Grenzübertritt bei Neu Bentschen
Ein aus Altona deportiertes Ehepaares beschreibt den unwürdigen Grenzübertritt folgendermaßen:
„Dann begann ein schrecklicher Marsch von etwa sieben Kilometern, ohne, dass man auf die körperlichen Fähigkeiten der einzelnen Leute Rücksicht genommen hätte. Wenn jemand sein Gepäck nicht mehr tragen konnte oder zurückblieb, nahm man ihm die Habseligkeiten ab und warf sie fort. Wer nicht mitkam, wurde geschlagen. Endlich kamen wir an der Grenze an. [...] Auf der polnischen Seite stand ein einsamer Grenzschützer mit einem verrosteten Gewehr. Er wollte niemanden passieren lassen. Die Deutschen aber drängten von hinten gewaltsam nach und sagten: ‚Ihr werdet euch wohl nicht von einem einzigen Mann aufhalten lassen!‘ Endlich formierten einige junge Männer eine Kette, gingen unter dem Schlagbaum durch und riefen den polnischen Posten an: ‚Schieß doch auf uns!‘ Von polnischer Seite schoss man nun ein paar Mal in die Luft, doch die Menschenmenge drängte heran, und kaum war der Schlagbaum aufgegangen, gelangte die ganze Marschkolonne auf die polnische Seite. [...] Zwischen etwa zehn Uhr und ein Uhr nachts blieben wir im Wald, es regnete. Dann kam die Erlaubnis der polnischen Regierung, uns nach Zbqszyn hineinzulassen. [...] Die größte Gruppe - etwa 700 Personen - war gegen 9:30 abgeschoben worden. [...] Diese Gruppe saß noch auf deutschem Boden in der Nähe der polnischen Grenze und weigerte sich, sich auf polnisches Gebiet zu begeben. Weil die Kräfte von Polizei und Grenzschutz nicht ausreichten, holten die Deutschen eine Kompanie reguläre Soldaten herbei, die mit aufgepflanzten Seitengewehren auf die Sitzenden losgingen. Sie schlugen und sie traten auf sie ein. Mit den Bajonetten und Kolben ihrer Gewehre zwangen sie die Deportierten zum Übertritt nach Polen.“