Die SoPaDe berichtet
In der Mai/Juni-Ausgabe 1934 heißt es in den Deutschland-Berichten“:
Der Gegensatz zur SA, der die Stimmung beherrscht, kommt nur bei günstiger Gelegenheit zum Vorschein. So wird aus Bremen folgender Vorfall berichtet:
„Einige SA-Leute griffen auf der Straße einen Juden auf und schafften ihn in ihre Kaserne, das Gosselhaus. Dort sollte er verprügelt werden. Einige Passanten beobachteten den Vorfall und mobilisierten eine Polizeistreife. Die Polizeibeamten versuchten in die SA-Kaserne einzudringen, um den Juden zu befreien. Doch die SA-Wache im Gosselhaus hielt die Beamten unter Bedrohung mit der Schußwaffe vom Eindringen zurück. Die Polizei zog unverrichteter Sache ab, erstattete jedoch Meldung. Von den Polizeiinstanzen verschob eine die Verantwortung auf die nächste, bis der Vorfall an den Polizeisenator Laue herangebracht wurde. Laue, ein mächtiger Mann, Mitglied der Handelskammer, mit guten Beziehungen zu den Bremer Patriziern, gab den Befehl zum Einsatz der stärksten politischen Machtmittel. Nachts fuhren zwei Überfallwagen vor dem Gosselhaus vor. Die Beamten trugen Stahlhelm und waren mit Karabinern bewaffnet. SA wurde mit Gummiknüppeln und Karabinerkolben niedergeschlagen und das Haus besetzt. Vier Rädelsführer des SA-Widerstandes wurden verhaftet. Sie kamen vor den Schnellrichter und erhielten 9 Monate Gefängnis.
Inzwischen setzten umfangreiche Verhandlungen ein. Der SA-Gruppenführer Freiherr v. Schorlemmer, seinem Range nach ein mächtiger Mann in ganz Nordwestdeutschland, kämpfte um sein Ansehen bei der SA. Doch der Arm des Polizeipräsidenten reichte weiter. Seine Hintermänner machten in Berlin, insbesondere auch beim Reichswirtschaftsminister, darauf aufmerksam, daß bei den engen Beziehungen zwischen Bremen und dem Ausland solche Vorfälle nicht geduldet werden könnten. In der Tat wurde die Forderung der SA, den Senator Laue seines Amtes zu entheben, abgelehnt. Stattdessen wurde Herr von Schorlemmer in die Wüste geschickt. Um vor der Öffentlichkeit jeden Skandal zu vermeiden, wurde der Presse verboten, über die Vorgänge zu berichten und nach drei Tagen durfte die SA sogar wieder im Gosselhaus Einzug halten.“