Mit besonderem Eifer wird das Privatleben der Juden beobachtet, werden „Rasseschändungen“ entlarvt. Der „Stürmer“ veröffentlicht eine erste Liste von Ehen zwischen Juden und Christen, die nach dem Umsturz geschlossen worden sind, und kündigt weitere an. Aber der „Stürmer“ hat längst das Monopol, die Judenfrage auf diese Weise zu lösen, verloren. Was tagtäglich in der Provinzpresse an Unrat produziert wird, entzieht sich jeder Darstellung. Zwei Inserate zur Illustration:
Wir begnügen uns damit, die Schlagzeilen einer einzigen Nazizeitung, des „Hakenkreuzbanners“, Mannheim, von August/September wiederzugeben:
1.8. „Ein Heidelberger Jude als Rasseschänder.“
3.8. „Jüdischer Arzt mit seinem Judenliebchen eingesperrt.“
10.8. „Jüdischer Rasseschänder festgenommen.“
13.8. „Jüdische Sadisten und Rasseschänder.“
22.8. „Rasseschänder werden ausgerottet!“
23.8. „Wieder mehrere jüdische Volksverseucher in Haft.“
26.8. „Rassenschänder in Schutzhaft.“
28.8. „Rasseschänder Moch in Schutzhaft.“
5.9. „Zwei jüdische Scheusale.“
10.9. „Rassenschänder werden ausgerottet.“
11.9. „Rasseschänder!“
17.9. „Jude vergewaltigt zwölfjähriges Mädchen.“
18.9. „Fünf Rasseschänder nach Kislau gebracht.“
20.9. „Zwei Rasseschänder zur Strecke gebracht!“
Den bei uns im letzten Monat eingegangenen Berichten entnehmen wir:
Pfalz, 1. Bericht: Die Stimmung unter den Winzern des pfälzischen Weinbaugebiets ist denkbar schlecht. Kein Mensch weiß, was aus dem Herbstgeschäft werden soll. Die NSDAP wendet sich mit allen Mitteln dagegen, daß die Winzer ihre Moste an die jüdischen Weinhändler abgeben. Die Juden sollen unbedingt ausgeschaltet werden. Wer aber sonst den Wein aufkaufen und - das ist das Wichtigste - bezahlen soll, ist bis jetzt noch nicht geklärt. Die wenigen arischen Weinhandlungen und Kommissionäre sind jedenfalls nicht kapitalkräftig genug. Die im vorigen Jahre gegründeten Absatzgenossenschaften begegnen dem allergrößten Mißtrauen, da die Winzer, die im vorigen Jahre an diese Absatzgenossenschaften ihren Wein geliefert haben, bis jetzt kaum ein Drittel ihres Geldes bekommen haben. Die meisten Winzer sind deshalb völlig verschuldet. Wenn man mit zehn Winzern spricht, so kann man zehnmal die Meinung hören, daß das einlaufende Geld bei den Absatzgenossenschaften nur zur Bezahlung der Angestellten verwendet werde, die natürlich immer „alte Kämpfer“ sind und Gehälter bis zu 500 Mark erhalten.
Man kann ohne Übertreibung sagen, daß vier Fünftel der Bevölkerung die Judenhetze ablehnt. Zwar sind nach wie vor an fast allen Ortseingängen und Ausgängen Schilder angebracht mit der Aufschrift: „Juden sind hier unerwünscht“, auch gibt es nur ganz vereinzelt noch Mutige, die mit einem Juden freundnachbarlichen Verkehr pflegen - diese sind dann als Judenknechte geächtet - aber die ganz barbarischen Transparente wie „Todeskurve, Juden sind hier 120 Kilometer erlaubt“ oder „Juden betreten diesen Ort nur auf eigene Gefahr“ sind wieder verschwunden. Auch die „Stürmer“-Kästen, die nun auch in den allerkleinsten Orten auf gestellt sind, finden nur bei dem verrohten Teil der SA Anklang. Die jungen Leute sind immer dabei, wenn Juden ausgesungen werden sollen. Aber es gibt viele Eltern, die ihren Söhnen strikte verbieten, sich an der Sache zu beteiligen.
2. Bericht: Arbeiter, die den Boykott gegen die Juden nicht mitmachen, werden von den Amtswaltern der Arbeitsfront aus den Betrieben gedrängt, weil sie die „Betriebsgemeinschaft“ stören. Offiziell hat man das in Pirmasens beschlossen. Dieser Beschluß soll die Antwort auf den Boykott der Pirmasenser Schuhindustrie durch jüdische Schuhgeschäftsinhaber sein. Ein jüdischer Schuhhändler hat einem Pirmasenser Fabrikanten mitgeteilt, er könne nicht mehr wie früher in Pirmasens einkaufen, weil am Stadteingang ein Transparent: „Juden ist der Aufenthalt hier verboten!“ quer über die Straße gespannt ist. Solche Transparente findet man im Rheingau und im Odenwald fast überall. Sie werden von den Polizeibehörden geduldet, die nur den bestrafen, der ein solches Plakat beschädigt.
3. Bericht: In Herxheim am Berg (545 Einwohner) war ein jüdischer Viehhändler von einem Bauern aufgefordert worden, zum Verkauf bereites Vieh anzusehen. Der Viehhändler kam auch, wurde mit dem Bauern handelseinig und wollte Weggehen, um ein Fuhrwerk zu holen. Mittlerweile hatten sich vor dem Hause eine Anzahl Burschen zusarn-mengerottet, die den Viehhändler mit Hieben davonjagten. Ein gerade auf der Straße stehender anderer Bauer, der dem Schauspiel zusah, öffnete sein Hoftor, gab dem Juden Unterschlupf bis zum Abend und brachte ihn dann zu seiner Wohnung. Als der Bauer zurückkam, waren SA-Leute aus der ganzen Umgebung versammelt. Sie riefen erst im Sprechchor: „Heraus mit dem Judenknecht“ und drangen dann in das Haus ein, das sie vollständig demolierten. Die ganzen Möbel, alles Geschirr, alle Fensterscheiben wurden zerschlagen. Einige Demonstranten wurden in Haft genommen, aber nach 24 Stunden wieder freigelassen.
4. Bericht: Dem Wirt vom Dürkheimer Faß war auf Drängen der NSDAP gekündigt worden, weil er bei einem Juden Fleisch gekauft hatte. Der Wirt legte gegen diese Kündigung Beschwerde bei einem Schiedsgericht, bestehend aus Bürgermeister Imbt, Dürkheim, dem Dürkheimer Nazirechtsanwalt Ferkel und einem Wirt von Zweibrücken ein. Die Beschwerde wurde abgelehnt. Der Wirt sollte das Faß am 1.10. räumen. Die Kosten des Urteils betragen 8000 Mark zu Lasten des Wirts. Da aber bekanntlich Mitte September der berühmte Dürkheimer Wurstmarkt stattfindet, wollte man unter keinen Umständen den Wirt bis zum Oktober auf dem Faß lassen. Bürgermeister Imbt bekam jedoch vom Bezirksamt Neustadt den Bescheid, daß keine Handhabe bestehe, den Wirt früher an die Luft zu setzen. Imbt schrieb zurück, er werde Mittel und Wege dazu finden.
Einige Tage nach diesem Briefwechsel mit dem Bezirksamt Neustadt versammelten sich abends gegen 9 Uhr etwa 300 SA-Leute vor dem „Faß“ und machten mit Sprechchören und Rufen einen solchen Skandal, daß die Polizei „gezwungen“ war einzugreifen und das „Faß“ zu schließen. Die Metzgerei des Wirtes am Römerplatz wurde ebenfalls geschlossen.
Die SA zog nach dieser Heldentat in die Kellerei Schuster, dem Hauptinteressenten an dem ganzen Kesseltreiben. Dort wurden sie bewirtet. Nach Mitternacht zog der ganze Trupp vor das Haus des Juden Franz Löb und begann dort im Sprechchor: „Heraus mit dem Rassenschänder“ zu rufen. Ein durchaus glaubhafter Zeuge versichert, gehört zu haben, wie ein SA-Mann sagte: „Jetzt schießen wir und sagen dann, der Jude ist es gewesen.“ Tatsächlich fielen auch zwei Schüsse. Als sich auch darauf im Hause des Juden nichts rührte, kletterte man über den Gartenzaun, drang in das Haus ein, das von oben bis unten, allerdings resultatlos durchstöbert wurde, da Löb zufällig verreist war. Nachdem man etwa zwei Stunden randaliert hatte, kam endlich Polizei, die nur einen Steinwurf entfernt ihr Büro hat und ebenso gut, wie die Nachbarschaft, den Lärm gehört haben mußte. Festgenommen wurde natürlich niemand.
Baden, 1. Bericht: Während wir im Grenzgebiet bis vor kurzem nicht viel von einem Kampf gegen die Juden gemerkt haben, ist dies seit einigen Wochen anders geworden. Das Vorgehen gegen die Juden setzt mit einer Wucht ein, die geradezu überrascht hat. Man war allgemein der Ansicht, daß hier im Grenzgebiet eine gewisse Rücksichtnahme geübt werden würde, aber dies ist nicht der Fall.
Die Stimmung der Bevölkerung über das Vorgehen gegen die Juden ist verschieden. Während ein Teil davon natürlich begeistert ist, wird andererseits das Vorgehen von vielen verabscheut. Bis vor wenigen Tagen konnte man von einem geringeren Besuch der jüdischen Geschäfte nicht sprechen. Auf die scharfen Zeitungsartikel hin und auf die Drohungen, die Namen der Käufer in den Zeitungen zu veröffentlichen, haben es jedoch viele mit der Angst zu tun bekommen und getrauen sich nicht mehr in ein jüdisches Geschäft. Viele Beamte, die durch ihre Frauen die Einkäufe noch in diesen Läden machen ließen, haben nun nicht mehr den Mut dazu.
2. Bericht: Besondere Aktivität entfalten die Nazis in Müllheim. Einer der Haupttreiber in Müllheim ist der Zahnarzt Dr. Michel, der s. Zt. die Ortskrankenkasse um einige tausend Mark betrogen hat.
Die Nazis machen Propaganda für den Plan, den Juden keine Lebensmittel mehr abzugeben.
Am letzten Montag war Viehmarkt. Alle Leute, die sich mit Juden unterhielten, wurden durch die Nazis fotografiert; die Bilder wurden vergrößert und in öffentlichen Lokalen aufgehängt. Darüber entstand große Empörung. Der Viehmarkt war sehr schlecht besucht, die Bauern mußten ihr Vieh zum größten Teil wieder mit nach Hause nehmen. Als besondere Sensation hatte man eine Puppe als Juden ausgestopft, auf die solange eingehauen wurde, bis sie zerplatzte.
3. Bericht: Der Kampf gegen die Juden vollzieht sich mit aller Gemeinheit und Brutalität. Täglich kommen die unglaublichsten Dinge vor. Man muß sich wirklich fragen, ob wir denn eigentlich noch unter Kulturmenschen leben.
Der Anfang August stattgefundene Saison-Ausverkauf in Mannheim war der Zeitpunkt des schärfsten Boykotts. Plakate wurden geklebt, Posten aufgestellt und Käufer fotografiert. In die Verkaufsräume warfen die braunen Helden Stinkbomben und Niespulver und bildeten Sprechchöre: „Kauft nicht beim Juden“. „Wer beim Juden kauft ist ein Volksverräter“ usw.
Mit allen erdenklichen Schikanen wollten die Nazis den jüdischen Geschäftshäusern den Verkauf unmöglich machen. Die Aktion war jedoch so von Mißerfolg gekrönt, daß sich die Herren unsterblich blamiert haben. Es war der erste sichtbare Beweis, daß das Volk ihre großen Töne nicht mehr fürchtet. Die jüdischen Warenhäuser machten einfach glänzende Geschäfte. Schmoller und Rotschild mußten sogar zweimal in den 8 Tagen vorübergehend wegen Überfüllung schließen. Kurzum, die Aktion ist von der Bevölkerung gut pariert worden.
Seit dem 28. August haben alle Mannheimer Gaststätten das Plakat: „Juden sind unerwünscht“ an den Fenstern angebracht. Gesetz ist es nicht, aber wer es nicht anbringt, ist ein Saboteur und hat zu erwarten, daß er in Haft kommt. So hat sich der Inhaber des großen Mannheimer Speiselokals „Zur Landkutsche“, J. Schlipf, gewehrt, das Plakat anzubringen, weil er zahlreiche jüdische Besucher hat infolge der Nähe der Börse. An Börsentagen speisten dort immer 100 bis 120 Nichtarier zu Mittag. Am 2. August zog daraufhin eine „erregte Volksmenge“ vor das Lokal und nahm den Wirt in Haft. Das Ergebnis: der Wirt hat 120 gute Gäste verloren. Zwei Kellner wurden arbeitslos und die Lieferanten des Wirtes auftragslos. Aber: die nationale Ehre ist gerettet.
Etwas anders ist eine ähnliche Aktion in Hockenheim, Amt Mannheim, verlaufen. Die Eheleute Karl Seitz betreiben dort schon seit 22 Jahren das „Hotel zur Kanne“. Unter den Stammgästen befinden sich viele jüdische Zigarrenfabrikanten. Am 10. August verlangte der Bürgermeister von Hockenheim von der Wirtin, daß sie von nun an den Juden das Lokal verbiete. Die Frau antwortete, daß sie dies nicht tun werde, da die Leute vielfach schon seit 20 und mehr Jahren bei ihnen verkehren. Daraufhin wurde der Bürgermeister tätlich gegen die Frau und schlug sie ins Gesicht, so daß sie aus Mund und Nase blutete. Der Wirt sprang hinzu und traktierte den Bürgermeister mit einem Gummiknüppel, darart, daß er 8 Tage das Bett hüten mußte.
Die große Mehrheit der Bevölkerung hat sich über das blaue Gesicht ihres Stadtoberhauptes köstlich gefreut. Der Wirt hatte von der Stunde an ein noch besseres Geschäft.
4. Bericht: Die amtlich angeordnete Judenhetze der letzten Wochen wird mit den aufreizendsten Propagandamitteln in Bewegung gesetzt. Trotzdem kann schon jetzt gesagt werden, daß diese Judenschlacht das Schicksal der Arbeitsschlacht teilen wird. Das heißt, außer einer vorübergehenden Ablenkung und einer Beruhigung der braunen Kämpfer wird nichts herauskommen, weil der überaus größte Teil der Bevölkerung diesem Treiben absolut teilnahmslos gegenüber steht, es zum Teil sogar scharf abweist.
5. Bericht: Der derzeitige Oberbürgermeister von Freiburg, Pg. Dr. Kerber, früher Weinhändler, läßt alle städtischen Beamten einen Revers unterschreiben, daß sie und ihre Angehörigen nichts bei Juden kaufen, sonst würde fristlose Entlassung erfolgen. Ebenso sei das Grüßen von Juden verboten.
6. Bericht: In Randegg wurde am 31. 8. der jüdische Pferdehändler Karl Weil wegen Rassenschande festgenommen. Über sein Schicksal erfuhr man erst etwas, als er in das Singener Krankenhaus eingeliefert wurde und von dort wegen der schweren Verletzungen in die Freiburger Klinik kam. Nach den Berichten der Randegger wurde vor seinem Hause eine Demonstration veranstaltet, bei der er, als er sich durch eine Stalltüre hinten am Hause retten wollte, von SA-Leuten angeschossen wurde. Die nahen Schweizer Zeitungen griffen den Vorfall auf und stellten den Sachverhalt dar. Die Naziblätter versuchten zunächst, diesen Terrorfall zu bagatellisieren; erst nach 10 Tagen veröffentlichte die „Bodensee Rundschau“ einen langen Artikel, in dem behauptet wurde, K. Weil sei von einem Beamten verhaftet, habe jedoch einen Fluchtversuch unternommen. Im Artikel heißt es weiter: „Er lief selbst nach Abgabe eines Schreckschusses weiter. Erst ein zweiter Schuß in den rechten Unterarm brachte ihn zum Stehen. Der Jude Weil wurde darauf sofort nach Singen überführt. Hier stellte sich heraus, daß er außer der Armverletzung auch eine Schußverletzung an der Hüfte davongetragen hatte.“ Diese Darstellung wird angezweifelt. Die Leute sagen allgemein, wenn es so wäre wie es im Zeitungsartikel steht, dann hätte man schon am anderen Tage etwas erfahren.
Hessen, 1. Bericht: Der Kampf gegen die Juden wird mit allen Mitteln fortgesetzt. Jetzt wird auch die Hitlerjugend in diesen gehässigen Kampf eingespannt. Die Kinder werden auf ein Lastauto geladen und schreien im Sprechchor: „Juda verrecke“. Oder sie marschieren durch Straßen, in denen Juden wohnen und singen: „Wenn das Judenblut vom Messer rinnt, dann gehts noch mal so gut.“, oder das andere „Kampflied“: „Köpfe rollen, Juden heulen“. Die Kaufmannslehrlinge werden für den Berufskampf im Maschinenschreiben ausgebildet, indem sie unendlich oft Zettel mit folgendem Inhalt schreiben müssen: „Haltet die Anlagen und die Bäder frei von jüdischem Ungeziefer, denn es ist schlimmer als die Wanzen.“ Natürlich müssen die Zettel auch verbreitet werden und diese Verbreitung bereitet dann die bekannten Ausschreitungen vor. Die so angestachelten Rowdy-Instinkte toben sich aber nur an den proletarischen Juden aus, an die gutgekleideten, wohlhabenden Juden getraut man sich nicht heran. Denen wird höchstens einmal ein halblautes Schimpfwort nachgerufen, wenn sie außer Hörweite sind.
2. Bericht: In Frankfurt ist ein Streit um den „Stürmer“ und seinen Vertrieb entstanden. Die Veranlassung dazu gab folgender Vorfall: Der „Stürmer“ veröffentlichte in der Nr. 19 den Faksimileabdruck einer Rechnung des jüdischen Schuhgeschäfts Speyer an die Stadt Frankfurt für Schuhe an Wohlfahrtsempfänger. Oberbürgermeister Krebs verlangte, daß der Vertrieb dieser Stürmernummer in Frankfurt verboten werde; Polizeipräsident Beckerle entsprach diesem Verlangen jedoch nicht. Krebs forderte nun ein Verbot, den „Stürmer“ öffentlich anzuschlagen, aber auch das wurde vom Gauleiter Sprenger abgelehnt. Nun hat der Oberbürgermeister den Zeitungen eine Richtigstellung übersandt und die ihm unterstellten Behörden angewiesen, die Aushängekästen von den städtischen Plätzen zu entfernen.
3. Bericht: In Wiesbaden wird die Entjudung der Geschäftswelt mit allem Nachdruck betrieben. Jetzt ist das bekannte Kaufhaus Blumental in den Besitz des bisherigen Rayonchefs Krüger (SA-Sturmführer) übergegangen. Das Modenhaus Herz übernahm der Geschäftsführer Bender. Das Modenhaus Gutmann der Reklamechef Gibbrich. Wo diese Angestellten auf einmal das Geld herhaben, ist unbekannt geblieben. Im Kaufhaus Blumental wurden sofort etwa 50 Angestellte, darunter 17 Juden, gekündigt.
In der Wagmanstraße betreibt der Amtswalter der PO., Beckel, die Entjudung. Er selbst übernahm eine jüdische Althandlung und wurde jetzt wegen Hehlerei zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.
Die Frau des verstorbenen Juden Rosenblum wurde von dem gleichen „Amtswalter“ Beckel zur Zahlung einer größeren Summe Geldes an die NSV veranlaßt. Dafür erhielt sie ein Schild „Deutsches Geschäft“, das sie an der nun auf die Firma Gertrud Binner (Mädchenname) umgetauften Firma Rosenblum angebracht hat. Es geht eben alles.