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals eingesetzt werden. Sie sind in einem Lager untergebracht und auch von sonstigen Polen getrennt. Nichtjüdische Polen schimpfen über diese Juden und erklären, daß nur diese in Polen die Schandtaten an Deutschen und deutschen Gefangenen begangen hätten.
2) Nach dem Attentat im Bürgerbräukeller fanden in den Gemeinden Adelsdorf und Mühlhausen, Lkr. Höchstadt a.d.Aisch, Einzelaktionen gegen Juden statt. Nach sofortiger Aufklärung der Bevölkerung, die die Juden loshaben möchten, ist Ruhe eingetreten.
3) Versammlungen und sonstige Veranstaltungen jüdischer Vereine und Organisationen haben im Berichtsmonat nicht stattgefunden. 30 Juden aus dem Freimachungsgebiet, die in Nürnberg und Fürth eintrafen, wurden durch die jüdischen Kultusgemeinden in den Wohnungen von Rassegenossen untergebracht.
Die Auswanderung der noch hier ansässigen Juden ist in diesem Monat auf 100 (gegenüber 18 im Oktober) gestiegen.
Gegen 58 im Auslande wohnhafte jüdische Emigranten wurde auf Antrag auf Aberkennung der deutschen Reichsangehörigkeit gestellt.
4) Am 4. November wurden gemäß Verfügung des Chefs der Sicherheitspolizei vom 29.9.1939 die in Bamberg noch vorhandenen jüdischen Organisationen aufgelöst und zwar:
1) Israelitische Beerdigungsbruderschaft Bamberg ,
2) Israelitische Frauenchewra Bamberg,
3) Israelitischer Turn- und Sportverein e.V. Bamberg.
Die Vereine:
1) Israelitischer Waisenverein Bamberg und
2) Israelitischer Frauenverein Bamberg wurden gemäß obiger Verfügung in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland eingegliedert.