Jüdisches Umzugsgut in Antwerpen
Am 13. Juli 1942 erstattet der Kölner Oberfinanzpräsident dem Reichsfinanzminsterium folgenden Bericht:
Der Oberfinanzpräsident Köln Köln, 13. Juli 1942
0 5210 - 261
Betrifft: Jüdisches Umzugsgut in Antwerpen
Vorgang: Erlaß vom 4. Juni 1942 0 5210 - 1925 VI, II. Ang. und meine Besprechung im
Reichsfinanzministerium am 13. Juni 1942 mit Ministerialrat Dr. Maedel und Regierungsrat
Dr. Schwarzat
Berichterstatter: Oberregierungsrat Dr. Thomas
Die Feldkommandantur 520 in Antwerpen hat bisher rund 250 Liftvans mit dem Schiff und 16 Liftvans mit der Eisenbahn nach Köln auf den Weg gebracht. Zu den mit dem Schiff verwandten Liftvans treten mehrere hundert Kisten.
Die mit dem Schiff ankommenden Liftvans und Kisten leite ich wegen der Luftgefährdung Kölns nach dem Mittelrhein weiter, wo sie von dem Befrachtungs- und Speditionskontor Heinrich Aviszius KG in Neuwied ausgeladen und auf Lager genommen werden. Ich habe dies für sämtliche Schiffsladungen angeordnet, weil es bis auf weiteres in Köln an dem nötigen Raum für die Unterbringung und das Auspacken der Sendungen, sowie das Aufstellen der Wohnungseinrichtungen und die Weiterveräußerung mangelt. Inzwischen sind nämlich auf Veranlassung des Reichsverteidigungskommissars im Wehrkreis VI rund 850 Wohnungseinrichtungen aus Hilversum in Holland, in Schleppkähnen, lose verladen, nach Köln auf den Weg gebracht worden, die ebenfalls der Versorgung der fliegergeschädigten Kölner Bevölkerung dienen sollen. Es blieb nichts übrig, als die mit kurzer Entladefrist in Köln einlaufenden Schleppkähne sofort zu entladen und die Wohnungseinrichtungen in der ursprünglich für die Liftvans sichergestellten Messehalle in Köln-Deutz einzulagern. Ich habe diese Aufgabe auf Wunsch des Reichsverteidigungskommissars einschließlich der nachfolgenden Verwertung der Bestände übernommen, weil die Reichsfinanzverwaltung in Köln bereits über einen eingespielten Apparat für die Erfassung und Verwertung von Wohnungseinrichtungen und sonstigem Hausrat von der seit Oktober 1041 laufenden Judenabschiebung her verfügt.
Ich habe die Absicht, nach Beendigung der Verwertung der losen Möbelbestände die Liftvans und Kisten nach und nach in beschränkter Zahl - jeweils 10 bis 15 Liftvans oder 30 bis 40 Kisten - von den Lagerstellen am Mittelrhein abzurufen und in Köln zu verwerten. Der Einsatzstab- Reichsleiter Rosenberg, Dienststelle Westen in Paris beansprucht das Recht, vor der Verwertung von echten Teppichen, von Bildern, Stichen und sonstigen Kunstwerken gehört zu werden. Die Gegenstände sollen ausgesondert, unter Verschluß gelagert und demnächst vor einem Beauftragten des Kunststabs Louvrre gesichtet werden, um wirklich wertvolle Teile für bestimmte Zweck auszuscheiden. Der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg für die besetzten Gebiete in Berlin-Charlottenburg fordert weiterhin die Beteiligung, um alle aus den Liftvans und Kisten stammenden Druckerzeugnisse, handschriftliches Material und dergleichen sichten und erfassen zu können.
Voerst sind die 16 mit der Eisenbahn in Köln eingetroffenen Liftvans hier in der Messehalle eingelagert und von ihnen 7 Stück geöffnet und entladen worden. Der Eindruck, der sich beim Auspacken ergab, war (bei einem Teil der Liftvans wohnte der Gauleiter, der Regierungspräsident, der Präsident der Industrie- und Handelskammer beim Auspacken bei) für alle Anwesenden niederschmetternd. Schon äußerlich war vielfach eine gewaltsame Öffnung zu erkennen. Die Dachpappe auf der Oberfläche war im Laufe der Jahre verwittert und auch sonst schadhaft geworden. Der Regen war eingeströmt und hatte die Möbel ernstlich beschädigt, insbesondere vielfach die Fourniere gelöst. Überall waren auch deutliche Anzeichen der Beraubung zu erkennen. Alle Schränke, Kisten und sonstige Gelasse waren erbrochen und ausgeplündert, Schranktüren wiesen nicht nur die Spuren des Stemmeisens auf, sondern waren häufig sogar abgerissen und zersplittert. Wäsche wurde in keinem Lift mehr vorgefunden, obwohl sie zweifellos vielfach den Inhalt der Schränke und Kisten gebildet hatte. Die Besteckkästen waren gleichfalls völlig leer. An vielen Polstermöbeln waren die Bezüge zerschnitten und im Innern, offenbar auf der Suche nach Wertgegenständen, durchwühlt.
Ursprünglich ging der mit dem Reichsverteidigungskommissar besprochene Plan dahin, bei der Verwertung den Einzelhandel einzuschalten, der die Einrichtungen vom Reich zum Schätzungswert übernehmen, sie auffrischen und dann in seinen Geschäften unter Zuschlag einer mäßigen, von der Preisbehörde bestimmten Handelsspanne verkaufen sollte.
Bei dem Zustand der Sachen scheidet die Mitwirkung des Einzelhandels aus. Ein Teil der Möbel hat nur Brennholzwert. Der andere wird zweckmäßig versteigert, wobei nur ein geringer Erlös erwartet werden kann.
Es kann jedoch die Hoffnung gehegt werden, daß nicht alle Liftvans dieses Bild bieten, wenn ich auch von dem Lagerhalter Aviszius in Neuwied bereits Nachricht erhalten habe, daß die Kisten größtenteils beraubt sind und auch die Lifts nicht nur wegen Undichtigkeit der Dachpappenlage Wasserschaden befürchten lassen, sondern nach dem Anschein vielfach auch schon geöffnet worden sind. Der Landesleiter Mader vom Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete, der seinen Sitz in Antwerpen hat, gab mir vor einigen Tagen die Erklärung ab, die mit der Eisenbahn nach Köln gesandten Lifts seien die ausgesucht schlechtesten gewesen, denen man die Schiffsbeförderung nicht mehr habe zumuten können. Sie hätten auf dem Lagerplatz in Antwerpen vornean gestanden und seien dadurch der Beraubung besonders zugänglich gewesen. Diese Gefahr habe für
die
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