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Chronik und Quellen
1939
Oktober 1939

Bericht aus Leipzig

Am 13. Oktober 1939 erstattet der SD-Abschnitt Leipzig folgenden „Inlandslagebericht“:

Gegnerarbeit jeder Art

Über die Auswanderung der Juden aus Deutschland herrschen im allgemeinen Unklarheiten. An sich ist die Zahl der hierfür in Frage kommenden Juden gering. Von der Stapo werden der Auswanderung keine Widerstände entgegengesetzt, während das Ausländermeldeamt durch hinzögernde Bearbeitung Schwierigkeiten bereitet und eine Auswanderung dadurch in Frage stellt. Die Auswanderungen werden, da keine Transferierungen1 mehr erfolgen, von jüdischen Verwandten im Ausland bezahlt.

Neuerdings ist es auch möglich, über die Hicem in Paris Devisen in begrenzter Menge zu erhalten wofür die auswanderungswilligen Juden den entsprechenden Gegenwert in RM für die Arbeit der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland zur Verfügung stellen müssen.

Es erhebt sich die Frage, ob durch die augenblicklichen Umstände, aus nachrichtendienstlichen Gründen eine jüdische Auswanderung, die an sich nur ganz unbedeutend ist, überhaupt zu fördern ist. Eine klare Entscheidung in dieser Hinsicht ist unbedingt nötig, da bei Verzögerung der Auswanderungsbearbeitung durch irgendeine Behörde die im Ausland aufgebrachten Gelder verfallen und so der Auswanderung entzogen werden.

Die Auswanderungskosten werden durch Erhöhung der Passagierpreise erheblich verteuert. So erheben die holländischen Schiffahrtslinien 40%, die schwedischen 60% und die norwegischen nahezu 100% Kriegszuschlag für die in Devisen zu zahlenden Passagen.

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