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Chronik und Quellen
1938
Oktober 1938

Tagebucheintrag des Freiherrn von Berenberg-Gossler

Cornelius von Berenberg-Gossler erfährt am 28. Oktober 1938 von der drohenden Abschiebung einer jüdischen Bekannten nach Polen:

Nadia fährt morgens mit mir zur Stadt. Brief von Heinrich aus Buenos Aires vom 22. Oktober. Er will vernünftiger Weise um sein Verbleiben bei der Bank of London & South America kämpfen, und er hat dem general manager Trevor Jones in London vorgeschlagen, er möge ihn nach New York versetzen. Ich schreibe Heinrich, ich fände seinen Vorschlag sehr vernünftig. (Ich glaube zwar nicht, daß Jones auf ihn eingeht.) Viel zu tun mit Frau Blöde, die Jüdin u. polnische Staatsangehörige ist. Sie wurde heute von der Polizei benachrichtigt, daß sie (wie alle jüdischen Polen hier) innerhalb 24 Stunden Deutschland zu verlassen hat. Auch meine telefonische Fürsprache beim polnischen Generalkonsulat ist ergebnislos. Frau Blöde berichtete, daß sie von einem Polizisten zur Polizeistation gebracht, von dort in einem offenen Omnibus mit anderen nach Altona zur Polizei gefahren wurde, wo sie eine Verfügung erhielt, die sie mir zeigte, in der ihre Ausweisung bis morgen verfügt wurde. Barbarische Zustände. Die Firma Ree übernimmt die Verwaltung von Frau Blödes Vermögen, das wohl beschlagnahmt werden wird. Spät in Niendorf. Nadia nach Tisch bei Duncker zum Singen. Nach Tisch in der Umgebung des Parks gegangen, in der Kirche Beleuchtung. Wir schenken Hellmuth heute im Voraus zu Weihnachten ein Auto, das er für seinen Beruf als Versicherungsmakler braucht. Cafe mit Gleich und Kauffmann. Nachmittags in der Firma Ree.

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