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Chronik und Quellen
1934
Juli 1934

Die Gestapo Trier berichtet

Die Gestapo Trier berichtete über den Monat Juli 1934:

„Die jüdischen Vereine haben im vergangenen Monat eine verhältnismässig starke Tätigkeit entfaltet. Neben den in Trier bereits seit längerer Zeit bestehenden Vereinen, dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, dem Zentralverein Deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens und dem israelitischen Frauenbund, sind im Laufe dieses Monats noch eine besondere Jugendgruppe und eine Kindergruppe neu gegründet worden. Ferner ist eine sogenannte deutschjüdische Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen worden, die zur Zeit ca. 20 jüdische Mädchen im Alter von 19-24 Jahren umfasst, die der deutschjüdischen Jugend in Berlin angeschlossen werden soll und in ihren Heimabenden jüdische Geschichte pflegen will. All diese Neugründungen und Bestrebungen haben unverkennbar zum Ziel, durch die Pflege jüdischer Geschichte und Tradition bei der heranwachsenden jüdischen Jugend Rasse- und Nationalgefühl für den erstrebten jüdischen Nationalstaat Palästina zu wecken und ein Gleichgültigkeitswerden der einzelnen Juden zu verhindern. Dem gleichen Ziel dienen auch die verschiedenen Versammlungen, die hauptsächlich in der Stadt Trier veranstaltet worden sind. So hat die zionistische Ortsgruppe eine von 220 Personen besuchte Versammlung, mit einem Dr. Stass aus Frankfurt als Redner, veranstaltet, in der über die Arbeit Herzels   als Gründer der zionistischen Bewegung gesprochen wurde. In einer Versammlung des jüdischen Jugendbundes sprach ein Dr. Wiletski aus Jerusalem über Fragen Palästinas.

Im geschäftlichen Leben konnte beobachtet werden, daß das in Trier bestehende jüdische Warenhaus ebenso wie das Einheitspreisgeschäft „Porta“ nach wie vor besonders von den sozial schlechter gestellten Bevölkerungsschichten und der Landbevölkerung sehr stark besucht wird. In den übrigen jüdischen Geschäften soll dagegen immer noch eine langsame Abwanderung der Käufer festzustellen sein.

Im Kreise Bernkastel hatte der Kreisleiter eine parteiamtliche Judenboykott-Aktion in Angriff genommen. Im Verlauf dieser Aktion wurden an sämtlichen Dorfeingängen grosse Schilder und Plakate mit Aufschriften wie „Juden unerwünscht“ usw. angebracht. Da dieses Verhalten aus politischen Gründen nicht tragbar schien und auch den Absichten und wiederholten Erlassen der Reichsregierung nicht entspricht, ist gemeinsam mit dem Gauleiter die Entfernung der angebrachten Schilder veranlasst worden.“

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