Erlebnisse in Riga
Am 22. August 1947 legte Herbert Schultz seine Erlebnisse nieder, die er nach seiner Deportation von Köln nach Riga ab dem 10. Dezember 1941 im dortigen Getto sammeln musste:
P.III.h. (Ghetto Riga) No. 1030/g.
Goeteborg, den 22/8/1947.
Mit meiner Unterschrift bezeuge ich, Unterzeichneter, folgendes gegen den ehemaligen S.S. Scharfuehrer Max Gymnich.
Am 10.12.41 bin ich von Koeln aus in Riga angekommen und wurde am Bahnhof Skirotawa, von Gymnich und Obersturmfuehrer Krause in Empfang genommen. Wir, (1005 Personen bestand unser Transport) erkannten Gymnich sofort als Koelner und zwar an seiner Aussprache. Sofort benahm er sich sadistisch, was auf uns aeusserst deprimierend wirkte, dieses werde ich weiter bezeugen.
Von diesem Tage an war ich fast jeden Tag mit ihm zusammen und so lernte ich Gymnich als einen Intriganten und Spitzel kennen. Selbst der Kommandant Krause, der als groesster Verbrecher bekannt war (Gymnich war sein Chauffeur), traute Gymnich nicht. Gymnich hielt sich viel unter den Insassen des Ghettos auf, um dann alles Gehoerte dem Krause zu melden und so sind viele Menschen dadurch geopfert worden.
Allen Ausmusterungen zur Ermordung der Juden wohnte Gymnich bei, sowie allen Ermordnungen, (Friedhof im Ghetto Riga Bickinicker Waeldchen). Er selbst erzaehlte unter Vorspiegelung falscher Tatsachen den Juden, sie kaemen an einen Ort, wo sie bessere Verhaeltnisse erwarten wuerden. Bei der Verfrachtung dieser Opfer war G. stets brutal, um sich auf Kosten dieser Wehrlosen bei seinen Vorgesetzten in ein besseres Licht zu setzen.
Er verstand es, sich unentbehrlich zu machen, weil er eben der Gefuerchtete bei den Juden war. Gab es Kontrollen bei den einzelnen Arbeitskommandos tat sich G. immer besonders hervor, um seinem Sadismus zu genuegen und so sich die Opfer zur Ermordung auszusuchen.
Folgender Fall sei ein Beispiel fuer den Sadismus Gymnichs:
1942 entfloh ein Jude mit Namen Isenstein, der Gruppe Hannover angehoerig, aus dem Ghetto, wurde aber wieder eingefangen und im Ghetto gehaengt. Nachdem Isenstein und den umstehenden Leitern des Ghettos das Todesurteil verlesen wurde, und Isenstein schon den Strick um den Hals gelegt war, ging G. hin und schlug dem Isenstein einige Ohrfeigen, nur weil dieser die Worte vor dem Tode gebrauchte, dass die Verurteiler auch noch einmal einen solchen Tod erleiden wuerden.
Nie ist G. zur Zeit des Ghettos im Ausseneinsatz gewesen, um seinen Heldenmut mit Waffe gegen Waffe zu beweisen, sondern verstand es immer, sich in der Naehe der schwachen Juden aufzuhalten, um nur dort seine Opfer zu suchen. Uns ist es auch bekannt geworden, dass G. bei