VB-Artikel über Goebbels-Rede
Am 23. Juni 1938 berichtet der „Völkische Beobachter“ über Joseph Goebbels’ Rede im Berliner Olympiastadion, in der er neue antijüdische Maßnahmen angekündigt hatte:
Goebbels kündigt an:
Gesetzliche Maßnahmen zur Ausschaltung des jüdischen Einflusses in der Wirtschaft Scharfe Zurückweisung jüngster jüdischer Unverschämtheiten
Berlin, 22. Juni.
Lodernd und züngelnd schlugen aus dem Holzstoß inmitten des breiten Ringes der 6000 Fak-kelträger die Flammen zum nächtlichen Himmel empor, als der Gauleiter von Berlin, Reichsminister Dr. Goebbels, im strahlend weißen Licht der Scheinwerfer an das Rednerpult trat, um der Sonnwendfeier seines Gaues durch eine packende und mitreißende Rede Inhalt und Weihe zu geben. Jubelnde Heilrufe drangen von allen Rängen des weiten Stadions zur hochragenden Ehrentribüne herüber, als Dr. Goebbels das Wort nahm.
Er begann bei dem Sinn der Feier: Der Nationalsozialismus habe den alten germanischen Brauch der Sonnwendfeier aus dem Erleben unserer Tage wieder zu Ehren gebracht, habe Brauchtum der Väter und Empfinden des modernen Menschen des 20. Jahrhunderts verschmolzen. Fast wie ein Märchen mutet es an, wenn auch inmitten des Häusermeeres und der endlosen Asphaltstraßen dieser 4*/2- Millionenstadt das Fest der Sonnenwende feierlich begangen werde. Man schimpfe auf dieses Berlin und nenne es herzlos und unromantisch. Das aber, so betonte Dr. Goebbels unter dem begeisterten Beifall der 120 000 Männer und Frauen seines Gaues, könne nur der sagen, der Berlin und den Berliner nicht kenne. Mit Begeisterung nahmen die Massen die Erklärung des Gauleiters auf, daß er nach zwölfjähriger Tätigkeit in der Reichshauptstadt auch sich selbst mit Stolz zu diesen Berlinern rechne. Zwar pflege dieser Menschenschlag nicht das Herz auf der flachen Hand zu tragen, wohl aber schlage sein Herz heiß und leidenschaftlich für Glück und Ehre der Nation. Treffend charakterisierte Dr. Goebbels den Berliner als einen Menschen, der rauh, aber herzlich sei und dessen rauhe und harte Schale ein weiches, verstehendes und mitfühlendes Herz umschließe.
Dr. Goebbels verwies in diesem Zusammenhang auf die grandiosen Baupläne des Führers, deren Ziel es sei, Berlin zur wahrhaften Hauptstadt einer neuen Großmacht Deutschlands, zur würdigen Repräsentantin des neuen Reiches zu machen. Mit stürmischem Beifall unterstrichen die Massen die Erklärung, daß der Berliner stolz darauf sei, an dieser großen Aufgabe der Neugestaltung der Reichshauptstadt mitwirken zu können.
Der Nationalsozialismus habe in einem harten siebenjährigen Kampf diese große Aufgabe vorbereitet, und wenn es ihm gelungen sei, aus der ehemals nach Moskau rötesten Hauptstadt Europas eine echte deutsche Stadt zu machen, so habe er wohl zweifellos auch ein Recht darauf, daß die Ergebnisse dieses Kampfes nicht in Zukunft wieder verlorengingen. Tosender Beifall erhob sich hüben und drüben auf den Rängen, als der Gauleiter in diesem Zusammenhang erklärte:
„Wir haben nicht sieben Jahre in Berlin gegen das internationale Judentum gekämpft, damit es sich heute im nationalsozialistischen Berlin beinahe breiter macht als je zuvor. Gegen diese provokative Haltung des internationalen Judentums in Berlin müssen wir schärfstens protestieren. “
Mitunter habe man fast den Eindruck, daß sich die Juden in Berlin noch genauso wohl fühlten wie in den Zeiten vor unserer Revolution, und sie fänden offenbar noch Gelegenheit genug, in Berlin ihre schmutzige Geschäftemacherei den Augen der Öffentlichkeit zu entziehen. Entrüstete Pfuirufe wurden im ganzen Stadion laut, als Dr. Goebbels ausrief: „Ist es nicht geradezu empörend und treibt es einem nicht die Zornesröte ins Gesicht, wenn man bedenkt, daß in den letzten Monaten nicht weniger als dreitausend Juden nach Berlin eingewandert sind?“
Was wollen die hier? (Erregte Rausrufe.) Wahre Beifallsstürme erhoben sich im Stadion, als Dr. Goebbels fortfuhr: „Sie sollen dahin gehen, woher sie gekommen sind, und sie sollen uns nicht noch weiter lästig fallen. Sie sollen nicht so tun, als wenn es eine nationalsozialistische Revolution überhaupt nicht gegeben hätte.“
Mit Nachdruck betonte dann Dr. Goebbels, daß die Auseinandersetzung mit dem internationalen Judentum in Berlin legal und streng nach dem Gesetz von der Partei und vom Staate und nicht von der Straße vollzogen werde. Im übrigen würde schon durch gesetzliche Maßnahmen dafür gesorgt, daß in absehbarer Zeit der jüdische Einfluß auch in der Wirtschaft gebrochen werde.
Er richte das Ersuchen an die Juden, nicht weiterhin so provokatorisch in der Öffentlichkeit aufzutreten. Die Bevölkerung forderte er auf, Disziplin zu halten, nicht zu Einzelaktionen zu schreiten und dem Staate das Weitere zu überlassen.
Dr. Goebbels gab vor allem den nach Berlin in der jüngsten Zeit zugewanderten Juden den dringenden Rat, Berlin möglichst schnell wieder zu verlassen. Wenn sich im übrigen die marxistisch-jüdische Auslandspresse so sehr für die Zurückweisung jüdischer Unverschämtheiten interessiere und von Unterdrückung spreche, so könne er nur empfehlen, sich näher mit der Terrorisierung und brutalen Unterdrückung von 3 V2 Millionen Deutschen in einem anderen Lande zu befassen.
„Deutschland will“, so erklärte der Minister unter immer wiederholten stürmischen Zustimmungskundgebungen der Hunderttausend, „den Frieden, aber nicht den Kirchhofsfrieden, der in Versailles organisiert werden sollte.
Wenn man im Ausland etwas für den Frieden tun will, dann soll man möglichst schnell dafür sorgen, daß die unhaltbaren Bedingungen dieses Vertrages verschwinden. Wenn die Völker eins aus dem Kriege gelernt haben müßten, dann wäre es die Tatsache, daß es im 20. Jahrhundert nicht mehr möglich ist, auf die Dauer Volk von Volk zu trennen.
Wenn ich also bei dieser festlichen Gelegenheit erneut an die Welt appelliere und von ihr Einsicht und Vernunft fordere, so tue ich das nicht als Chauvinist, sondern als Mensch mit gesundem Menschenverstand. Deutschland bildet keine Kriegsgefahr; es will nur, daß die Elemente, die Ursachen kommender Kriege in sich schließen, beseitigt werden.
Deutschland will nur sein Lebensrecht. Es kann auf sein Lebensrecht gar nicht Verzicht leisten, und wir haben auch keineswegs die Absicht, uns für dauernd in die Kategorie der Habenichtse einreihen zu lassen. Diese große Lehre hat uns der Führer gelehrt. Er hat unserem Volke seinen nationalen Stolz zurückgegeben. Das war vielleicht unter seinen vielen Taten die größte Tat.“
Es könne „uns alle mit tiefem Stolz erfüllen“, so fuhr Dr. Goebbels fort, „in dieser Millionenstadt, deren Bevölkerung vor sechs Jahren noch in Dutzende von Parteien zerfiel, nun auf dieses einheitliche, geschlossene, wogende Menschenmeer zu schauen, das doch wiederum nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus dem großen 75-Millionen-Volk sei, das sich kraft seiner Größe, seines Mutes und seiner Intelligenz eine glückliche nationale Zukunft erobern werde.
Dieser festliche Abend sei für uns mehr als eine romantische Gefühlsduselei, und wenn ich bei diesem Anlaß von Politik spreche, dann deshalb, weil die Politik der Inbegriff unseres nationalen Lebens sei, weil unser Volk politisch geworden und weil jeder Deutsche politisch zu denken und politisch zu handeln entschlossen sei.
Was wäre aber diese Politik“, so schloß Dr. Goebbels,„ohne ihre tragende Idee und ohne ihren führenden Mann? Ich glaube, wenn dieses Volk seinem Führer so treu bleibt, wie der Führer seinem Volke treu bleibt, dann braucht uns um die Zukunft nicht bange zu sein. Deshalb wollen wir es aufs neue geloben im Scheine dieser niedersinkenden Flamme: Dem Volke unsere Arbeit, dem Führer unser Flerz! Die Nation, das Reich, der Führer - Sieg-Heil!“
Begeistert stimmen die 120 000 in den Gruß an den Führer ein, und feierlich klingen, das Treuegelöbnis bekräftigend, die Hymnen der Nation zum nächtlichen Himmel empor. Anhaltende, immer wiederholte Beifallskundgebungen, die die Versammelten dann dem Gauleiter und Reichsminister darbrachten, bestätigten, wie sehr er seinen Berlinern aus dem Herzen gesprochen hatte.