Trost durch Kirchenlieder
In einem Vermerk hält der Sicherheitsdienstes der SS am 16. Februar 1939 fest, dass demonstrativ Kirchenlieder gesungen werden, in denen dem Volk Israel Trost zugesprochen wird:
Katholizismus und Judentum
Betr.: Römisch-katholische Kirchenlieder zum Judentum
Vorg: Gestapa II B 1 28/39 vom 21.1.39
Das Kirchenlied „O komm, o komm Emanuel, mach frei Dein armes Israel! Freu Dich, Freu Dich o Israel, bald kommt, bald kommt Emanuel!“ wurde am 4.12.38 in mehreren katholischen Kirchen im Kreise Saarburg während des Vormittagsgottesdienstes gesungen. Ein Teil der Kirchenbesucher haben an diesem Lied Anstoss genommen und beim Ortsbürgermeister Meldung erstattet, der in dem Absingen eine gewollte Herausforderung und Beleidigung des gesamten nationalsozialistischen Volkes erblickte.
Im Orte Rhens, Krs. Koblenz Land, wurde das obige Lied ebenfalls in der Kirche gesungen. Darauf tauchten im Orte Gerüchte auf, dass, wenn dieses Lied noch einmal in der Kirche gespielt werde, die Fensterscheiben der Kirche und des Pfarrhauses eingeworfen werden sollten. Der römisch-katholische Pfarrer Ignaz Schmitt, geb. 1.8.75 in Koblenz, wohnh. in Rhens, Mainzerstr., der durch seine versteckten Angriffe auf die Bewegung der Staatspolizeileitstelle Koblenz hinreichend bekannt ist, und gegen den beim Sondergericht in Köln bereits zwei Verfahren schwebten, die jedoch beide eingestellt wurden, erhielt von diesem Gerücht Kenntnis. Trotzdem liess er am gleichen Tag und am Sonntag, den 27.11.38, dieses Lied singen. Daraufhin liess er einen Polizeibeamten i.R. zu sich rufen und bat diesen, die Polizei zu benachrichtigen, damit Ausschreitungen, die gerüchteweise für die Nacht vom 27.11. zum 28.11.38 geplant gewesen sein sollen, verhindert würden.