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Chronik und Quellen
1938
Dezember 1938

Bericht aus Regensburg

Am 9. Januar 1939 erstattet der Regierungspräsident Niederbayern und Oberpfalz in seinem „Monatsbericht“:

Juden

Von den am 9./10.11. verhafteten und in das Konzentrationslager Dachau eingewiesenen 224 Juden aus dem Regierungsbezirk sind unterdessen rund 170 wieder entlassen worden. Ein kleiner Teil davon ist bereits ausgewandert ; der Rest will Deutschland in absehbarer Frist verlassen. Im ganzen werden nach Schätzung der Stapo Regensburg etwa 2/3 der im Regierungsbezirk ansässig gewesenen Juden auswandern. Ein in Regensburg vorhanden gewesenes jüdisches Umschichtungsheim wird aufgelöst.

Die Überführung der jüdischen Geschäfte in arische Hände bezw. die Auflösung dieser Geschäfte vollzieht sich in Ordnung und wird bald abgeschlossen sein. Bei der Veräußerung des jüdischen Grundbesitzes stehen sich teilweise mehrere Bewerber gegenüber, die sich erbittert bekämpfen und verdrängen möchten. In der Stadt Straubing wurde am 24.11. der jüdische Haus- und Grundbesitz arisiert; die Stadt erzielte dadurch einen bedeutenden Vermögenszuwachs; dafür wurde der NSDAP Kreisleitung Straubing zur Erbauung eines Kreishauses ein Betrag von RM 250.000 als Schenkung zugesagt.

Im Verfolg der Pol.V. über das Auftreten der Juden in der Öffentlichkeit vom 28.11.1938 (RGBl . I S. 1676) wurden auf Veranlassung der Gauleitung von etwa 50 Bürgermeistern teilweise kleinster Gemeinden Anträge gestellt, die im Hinblick auf die Funkspruchanweisung des Herrn Reichsministers des Innern vom 4.12.1938 nicht in Behandlung genommen wurden.

Der Vollzug der Verordnung vom 3.12.1938 über den Einsatz jüdischen Vermögens ist dadurch außerordentlich erschwert, daß die Ausführungsvorschriften, deren Erscheinen noch vor Weihnachten in Aussicht gestellt war, immer noch auf sich warten lassen. Nötigenfalls müssen nun dringende Fälle ohne Rücksicht auf diese Vorschriften erledigt werden.

Die Staatspolizeistelle ist zur Zeit mit der Aufklärung mehrerer Fälle von Plünderungen und Diebstählen gelegentlich der Judenaktion befaßt, die erst nachträglich gemeldet wurden.

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