Bericht aus Ansbach
Am 7. November 1939 erstattet der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken in seinem „Monatsbericht“:
Juden
Versammlungen und sonstige Veranstaltungen jüdischer Vereine und Organisationen haben nicht stattgefunden.
Das auf Grund des Erlasses des Chefs der Sicherheitspolizei vom 7.9.1939 sichergestellte Vermögen der Juden polnischer Staatsangehörigkeit ist nunmehr für die Bezahlung von Steuerrückständen und die Bestreitung des Lebensunterhaltes der Familienangehörigen dieser Festgenommenen fast aufgebraucht.
Die auf Grund Erlasses des Chefs der Sicherheitspolizei vom 20.9.1939 beschlagnahmten Rundfunkapparate der Juden wurden weisungsgemäß an die Dienststellen der Wehrmacht abgegeben.
Im Berichtsmonat sind in Nürnberg eine Anzahl evakuierter Juden aus der Rheinpfalz und Baden eingetroffen. Sie stammen aus der Räumungszone West und wurden in den Wohnungen hier wohnhafter Juden untergebracht. Die Betreuung und Versorgung dieser jüdischen Flüchtlinge hat die israelitische Kultusgemeinde Nürnberg in Händen.
Die noch im Regierungsbezirk wohnhaften Juden verhalten sich unauffällig und kommen den gegen sie getroffenen Anordnungen nach. Die jüdischen Kultusgemeinden und die ihnen angeschlossenen Auswanderungsberatungsstellen waren auch im Berichtsmonat bemüht, im Rahmen der ihnen zukommenden Aufgaben die Auswanderung der noch im Inland befindlichen Juden zu fördern. Es ergeben sich aber dabei nun ziemliche Schwierigkeiten, weil die Einwanderung in fast allen Ländern gesperrt ist. Nach Nordamerika und Palästina , die noch Juden einwandern lassen, bestehen augenblicklich fast keine Schiffsverbindungen, infolge dieser Umstände ist im Berichtsmonat die Zahl der jüdischen Auswanderer stark zurückgegangen. Im Oktober 1939 sind 18 Juden ausgewandert, während es im Vormonat noch 164 waren. Die vorliegenden Anträge auf Erteilung eines Auswandererreisepasses beweisen, daß auch jetzt noch bei den Juden das Bestreben besteht, baldigst aus Deutschland auszuwandern.
Im Berichtsmonat wurde gegen 71 im Auslande wohnhafte jüdische Emigranten von der Stapostelle Nürnberg-Fürth Antrag auf Aberkennung der deutschen Reichsangehörigkeit gestellt.