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Chronik und Quellen
1937
Mai 1937

Mai 1937

Am 1. Mai ließ die NSDAP sich und ihre Politik reichsweit feiern. Anlässlich des „Tages der nationalen Arbeit“ sprach Adolf Hitler im Berliner Lustgarten vor 1,5 Millionen Menschen. Zugleich wurde die bis dahin geltende Mitgliedersperre zur Partei für das Reichsgebiet aufgehoben.

Am 4. Mai weiteten die Nationalsozialisten ihren Einfluss im Medienbereich weiter aus: Auf der in Berlin stattfindenden Generalversammlung der UFA, der Universum-Film-AG, trat u.a. deren Aufsichtsratsvorsitzende Alfred Hugenberg von seinem Posten zurück, woraufhin das Gremium nach den Wünschen von Propagandaminister Goebbels umbesetzt wurde. Wie man den Einfluss des Films als Massenmedium zu nutzen gedachte, zeigte sich bereits kurz darauf, als die Reichsfilmkammer am 13. Mai 15 Spielfilme auswählte, die auf der vom 24. Mai bis zum 25. November des Jahres dauernden Pariser Weltausstellung im Deutschen Haus gezeigt werden sollten - darunter die Propaganda-Streife „Der Herrscher”, „Hitlerjunge Quex” und der Reichsparteitagsfilm „Triumph des Willens”.

So, wie das NS-Regime stets bestrebt war, ihm genehme oder von ihm kontrollierte Medien massiv für Propagandazwecke einzusetzen, so tat es andererseits alles, um die seinen Zielen entgegenwirkenden medialen Absichten mit aller Schärfe zu Unterbinden. Hierzu zählte bereits in der Vorkriegszeit das Hören unliebsamer Radiosender. So verurteilte der Strafsenat des Oberlandesgerichts in Hamburg am 14. Mai fünf ehemalige KPD-Mitglieder wegen Abhören des Moskauer Rundfunksenders zu Zuchthausstrafen zwischen zwei und sechs Jahren.

Die Propagandaoffensive gegen die katholische Kirche wurde unvermindert fortgesetzt. In deutschen Tageszeitungen erschienen seit Mai nahezu täglich Berichte über Prozesse gegen katholische Ordensbrüder, die sich angeblich sexueller Vergehen schuldig gemacht haben sollten. Wohl auch hierdurch motiviert ließ Konrad von Preysing, Bischof von Berlin, am 10. Mai in allen Berliner Kirchen ein Schreiben verlesen, in dem er gegen den NS-Feldzug gegen die Kirche Protest erhob. Das schreckte das NS-Regime jedoch nicht zurück. Am 28. Mai hielt Propagandaminister Joseph Goebbels im Rahmen einer Großkundgebung des NSDAP-Gaus Berlin eine fast zweistündige Rede, die sich massiv gegen die Kirche richtete. Die Wirksamkeit der Aktion wurde insbesondere dadurch erhöht, dass die Rede im deutschen Rundfunk übertragen und zudem in den meisten Tageszeitungen abgedruckt wurde.

Auch auf anderen Ebenen setzte das Regime weiterhin auf Abschreckung. So betonte etwa Staatssekretär Roland Freisler am 13. Mai in einer Rede vor Mitgliedern der Rheinisch-Westfälischen Gefängnisgesellschaft in Düsseldorf, dass nicht nur – wie bislang – die Tat eines Angeklagten bestraft werden solle, sondern dass auch dessen „Persönlichkeit“ beim Strafmaß zu berücksichtigen sei. Das öffnete der Willkür Tür und Tor.

Zugleich versuchten die Nationalsozialisten mit hohem Aufwand, die „Volksgemeinschaft“ für ihre Politik einzunehmen. Ein wichtiges Element stellte hierbei die NS-Organisation „Kraft durch Freude“ dar. So wurde die Fertigstellung des ersten KdF-Dampfers, der am 5. Mai auf der Hamburger Werft Blohm & Voss vom Stapel lief, mit großem Pomp und entsprechender medialer Propaganda gefeiert.

Bereits tags darauf wurde die deutsche Öffentlichkeit jedoch durch eine unerwartete Katastrophe getroffen: Das drei Tage zuvor in Frankfurt a.M. zur Transatlantikfahrt gestartete Luftschiff LZ 129 „Hindenburg” explodierte am 6. Mai bei seiner Landung in Lakehurst nahe New York und brannte anschließend vollkommen aus. Daraufhin wurde auch Luftschiffverkehr mit der LZ 127 „Graf Zeppelin” bis zur Klärung der Unglücksursachen vorübergehend eingestellt. Am 21. Mai fand in Cuxhaven eine Staatstrauerfeier für die Todesopfer des Unglücks statt.

Die öffentliche Meinung wurde aber weiterhin von positiven Meldungen und Ereignissen dominiert. So eröffnete der preußische Ministerpräsident Hermann Göring am 8. Mai in Düsseldorf die Propaganda-Ausstellung „Schaffendes Volk”. Im Rahmen dieser wohl auch anch außen hin bedeutendsten Propagandaschau während der NS-Zeit. Bis zum 17. Oktober strömten rund sechs Millionen Menschen an den Rhein, um hier „neues deutsches Wohnen“, „neues deutsches Arbeiten“ und „neue deutsche Kunst“ zu betrachten. Am gleichen 8. Mai stellte das Berliner Institut für Konjunkturforschung allerdings auch fest, dass die Lebenshaltungskosten im Deutschen Reich seit der NS-Machtübernahme um 7,7 Prozent gestiegen seien.

 

Verdrängung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung

Die antisemitische Welle erreichte im Mai auch Polen. Am 10. Mai nahm der polnische Ärzteverband im Rahmen einer Sitzung in Warschau einen „Arier-Paragrafen“ in seine Satzung auf, laut dem alle jüdischen Ärzte aus der Mitgliederliste zu streichen waren. Zugleich beschloss eine ebenfalls in Warschau tagende Konferenz polnischer Juristen eine Zulassungsbeschränkung für jüdische Jurastudenten zu fordern.

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