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Chronik und Quellen
1941
Februar 1941

Februar 1941

Als am 4. Februar die deutschen Schlachtschiffe „Gneisenau“ und „Scharnhorst“ in den Atlantik vordrangen, um dort durch die Versenkung möglichst vieler Handelsschiffe die transatlantischen Handelsbeziehungen Großbritanniens zu beeinträchtigen, bedeutete das den Auftakt zu einer neuen Kriegsführung. Zwei Tage später ordnete Hitler nämlich an, dass der Schwerpunkt der zukünftigen Kriegführung gegen Großbritannien auf den Handelskrieg gelegt werden sollte, woraufhin deutsche U-Boote allein im Verlauf des Februars 42 alliierte Handelsschiffe im Atlantik versenkten. Außerdem richteten sich deutsche Luftangriffe nunmehr stärker gegen Hafenanlagen, wodurch die monatelangen Angriffe auf Wohnviertel britischer Großstädte zunächst in den Hintergrund rückten. Dennoch kamen im Verlauf des Monats noch fast 800 Zivilisten bei solchen Luftattacken ums Leben. Die Briten ihrerseits intensivierten ihre Angriffe auf deutsche Ziele.

Das Oberkommando der Wehrmacht erließ am 6. Februar eine Weisung an Heer und Luftwaffe, umgehend Truppenkontingente für einen Einsatz in Nordafrika aufzustellen. Deren Leitung wurde dem Kommando von Generalleutnant Erwin Rommel unterstellt, der sechs Tage später dort eintraf. Knapp zwei Wochen später kam es zu ersten Gefechten zwischen deutschen und britischen Truppen.

Der Alltag an der „Heimatfront“ gestaltete sich – abgesehen von Luftalarmen und Angriffen – im Monatsverlauf eher unspektakulär. Das Reichspropagandaministerium veröffentlichte am 6. Februar einen Erlass, wonach die Antiqua-Schrift künftig zur Normalschrift wurde und alle Druckerzeugnisse auf diese Schriftart umzustellen waren. Minister Goebbels betonte am 16. Februar in einer während der Reichsfilmtagung in Berlin gehaltenen Rede, dass der Film sich als wichtiges Führungsmittel des Volkes bewährt habe. Und der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, forderte die deutsche Bevölkerung am 22. Februar in einem Aufruf zu höhere Geburtenziffern auf. Immer häufiger wurde die Zeugung von Kindern seitens des NS-Regimes zur „nationale Pflicht“ erhoben.

Fernab der Öffentlichkeit begann am 19. Februar in der Heilanstalt Bethel bei Bielefeld eine Euthanasie-Kommission gegen den Widerstand des Anstaltsleiters, Pastor Friedrich von Bodelschwingh, mit der Aussonderung von Kranken für die Ermordung in „Euthanasie“-Anstalten. Danach wurden im gesamten Reichsgebiet vom NS-Regime als „Ballastexistenzen“ verunglimpfte Kranke erfasst und in eine der eigens eingerichteten Tötungsanstalten überführt.

 

Verdrängung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung

Am 1. Februar kündigte die Wieder Gestapo dem Vertreter der jüdischen Gemeinde weitere Deportationen in das Generalgouvernement an. „Sollten die Juden der Aufforderung der Zentralstelle nicht freiwillig Folge leisten, wird deren Vorführung durch Polizeistellen angeordnet werden.“ Außerdem hätten sie in solchen Fällen mit „schärferen Maßnahmen“ zu rechnen. Zudem wird der jüdischen Bevölkerung untersagt, „Wien ohne besondere Zustimmung der Zentralstelle zu verlassen“.

Am 15. Februar erfolgte eine Deportation aus Wien mit rund 1.000 überwiegend alten und kranken Menschen nach Opole Lubelskie südwestlich von Lublin. Insgesamt gingen vom 15. Februar bis zum 12. März 1941 fünf Transporte mit insgesamt rund 5.000 Menschen aus Wien ins Generalgouvernement.

Mitte Februar hieß es aus Berlin in einem Bericht für das „Joint Distribution Committee“, eine jüdische Hilfsorganisation, mit Blick auf die Situation in Wien, dass in der Reichshauptstadt allgemein angenommen würde, dass der dort ansässigen jüdischen Bevölkerung eine Deportation nach Lublin erspart geblieben sei, weil die Berliner Jüdinnen und Juden zum Arbeitseinsatz verpflichtet worden seien. Man ging zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass von den 70.000 bis 80.000 noch in Berlin weilenden Juden etwa 30.000 Zwangsarbeit leisten würden.

Diese Entwicklung wurde am 18. Februar von Göring nochmals deutlich forciert, als er anordnete, dass alle arbeitsfähigen Juden zu solchen Arbeitseinsätzen herangezogen werden sollten, der aber stets gruppenweiser und getrennt von den nichtjüdischen Beschäftigten zu erfolgen habe. Um etwaige „Berührungen mit der Bevölkerung“ auf ein Mindestmaß zu beschränken, ordnete Göring zudem an, dass die jüdischen Arbeitskräfte in Lagern unterzubringen seien.

Insgesamt darf man sich die Dimensionen des Zwangsarbeitseinsatzes deutscher Jüdinnen und Juden aber nicht zu groß vorstellen. Im Gebiet des „Altreichs“ waren im Februar 1941 etwa 60.000 von ihnen als arbeitsfähig klassifiziert worden, von denen wiederum rund 54.000 tatsächlich Zwangsarbeit leisten mussten.

Am 25. Februar tagten hohe Vertreter verschiedener Ressorts im Reichsverkehrsministerium, um über weitere Reisebeschränkungen für Juden zu diskutieren. Es stellte sich aber schnell heraus, dass solche Einschränkungen mit einem effektiven Arbeitseinsatz kollidieren mussten. Beschlüsse wurden keine gefasst.

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