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Chronik und Quellen
1942
August 1942

Vernehmungsprotokoll der Gestapo - Grenzpolizeikommissariat Bregenz

Heinrich Heinen sagt am 21. August 1942 vor der Gestapo Bregenz aus, dass er seine Verlobte Edith Meyer aus dem Getto Riga befreit hat und mit ihr in die Schweiz flüchten wollte:

Vernehmungsniederschrift

Vorgeführt erscheint in der Haftanstalt Feldkirch der deutsche Staatsangehörige Heinrich Nikolaus Heinen, Personalien bekannt, und gibt, zur Wahrheit ermahnt und mit dem Gegenstand der Vernehmung bekannt gemacht, folgendes an:

„Es war Ende April 1942, als ich meine Braut aus dem Ghetto in Riga holte. Wir fuhren von Riga bis Königsberg mit [einem] LKW. der O.T. Von hier aus benutzten wir den Zug bis nach Berlin. Noch am selben Tage fuhren wir weiter nach Ohligs-Solingen. Wir besuchten hier eine Familie Berntgen, die unsere Verhältnisse kannten. Sie wußten von meinem Vorhaben, daß ich die Meyer aus dem Ghetto holen wollte, und versprachen mir jegliche Hilfe zu leisten. Als wir nun nach Ohligs kamen, waren sie sehr enttäuscht, denn sie hatten nie geglaubt, daß mir mein Vorhaben gelingen würde. Sie sagten nun, daß wir sehen sollten, daß wir bald in die Schweiz kämen. Sie sind noch im Besitze von Wäsche und Porzellan meiner Braut, die uns nicht ausgehändigt wurden. Wir verließen dann Berntgen und begaben uns zur Familie Krebs. Sie waren sehr erstaunt, daß ich meine Braut aus dem Ghetto geholt hatte. Weil wir nun nicht wußten, was wir machen sollten, baten wir die Familie Krebs, uns Unterkunft zu gewähren. Unsere Bitte wurde uns anstandslos gewährt. Ich wohnte zirka 3 Tage und meine Braut Edith Sara Meyer 8 Tage bei der Familie Krebs. Angemeldet sind wir nicht worden. Wir waren nicht im Besitze von Lebensmittelmarken. Wir hatten sie auf der Reise alle verbraucht. Das Essen haben wir während unseres Aufenthaltes von der Familie Krebs erhalten. Ich fuhr dann am 4. Tage nach Köln zu meinen Eltern. Von hier fuhr ich wieder nach Ohligs und anschließend weiter nach Berlin, wo ich eine Wohnung suchte. Als [ich] eine Wohnung gefunden hatte, teilte ich es meiner Braut mit, die dann sofort nach Berlin kam. Wir fuhren nur nach Ohligs, weil wir dachten, daß wir bei der Familie Berntgen Unterkunft erhalten würden, da sie uns, wie schon erwähnt, jegliche Hilfe leisten wollten. In Berlin wohnten wir nicht ganz 8 Tage. Hier wohnten wir in Untermiete, bei Philipp, Berlin-Schönefeld, Kürassierstr. 20, wo ich auch polizeilich gemeldet war. Meine Braut war dagegen nicht polizeilich gemeldet. Nach 8 Tagen verließen wir dann Berlin und begaben uns nach Königswinter/Rhein. Hier haben wir in der Pension Stockum gewohnt. Wir wohnten hier zirka 4 Tage und fuhren dann mit der Bahn nach Bludenz/Vorarlberg, um von hier aus nach der Schweiz zu gehen.

Ich habe die volle Wahrheit gesagt und habe bei meinen Angaben nichts verschwiegen noch hinzuzusetzen.“

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