Tagebucheintrag von Hildegard Wagener
Hildegard Wagener empört sich am 11. November 1938 über die Gewalt gegen Juden:
Ein deutscher Gesandschaftsrat ist von einem 17jährigen Juden in Paris hinterrücks erschossen worden. -
In der Nacht nach dem Tode des Deutschen wurden sämtliche jüdischen Geschäfte in ganz Deutschland demoliert und viele Synagogen angesteckt. -
Sind wir aufrechte Deutsche oder ein Pöbelhaufen? Ist das eines deutschen Volkes würdig, Gewalt mit Gewalt zu vergelten? Ich schäme mich. -
Nein - nie im Leben kann ich unsere Antwort auf das Verbrechen in Paris gutheißen, und Gott sei Dank denken viele, viele mit mir so, Leute, die einen Krieg mitgemacht haben, Leute, die Reife und Erfahrung besitzen. Ich glaube, das Deutsche Volk ist es auch nicht, das so einen dummen Bubenstreich macht. Sollen wir die Fehler der anderen, die wir vorher ans Licht gezerrt haben und gescholten, nun nachmachen? Nein - Vorleben sollen wir, zeigen, daß man auf geradem, freiem Weg sein Ziel viel besser erreicht. Mein Gott -ich habe Angst vor einer Vergeltung, denn das ist Unrecht, was hier geschehen. Wir sind doch Menschen und keine Raubtiere, die sich auf Wehrlose stürzen!