Menü
Chronik und Quellen
1943
Januar 1943

Letzte Grüße aus Müngersdorf

Fanny und Albert Mendel – sie vormals Krankenschwester, er Pfleger im Israelischen Asyl - schrieben wenige Stunden, bevor sie Anfang 1943 gezwungen wurden, Köln zu verlassen, kurze, letzte Nachrichten und Grüße aus dem Lager Müngersdorf:

„Köln, 15.1.1943, 7 Uhr früh

Meine Allerliebsten!

Wie sehr wird Euch der heutige Anruf erschreckt haben, obwohl Ihr selbst nicht zu Hause wardt, wurde Euch wohl unsere plötzliche Abreise mitgeteilt. Wir haben von gestern Mittag bis jetzt gepackt und gekrost. Für die Leute und uns. Wir sind aber ganz gefaßt. Es gehen bis auf ca. 30 Leute alle, alle mit. Selbst der totkranke Bloch und alle gelähmten Leute. Es ist ein neuer Kommissar hier. Meine Lieben bleibt nur recht gesund und tapfer wie auch wir.

Gegen 11 Uhr fahren wir nach Berlin, die ersten Wagen gehen um 8 Uhr ab hier. Mutter kommt auf alle Fälle nach Theresienstadt, bei uns unbestimmt. Hoffen wir es sehnlichst. Bitte vergeßt nicht nach Ende des Krieges an Hilde zu schreiben. Sprecht Ihr Mut zu, sie soll nicht traurig sein, daß wir persönlich es immer gut und nie zu leiden hatten.

So Gott will, überstehen wir es doch und sehen uns gesund wieder. Also meine Lieben, das Herz ist mir so schwer.

Bitte seid nicht traurig und hofft auf ein Wiedersehen. Innige Küsse,

Eure Fanny“

 

Fannys Ehemann Albert ergänzte den Brief:

„Meine Lieben! In Eile letzte Grüsse. Wie alles geht, wissen wir nicht, vorerst geht es nach Berlin, dort wird der Transport geteilt. Nach Theresienstadt und Osten. Wo wir landen, wissen wir nicht. Ob die liebe Mutter bei uns bleibt, müssen wir Berlin überlassen. Wir müssen ab-warten, wie es klappt. Ich werde alles versuchen. Ich muß nun weiter, macht Euch keine Sorgen. Es kommt, wie es bestimmt ist. Lebt wohl, nehmt die innigsten Grüsse und Küsse von Eurem Albert. Auf vielleicht Wiedersehen.“

 

Albert Mendels Mutter Lilly, die mit ihren Angehörigen deportiert werden sollte, fügte kurz hinzu:

„Meine Lieben, Ich habe Gottvertrauen. Lebt wohl. Hoffentlich werden wir uns, so Gott will, Wiedersehen. Innigste Grüße und Küsse, Mutter. - Regt Euch nicht auf!“

 

Fanny und Albert Mendel wurden zusammen mit den Alten und Siechen von Berlin aus nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Lilly Mendel deportierte man nach Theresienstadt, wo sie kurze Zeit später starb.

Baum wird geladen...