Die Gestapo Düsseldorf berichtet
Die Gestapo Düsseldorf berichtete über den Monat Juli 1935:
„Im Bereich der Staatspolizeistelle Düsseldorf wurden sämtliche Versammlungen der jüdischen Organisationen, die nicht auf rein zionistischer Grundlage stehen, gemäß § 1 der V.O. zum Schutze von Volk und Staat vom 28.2.33 bis auf weiteres verboten. Die Versammlungen der nicht unter das Verbot fallenden Organisationen werden scharf überwacht. Die jüdische Vereinstätigkeit hat infolge dieser Maßnahmen und auch mit Rücksicht auf die Reisezeit im Berichtsmonat stark nachgelassen. Die Bestrebungen zu einem immer festeren Zusammenschluß der Juden sind jedoch nach wie vor zu beobachten.
An bemerkenswerten Veranstaltungen haben stattgefunden: Im jüdischen Gemeindehaus in Mülheim a.d. Ruhr eine Arbeitstagung der jüdischen Lehrer und Rabbiner der Kreise Essen und Duisburg, zu der sich 18 Personen eingefunden hatten. Es wurde über Josua, Kap. 15-17 und Auerbachs Werk „Wüste und gelobtes Land“ gesprochen. Es handelte sich um eine rein religiöse Veranstaltung.
In einer Frauenversammlung der zionistischen Ortsgruppe Essen sprach Dr. Neuberger aus Düsseldorf über die zionistischen Bestrebungen bezüglich der Palästina-Auswanderer. U.a. führte er aus, daß die zionistischen Bestrebungen bereits vor 15 Jahren in einer liberalistischen Zeit mutig vertreten worden seien, aber wenig Beachtung gefunden hätten. Auch in England und Amerika hätten die zionistischen Bestrebungen sehr erfreuliche Fortschritte gemacht. Zu verwerfen sei, daß Juden zur Einwanderung nach dem unter englischer Hoheit stehenden Palästina zugelassen würden, die keine Zionisten seien, denen aber für die Erlangung der Staatsangehörigkeit reichlich Geldmittel zur Verfügung ständen. Das Bestreben der Zionisten gehe dahin, nicht um eine Staatsangehörigkeit zu betteln, sondern daß ihnen ohne weiteres mit einer Ansiedlung in Palästina die eigene Staatsangehörigkeit zugebilligt werde. Der Redner forderte zum Schluß zur regen Mitarbeit und finanziellen Unterstützung auf.
Die zionistische Gemeinde in M.Gladbach führte in dem jüdischen Gemeindehaus den Palästina-Tonfilm „Land der Verheißung“ vor. Anwesend waren ca. 150 Personen.
Auf einem Sportplatz in M.Gladbach fand ein Sportfest des jüdischen Makkabi-Kreises statt. Hieran nahmen Sportvereine aus Essen, Düsseldorf, Köln, Münster, Jülich, Wuppertal, Duisburg, Iserlohn, Bochum, Recklinghausen und Hagen teil. Insgesamt waren etwa 350 Personen auf dem Sportplatz versammelt.
Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, Ortsgruppe Wesel, hielt eine Mitgliederversammlung ab, die von 10 Mitgliedern besucht war. Neben internen Vereinsangelegenheiten wurde auch das neue Wehrgesetz besprochen. Der Vorsitzende, Dr. med. Harff, Wesel, erwähnte hierbei, daß Juden, die bei der Musterung für tauglich befunden würden, den Antrag auf Einstellung stellen sollten.
In der Synagoge in Emmerich hielten die Juden eine geschlossene Versammlung ab, in der der Geschäftsführer der zionistischen Vereinigung Seidenberg aus Düsseldorf, über das Thema „Palästina und die Juden in Deutschland“ sprach. Seidenberg betonte die Zweckmäßigkeit, die gesamte jüdische Jugend dem Zionismus zuzuführen, weshalb er bereits die Jugend für die Auswanderung nach Palästina vorbereite. Es sei aber erforderlich, die Jugend jetzt schon dazu anzuhalten, ein Handwerk zu erlernen, damit ein jeder bei der Urbarmachung des Landes seinen Platz ausfüllen könne.
Das in der letzten Zeit immer mehr bekannt werdende schamlose Auftreten der Juden und ihr noch anhaltender Verkehr mit arischen Mädchen hat die Bevölkerung wieder zu Gegenmaßnahmen veranlaßt. So haben vor dem jüdischen Metzgergeschäft Servos, Inhaberin Wtw. Servos, deren 26jähriger Sohn beschuldigt wird, unzüchtige Handlungen an einer Hausangestellten vorgenommen zu haben, an mehreren Tagen Demonstrationen stattgefunden, die jedoch zu keinerlei nennenswerten Zwischenfällen führten. Servos wurde festgenommen und dem Amtsgericht in Oberhausen zugeführt, das Haftbefehl gegen ihn erlassen hat.
Veranlaßt durch das provozierende Verhalten der Dormagener Juden und insbesondere durch das aufreizende Benehmen des Juden Bernhard Katz, veranstaltete die dortige Bevölkerung eine Kundgebung, bei der die Entfernung des Juden Katz gefordert wurde. Katz, der nach Düsseldorf geflüchtet war, mußte vorübergehend zu seinem eigenen Schutz in Polizeigewahrsam genommen werden. Eine Wiederkehr des Juden würde bei der Bevölkerung größte Erregung hervorrufen.
Auf Grund eines Artikels im „Stürmer“ mußten in Jüchen der jüdische Viehhändler Frenkel und die Ehefrau eines dortigen Einwohners in Schutzhaft genommen werden, weil mit Kundgebungen der Bevölkerung gegen diese zu rechnen war. Der Jude, der im Gerichtsgefängnis in M.Gladbach untergebracht worden war, verübte Selbstmord, indem er sich vom dritten Stock des Gefängnisses herunterstürzte.
Auch in Leverkusen mußten zwei Mädchen, die Verkehr mit Juden unterhielten, in Schutzhaft genommen worden.
An dem Eingang des Stadions Mülheim a.d. Ruhr wurde inzwischen ein Transparent mit folgender Aufschrift angebracht: „Juden sind hier nicht erwünscht! Jude, ich rate Dir, bade im Jordan, aber nicht hier!“ Ferner ist ein Brustbild angebracht, das einen badenden Juden darstellt. Weiter wurden an dem jüdischen Konfektionsgeschäft Lewin in Mülheim a.d. Ruhr zwei Fensterscheiben im Gesamtwert von 1200 Mark zertrümmert. Die Täter konnten noch nicht ermittelt werden.
Wegen rasseschänderischer Betätigung mußte in Rheydt der Kaufmann Siegfried Levy festgenommen werden. Levy, der in M.Gladbach eine mechanische Kleiderfabrik betreibt, hat noch in letzter Zeit mehrere bei ihm beschäftigte Mädchen unter Ausnutzung des Abhängigkeitsverhältnisses geschändet. Der Richter hat Haftbefehl erlassen.
In diesem Zusammenhang ist noch erwähnenswert, daß in Düsseldorf zwei Lehrmädchen in Schutzhaft genommen wurden, die ein Liebesverhältnis mit Chinesen unterhielten. Ein Mädchen ist bereits im 4. Monat schwanger. Gegen die beteiligten Chinesen ist die Ausweisung beantragt.
Im übrigen ist die Beobachtung gemacht worden, daß sich in letzter Zeit allenthalben eine stärkere Zurückhaltung unter den Juden bemerkbar macht. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, den Grund hierfür in der verstärkten antisemitischen Aufklärung über das schamlose Verhalten der jüdischen Mädchenschänder in der nationalsozialistischen Presse, besonders dem „Stürmer“ zu suchen. In den verschiedensten Kreisen der Bevölkerung konnte leider immer noch nicht die Feststellung gemacht werden, daß auch hier die Erfordernisse der Zeit erkannt worden sind. Nach wie vor werden von weiten Kreisen der Bevölkerung die jüdischen Warenhäuser und Ramschläden bei den Einkäufen wegen der angeblich billigeren Preise bevorzugt.“