Schreiben Heydrich an den Stellvertreter des Führers
Reinhard Heydrich informiert den Stellvertreter des Führers am 1. Februar 1937 über die Erteilung von Gaststättenkonzessionen an Juden:
Betrifft: Errichtung jüdischer Schankwirtschaften in München.
In der Anlage [sende] ich Abschrift
a) der Verordnung über neu zu errichtende Gast- und Schankwirtschaften vom 16. März 1936.
b) des Runderlasses des Reichs- und Preussischen Ministers des Innern vom 16.3.1936 über neu zu errichtende Gast- und Schankwirtschaften,
c) des Runderlasses des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern vom 11. Juli 1936 über neu zu errichtende Gast- und Schankwirtschaften,
d) des Erlasses des Reichs- und Preussischen Wirtschaftsministers vom 11.12.1936 betreffend Gaststättengesetze.
Die Frage der Errichtung jüdischer Gaststätten ist im Reichsmasstabe (a-c ist der jetzige gesetzliche Stand in Preussen) nunmehr dahin geregelt, dass grundsätzlich gegen die Errichtung jüdischer Gastwirtschaften keine Bedenken bestehen, sofern die im Erlass des Reichsführers SS und Chef der Deutschen Polizei vom 11.7.1936 und im Erlass des Reichsund Preussischen Wirtschaftsministers vom 11.12.1936 gemachten Auflagen befolgt werden und die allgemeinen Voraussetzungen (Bedürfnis u. s. w.) vorliegen.
Damit ist in Anlehnung an die Nürnberger Gesetze eine weitere Möglichkeit [gegeben], das Judentum in ein Ghetto zurückzudrängen, es von dem Besuch deutscher Lokale zurückzuhalten und schärfer als bisher von Deutschblütigen zu trennen. Auch in sicherheitspolizeilicher Hinsicht ist dieser Regelung zuzustimmen, da sie - wie sich in der Praxis gezeigt hat - den Polizeibehörden eine bessere Überwachungsmöglichkeit bietet, als bei einer Vermischung der Juden mit der deutschblütigen Bevölkerung. Der Gesichtspunkt, dass jüdische Schankwirtschaften Gefahrenpunkte für Einzelaktionen bilden können, dürfte im Hinblick auf die gegebenen Vorteile zurückzustellen sein, zumal in der letzten Zeit Einzel-Aktionen in dieser Richtung nicht mehr beobachtet worden sind.