Bericht aus Trier
Am 22. Dezember 1938 erstattet der Trier Landgerichtspräsident seinen Vierteljahrsbericht für die Monate Oktober bis Dezember 1938:
In die Berichtszeit fallen die tschechische Krise, der Befehl des Führers zum beschleunigten Ausbau der Westbefestigung und der Mord an vom Rath mit seinen bekannten Folgen. [...]
Die Kundgebungen gegen die Juden haben auch in Trier und im Bezirk zu erheblichen Aktionen geführt. Am Morgen des 12. November rief mich der Justizpraktikant Schröder an, welcher der SA angehört. Er zeigte an, daß er nicht pünktlich zum Dienst erscheinen könne, da die SA alarmiert sei und er sich gestellen müsse. Auf meine Frage, was denn los sei, erwiderte er, es handle sich um eine Demonstration gegen die Juden. Wie er später erzählte (ich selbst habe es vermieden ihn danach zu fragen), wurde sein Trupp auf den Viehmarkt geführt und erhielt dort den Befehl zum Dreinschlagen. Er hat sich gedrückt sobald er konnte. Landgerichtsrat Buddenberg, der SA-Führer ist, hat mir erklärt, er habe wohl Befehl zum Demolieren erteilt und erteilen müssen, sich jedoch an der Ausführung des Befehls selbst nicht beteiligt.
Es sind sehr schwere Schäden verursacht worden, auch an der Synagoge . Eine Inbrandsetzung unterblieb wohl wegen der Gefahr für die anstoßenden Gebäude.
Die Bevölkerung war mit einem scharfen Vorgehen gegen die Juden durchaus einverstanden. Gegen die Zertrümmerung der jüdischen Geschäfte und des privaten Hausrats der Juden aber verhielt sie sich scharf ablehnend und war empört. Die Folge des Nichteinschreitens der Polizei ist nunmehr das allgemeine Gefühl der Rechtsunsicherheit. Man sagt, was heute den Juden geschehen ist, kann jederzeit auch anderen Gruppen der Bevölkerung geschehen, die durch irgendein Ereignis sich mißliebig gemacht haben. Man versteht auch nicht, wie sich die Zerschlagung oft wertvollsten Hausrats mit der Losung ''Kampf dem Verderb'' vereinbaren läßt.
Die mit den judenfeindlichen Kundgebungen verbundenen Ausschreitungen gegen Rechtsanwalt Pellinghoff in Saarburg kann ich hier unerwähnt lassen, da mein Bericht darüber bereits gesondert erstattet wurde.