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Chronik und Quellen
1943
Oktober 1943

Oktober 1943

Am 6. Oktober begann eine neuerliche Offensive der Roten Armee an der Nahtstelle zwischen den beiden deutschen Heeresgruppen Mitte und Nord. Bei einigen der deutschen Truppenteile brach Panik aus, so dass die sowjetischen Verbände schon nach wenigen Stunden durch eine breite Lücke die deutsche Linie durchbrachen und Newel eroberten. In den nächsten Wochen folgten weitere, zumeist erfolgreiche sowjetische Vorstöße und Offensiven. So gelang der Roten Armee 24. Oktober beiderseits von Dnjepropetrowsk der Durchbruch durch die deutsche Front, und einen Tag später fiel auch die Stadt selbst in ihre Hände. Am 31. Oktober wurde die Front der 6. deutschen Armee durchbrochen und die Stadt Perekop an der Landenge zur Krim eingenommen.

Auch in Italien spitzten sich die Dinge zu. Am 13. Oktober erklärte die italienische Regierung unter Ministerpräsident Badoglio dem Deutschen Reich den Krieg, worauf Italien von den Alliierten als „mitkriegführende Macht“ anerkannt wurde. Von deutscher Seite wurde dieser Schritt als letzter Schritt eines „Verrats“ gedeutet. So sprach der „Völkische Beobachter“ von einem „neuen Lumpenstreich“.

In einer Rede vor SS-Mitgliedern betonte Heinrich Himmler am 4. Oktober in Posen, dass die „innere Front“ gehalten und entsprechend „brutal und gnadenlos“ gehandelt werden müsse. „Ein Grundsatz muss für den SS-Mann absolut gelten: Ehrlich, anständig, treu und kameradschaftlich haben wir zu Angehörigen unseres eigenen Blutes zu sein und sonst zu niemandem. Ob die anderen Völker in Wohlstand leben oder ob sie verrecken vor Hunger, das interessiert mich nur insoweit, als wir sie als Sklaven für unsere Kultur brauchen.“ Entsprechende Handlungen folgten prompt: Am 14. Oktober begann in Polen eine mehrere Wochen andauernde Massenhinrichtungsaktion, die das deutsche Besatzungsregime unter der einheimischen Bevölkerung durchführte.

Auch im Oktober hielt die ungeheuer hohe Intensität der alliierten Luftangriffe an. In der Nacht zum 2. Oktober wurde Hagen bombardiert, jeweils eine Nacht darauf München und Kassel. Weitere Angriffe trafen Hannover (9.), Gotenhafen (Gdynia) und Danzig (Gdansk) sowie Flugzeugfabriken in Marienburg (Malbork) (9.), Münster mit Umland (10.). Bei einem US-amerikanischen Angriff auf Schweinfurt kam es dann am 14. zu einer schweren Luftschlacht mit deutschen Jagd- und Zerstörergeschwadern, wobei von 291 US-Maschinen 77 verloren gingen und 121 schwer beschädigt wurden. Angesichts dieser Verluste legten sich die Amerikaner bei künftigen Angriffen ins deutsche Hinterland Zurückhaltung auf, die sie erst im Februar 1944 wieder gänzlich aufgeben sollten. In der Nacht zum 19. Oktober war wiederum Hannover Ziel britischer Bomber, zwei Tage später Leipzig und am 23. Oktober nochmals Kassel.

Angesichts immer massiverer Zerstörungen gab Robert Ley als Leiter der Deutschen Arbeitsfront am 8. Oktober Pläne zur Errichtung von Notunterkünften für Bombengeschädigte bekannt. Evakuierte Bombengeschädigte sollten künftig in den Aufnahmegebieten in massengefertigten, von ihnen selbst zu errichtenden Häuschen mit Wohnküche und Schlafzimmer untergebracht werden. Hierzu kam es angesichts von Rohstoff- und Arbeitskräftemangel allerdings nicht mehr.

Im Rahmen einer Veranstaltung im Berliner Sportpalast anlässlich des Erntedanktages versuchte Propagandaminister Goebbels Mut zu machen, als er bekanntgab, dass die Ernte ungewöhnlich gut ausgefallen sei, weshalb die Brotration um 400 g auf 9.600 Gramm pro Monat erhöht würde.

Nachdem sich die katholischen Bischöfe bereits im September deutlich gegen die weiterhin betriebene „Euthanasie“ gewandt hatten, protestierte nun auch die evangelische Bekennende Kirche im Rahmen ihrer Synode am 16. und 17. Oktober gegen diese illegalen Tötungen: „Begriffe wie Ausmerzen, Liquidieren und unwertes Leben kennt die göttliche Ordnung nicht“, hieß es in diesem Zusammenhang deutlich.

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