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Chronik und Quellen
1941
Oktober 1941

Artikel der „New York Times“

Am 28. Oktober 1941 berichtet die „New York Times“ über die Transporte aus dem Reich, Wien und Prag in das Getto Litzmannstadt:

Nazis streben ein Europa ohne Juden an
Die Massentransporte in das polnische Gebiet halten unvermindert an

Berlin, 27. Oktober

Die völlige Eliminierung der Juden aus dem europäischen Leben scheint jetzt die festgelegte politische Linie Deutschlands zu sein.

Mehrmals wöchentlich gehen Judentransporte aus dem Rheinland und Westfalen, aus Berlin, Prag oder Wien in Richtung Osten.

Die zur Deportation Vorgesehenen erhalten einige Tage vorher die Benachrichtigung, dass sie ihre Wohnungen aufzugeben haben. Danach müssen sie jederzeit damit rechnen, von der Gestapo oder der regulären Polizei abgeholt zu werden. Ihre Wohnungen und Häuser werden versiegelt und fallen zusammen mit dem gesamten Inventar an den Staat. Jüdischen Quellen zufolge werden einige Flüchtlinge gezwungen, auch Eheringe, Armbanduhren, Füllfederhalter und Rasierutensilien zurückzulassen. Es heißt, die meisten Juden dürften lediglich 100 Mark mitnehmen, davon seien 90 Mark für die Transportkosten zu entrichten, so dass die Menschen ihren Bestimmungsort mit nur 10 Mark erreichten.

Die entwurzelten Juden werden unseren Erkenntnissen nach als „Kriminelle“, „unerwünschte soziale Elemente“ oder „Inhaber von Katastrophenwohnungen“ klassifiziert. Letzteres bezieht sich auf Wohnungen, die für die Unterbringung arischer Flüchtlinge aus bombardierten Städten gebraucht werden.

Diejenigen, die man den beiden ersten Kategorien zugeordnet hat, werden ins Generalgouvernement (den nicht annektierten Teil Polens) gebracht, die meisten von ihnen nach Litzmannstadt, einige werden jedoch auch nach Riga, der besetzten Hauptstadt von Lettland, und nach Minsk im besetzten Teil Russlands verbannt. Es ist in jüdischen Kreisen von einer hohen Zahl von Selbstmorden die Rede.

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