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Chronik und Quellen
1938
September 1938

Einführung von Zusatznamen

Am 1. September 1938 veröffentlicht der „Aufbau“ in New York folgenden Artikel über die Einführung der Zwangsvornamen für Juden:

Israel und Sarah

Dem braunen deutschen Wesen, an dem die Welt genesen soll, ist eine neue Köstlichkeit entsprossen: Ein von Reichs„justiz“minister Dr. Gürtner und Reichsinnenminister Dr. Frick Unterzeichneter Erlass befiehlt den jüdischen Menschen Streicherlands, die einen nichtjüdischen Vornamen tragen, diesem für die Zukunft, je nach dem Geschlecht, „Israel“ oder „Sarah“ hinzuzufügen. (Welche Vornamen als jüdisch zu gelten haben, hat man mittlerweile schon bestimmt. Eine ganze Reihe gut jüdischer Namen sind in den erblichen Arierstand erhoben worden.)

Wäre das Motiv, dem jene Verordnung entsprungen ist, nicht so abgründig gemein - an ihrem Inhalt gibt es nichts zu tadeln: „Israel“ bedeutet „Gottesstreiter“ und „Sarah“ oder „Sara“ - der Vorname, den ja auch die verehrungswürdige Mutter des Präsidenten Franklin Delano Roosevelt führt! - bedeutet „Fürstin“. Für Angehörige der Hakenkreuzler-Rasse kommen diese Namen wirklich nicht in Betracht: Fürstliche Züge sucht man bei den Schändern alles Göttlichen vergebens.

Zu erwägen wäre, ob man den Nazis und ihren Huldinnen nicht mit entsprechender Münze zurückzahlen sollte. Vielleicht haben Mitglieder unserer Leserschaft glückliche Eingebungen. Schwierig ist die Aufgabe auf jeden Fall. Denn wie wäre die schrankenlose Niedertracht, die sich unter der Swastika austobt, in zwei handliche Worte zusammenzupressen ...?!

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