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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Vertreibung aus Kurort

Die „Marienbader Zeitung“ berichtet am 16. November 1938 über die Vertreibung von Juden aus dem Kurort:

Marienbad judenfrei.

Der jüdische Einßuß und die drohende Verjudung Marienbads beseitigt.

Marienbad, 16. Nov. In diesen Tagen verlassen die letzten Juden, die in Marienbad ansässig sind, unsere Stadt. Es sind nur noch spärliche Reste der Judenschaft, denn der Großteil hat bereits Ende September und unmittelbar vor der Angliederung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich Marienbad fluchtartig verlassen. Der 16. November 1938 wird in der Entwicklung und Geschichte Marienbads als denkwürdiges Datum genannt werden, denn die in den letzten Jahren gefährlich zunehmende Verjudung der Kurstadt hat ein ebenso rasches wie unabänderliches Ende gefunden. Marienbad wird von nun an frei von Juden sein, und alles, was heute noch an die jüdische Machtstellung einer versunkenen Zeit erinnert, wird bald beseitigt sein.

Die Judenschaf) Marienbads zählte nicht ganz 10 Prozent der gesamten Bevölkerung. Sie hatte jedoch eine viel bedeutendere wirtschaftliche und politische Stellung inne. Es braucht nur an die Tatsache erinnert zu werden, daß bis vor wenigen Monaten der erste Vizebürgermeister der Stadt ein Jude war und daß der Stadtvertretung außerdem noch drei Verordnete jüdischer Rasse angehörten. Von insgesamt 520 Häusern in Marienbad waren 64 Wohn-, Kurhäuser und Hotels in jüdischem Besitz. Im Handelsgremium waren 13 Juden in der Lebensmittelbranche, 14 in der Textilbranche, 5 in der Abteilung Galanteriewaren und 51 in der Abteilung gemischter Handel. Von 72 Aerzten waren nicht weniger als 39 Juden. Neben neun arischen Rechtsanwälten gab es sechs jüdischer Abstammung. Auch jene „Saisonen“ werden nicht wiederkehren, in welchen nahezu 80 von Hundert der Kurbesucher Juden waren. Mit Erbitterung hat die deutsche Bevölkerung Marienbads Zusehen müssen, wie sich der Jude und Tscheche zur Unterdrückung und Verelendung unserer deutschen eingesessenen Bevölkerung verbündeten. Tausendfach sind die Wunden, die der unbarmherzige jüdische Boykott allen Schichten der deutschen Einwohner dieser Stadt geschlagen hat. Die Juden leisteten den tschechischen Behörden Spitzeldienste und verfolgten jeden, der es wagte, sich gegen das Judentum zu stellen.

Gingen nicht die ankommenden jüdischen Gäste in die Häuser und fragten, ob dieses Haus einem Arier gehöre? Kauften Sie nicht ausschließlich in jüdischen Geschäften, schickten sie nicht die Hausmeister nur zu Juden, und mieden sie nicht jedes Unternehmen, dessen Besitzer oder Inhaber sich als deutscher oder gar nationaler Mann betätigte? Marienbad hatte, abgeschnürt von Deutschland, in den letzten Jahren keine reguläre Saison mehr, sondern nur noch eine jüdische Saison. Nach 1933 wimmelte es von Emigranten und dunklen Elementen, die sich hier niederlassen wollten und mit ihrer Sippschaft sich ein Stelldichein gaben.

Tausende treuer Kurgäste, die diese Schmach nicht ertragen konnten, hat unser Kurort verloren. Diese dunkelsten Zeiten Marienbads sind jetzt endgültig vorbei.

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