Protokoll der Gründungssitzung des Hilfsausschusses
Die katholische Kirche gründet am 22. März 1935 den Hilfsausschuß für katholische Nichtarier:
Protokoll der Gründungssitzung
des Hilfsausschusses für katholische Nichtarier, die im Wohlfahrtshaus in Berlin am 22.März 1935 auf Einladung S[eine]r Exzellenz des H[ochwürdigsten] Herrn Bischofs Dr. Berning stattfand.
I. Vorgeschichte
Nachdem auf Initiative der deutschen Bischöfe und des deutschen Caritasverbandes schon seit 1933 eine praktische Hilfsarbeit eingesetzt hatte, um den infolge der neuen Gesetzgebung aus beamteten Posten ausscheidenden katholischen Nichtariern bei der Auswanderung oder bei der Umstellung auf neue Berufe behilflich zu sein, und nach dem insbesondere der St. Raphaelsverein mit Bezug auf auswandernde katholische Nichtarier ein besonderes, zum Teil erfolgreiches Hilfswerk begonnen hatte, zeigte sich, daß einschlägige Fürsorge aus mannigfachen Gründen, wenn möglich, auf eine breitere Basis gestellt werden sollte. Insbesondere führte dazu die Überlegung, daß die nichtarischen oder halbarischen Kinder und Jugendlichen sowohl in Bezug auf ihre Ausbildung wie auch auf ihre künftige Existenz besondere Aufgaben stellen.
[Zu]r Initiative der erwähnten Persönlichkeiten gesellte sich die Anregung der betroffenen Kreise selber, insbesondere des Herrn Dr. H. W. Friedemann in Heidelberg. Dabei waren alle Beteiligten sich von vornherein darüber einig, daß eine Fürsorge die einschlägige deutsche Gesetzgebung und die daraus folgenden Tatsachen zur Voraussetzung nehmen müsse und daß man die beabsichtigte Hilfsaktion mit Kenntnis der deutschen Bischöfe durchsetzen wolle. S. Exzellenz Bischof Dr. Wilhelm Berning war nicht allein in seiner Eigenschaft als Präsident des Raphaelsvereins dieser Frage nähergetreten, sondern sah auch als Vorsitzender der kath. Schulorganisation die Zukunft der kath. nichtarischen Jugend als seine besondere Sorge an. Außerdem wurden ihm und seinen bischöflichen Amtsvertretern dauernd Hilferufe aus katholischen nichtarischen Kreisen zugesandt. Persönlich sah er auch als der vom Papst mit der Fürsorge für die deutschsprechenden Katholiken im Ausland betraute Bischof die besondere Aufgabe, den auswandernden katholischen Nichtariern die ihnen angeborene deutsche Muttersprache und das ihnen eigentümliche Heimatgefühl für die deutsche Kultur im Ausland zu erhalten.
Exzellenz Bischof Dr. Wilhelm Berning begann Unterhandlungen mit dem Reichsministerium des Innern, weil dieses für die Frage der Nichtariergesetzgebung zuständig war. Dasselbe zeigte für die Zukunft der katholischen nichtarischen Kinder in Bezug auf ihre Schulung etc. grundsätzliches Entgegenkommen, ja, es lag sogar schon eine günstige Entscheidung vor. Seit März 1934 gingen die einschlägigen Fragen in die Zuständigkeit des Reichserziehungsministeriums über. Exz. Bischof Dr. Berning begann dann Verhandlungen mit demselben über die Frage, ob eigene Schulen für die nichtarischen katholischen Kinder gegründet werden dürfen, die als Siedler ins Ausland gehen wollen. Im Dezember 1934 erfolgte eine Äußerung des Erziehungsministeriums, daß eine Entscheidung über diese Frage ergehen werde. Inzwischen hatte der „Reichsverband christlich-deutscher Staatsbürger nichtarischer oder nicht reinarischer Abstammung e. V.“ seine Arbeit weiter-geführt, und es fragt sich, ob katholische Kreise im Interesse der Erziehung der katholischen nichtarischen Jugend im Rahmen dieses Verbandes oder nicht lieber auf rein kirchlicher und konfessioneller Grundlage diese Frage lösen sollten. Auf evangelischer Seite bemühte sich der Pastor Lindemann um die Begründung eines evangelischen Hilfsausschusses. Ehe seine Bemühungen auf den seinerzeitigen evangelischen Bischof Adler in Münster zu einem Erfolg führten, ist Pastor Lindemann leider verstorben.
Exz. Bischof Dr. Berning nahm inzwischen weitere Anregungen entgegen seitens des Raphaelsvereins, des Herrn Dr. Friedemann, des Herrn Dir. Joerger, Schriftleiters Höfler vom Caritasverband, einen Hilfsausschuß für die besonderen katholischen Aufgaben zu begründen. Exz. Bischof Dr. Berning wollte aber gerade in dieser Frage die Entscheidung der staatlichen Stellen abwarten. Unter dem 11. März 1935 erfolgte nun eine Stellungnahme des Reichserziehungsministeriums. Dem Hochwürdigsten Herrn Bischof wurde von seiten des Herrn Reichserziehungsministers mitgeteilt, daß in der Angelegenheit der Errichtung überseeischer Schulen für christliche Nichtarier das Reichserziehungsministerium mit dem Auswärtigen Amt Beziehungen aufgenommen habe und daß auch seitens des Reichserziehungsministeriums grundsätzliche Bedenken nicht beständen. Wegen der Einzelheiten der Durchführung sei noch eine Besprechung mit den Referenten im Auswärtigen Amt und dem Hauptantragsteller in Aussicht genommen. Ein endgültiger Bescheid könne erst nach Abschluß dieser z. Z. noch schwebenden Verhandlungen ergehen. - Nunmehr hielt es Exz. Bischof Dr. Berning an der Zeit, eine Besprechung über die Begründung eines Hilfsausschusses für katholische Nichtarier anzusetzen, und ließ zu dieser Besprechung die Herren Präsident Dr. Kreutz, Prälat Wienken, Direktor Joerger, Dr. Krone vom Caritasnotwerk, Dr. Friedemann und Dr. Groesser vom Raphaelsver ein einladen. Da Herr Präsident Dr. Kreutz und Direktor Joerger der kurzfristig erfolgten Einladung nicht mehr folgen konnten, beauftragten sie Herrn Prälat Wienken mit ihrer Vertretung. Außer diesen beiden erwähnten fehlenden Herren nahmen alle anderen genannten Persönlichkeiten an der Besprechung teil.
II. Verlauf der Besprechung.
Einleitend zeichnete Exz. Bischof Dr. Berning die im Vorhergehenden schon angedeutete Entwicklung und rückte die grundsätzlichen Fragen der Unterbringung der katholischen nichtarischen Jugend in den Vordergrund. Als Vertreter der Kirche und des katholischen Deutschtums sähe er die Aufgabe, wie man dieser Jugend ihren katholischen Glauben und ihre Verwurzelung in der deutschen Kultur erhalten könne. Die Jugend müsse für eine Existenz im Ausland gesammelt werden. Ohne besondere Umschulung hat die Sammlung keinen Zweck. Würde man in der Sache nichts tun, würde die Jugend verbittert werden gegen ihre Heimat und zugleich in ihrem deutschen Kulturgefühl und in ihrem Christentum geschädigt werden. Die Schulung müsse dahin streben, daß die erwähnte Jugend das Empfinden habe, die christliche Liebe gehe über die Rassenunterschiede hinweg und das Deutschtum könne man auch bewahren, wenn man wegen der bestehenden Gesetze in der Heimat keine Zukunft fände und darum auswandere.
Zur praktischen Frage äußerte sich Exz. Bischof Dr. Berning, es ständen schon Klöster bereit, die für die Schulung katholischer nichtarischer Mädchen Pensionate zur Verfügung stellen würden, um dieselben für alle geeigneten Zwecke, u. a. in Säuglingspflege, Krankenpflege etc. vorzubereiten. Auch für Knaben müsse man solche Möglichkeiten finden. Die männliche Jugend müsse für Handwerk, Handel, Farmtätigkeit usw. geschult werden. Wenn die kath.-nichtarische Jugend so geschult ist, könne sie übertreten ins Ausland, wo man einen Platz schaffen müsse, daß sie ihre Zukunft finden werde in einer nichtarischen katholischen Siedlung (im weiteren Sinn genommen). Es dürfte nämlich keinen Zweck haben, sie in älteren Siedlungen unterzubringen, wo arische Katholiken sitzen und wo Auseinandersetzungen über Rassenfragen die friedliche Entwicklung stören können. Es handelt sich also um eine christliche Aufgabe der Fürsorge, für die die einschlägigen Organisationen der katholischen Kirche und die beteiligten Kreise die Verantwortung übernehmen müßten. Aus diesem Grunde habe er zur Besprechung eingeladen den deutschen Caritasverband, das Caritasnotwerk, den Raphaelsverein und einen Vertreter der katholischen Nichtarier selber.
In der anschließenden ausführlichen Beratung wurden die folgenden Themen besprochen und die erwähnten Beschlüsse gefaßt.
Herr Dr. H. W. Friedemann dankte im Namen der katholischen Nichtarier in bewegten Worten dem Hochw. Herrn Bischof Dr. Berning als Vertreter der katholischen Kirche für seine Worte und die dargelegten Pläne und brachte zum Ausdruck, daß die katholischen Nichtarier nunmehr das Bewußtsein hätten, daß sie als Katholiken auf die Bruderliebe ihrer Glaubensgenossen rechnen dürften und daß ihnen das ein Trost und eine Aufmunterung in ihren Schwierigkeiten sein werde. Insbesondere dankte Herr Dr. Friedemann, daß es sich nicht um ein kleines Hilfswerk für einzelne in Not geratene Nichtarier handeln solle, sondern daß man grundsätzlich die Frage der Umschulung und der Siedlung für das junge Geschlecht in den Vordergrund rücke.
Die Zahl der in Frage kommenden Nichtarier wurde geschätzt. Das Rasseamt der NSDAP beziffert die Zahl der Juden heute noch auf 490.000 und glaubt, daß die Zahl der Nichtarier um ein Vielfaches noch größer sei. Die Annahme des Reichsverbandes christlichdeutscher Staatsbürger nichtarischer oder nicht rein arischer Abstammung e.V., der nur 200 000 christliche Nichtarier rechnet, wird als unwahrscheinlich abgelehnt, denn die Berechnung aufgrund von christlich jüdischen Ehen und Konversionen anläßlich des Eheabschlusses kann keinesfalls als richtig betrachtet werden. Die Zahl der katholischen Nichtarier dürfte in keinem Falle über 500 000 hinausgehen. Genauere Erhebungen über die Zahlen könnten vielleicht gefördert werden, wenn man sich an Fachbeamte des Reichsinnenministeriums (Lossen, Burwig) wende.
Der Hilfsausschuß für kath. Nichtarier würde sich auf jeden Fall nur mit katholischen, nicht aber mit evangelischen Nichtariern befassen. Es steht zu erwarten, daß auch die evangelische Kirche die ihr zukommenden Aufgaben lösen will und wird.
Einschlägige Arbeit anderer Kreise. Diese ist dargestellt einmal durch den „Reichsverband“, der in Berlin am 23. August 1933 gegründet wurde und sein Büro hat in Berlin W15, Uhlandstraße 40. Vorsitzender ist Dr. Richard Wolfif, früher Chefredakteur der Presseberichte der Reichsregierung. Der Verband soll 3.400 bis 4.000 Mitglieder zählen und gibt ein vierseitiges „Mitteilungsblatt des Reichsverbandes der nichtarischen Christen“ heraus im zweiten Jahrgang. Er erwartet ein Eintrittsgeld von RM 3,- und einen Monatsbeitrag von RM 2,- von Erwerbslosen erwartet er einen Beitrag von 50 Pfennig. Dieser Rv. hat mannigfache Feinde, weil ihm nachgesagt wird, er habe kein Programm und begnüge sich mit kleinen Stellenvermittlungen und gesellschaftlichen Veranstaltungen. Im übrigen beschäftigt er sich auch damit, besondere Veranstaltungen kultureller Art zu vermitteln, Vortragsabende, Theater- und Musikveranstaltungen, Sportgemeinschaften, pädagogische und juristische Sprechstunden abzuhalten. In seinem Blatt fördert der Verband wie auch in seinem Büro besonders Stellenangebote, Stellengesuche, Heiratsvermittlungen, Notverkauf gebrauchter Gegenstände etc. Der Rv. hat bisher etwa 10 Ortsgruppen in größeren Städten Deutschi. Der Vorsitzende, Dr. R. Wolff, hat eine kleine Schrift herausgegeben mit dem Titel: „Wir nichtarischen Christen“, 44 S., Druck: R. Schenker Frankfurt/Oder. Diese Schrift faßt drei Reden des Verf. zusammen. Der arische Frauenarzt Dr. Fieseier in Berlin, Kaiserallee 200, hat sich (unter Anregung einer Frau Hamburger) mit der Frage der Erziehung nichtarischer Kinder befaßt und „Vorschläge zur Errichtung von Überseeschulen für christliche deutsche nichtarische Jugendliche“ herausgegeben. Von ihm stammt auch der erste Antrag beim Reichserziehungsministerium.
Das vom Raphaelsverein Anfang 1934 begonnene Sonderhilfswerk, das zunächst mit Erfolg in den Ländern England, Niederlande, Belgien, Frankreich, Spanien, Italien und Österreich vor allem zugewanderten deutschen kath. Nichtariern behilflich sein konnte und [diese] teilweise in Stellung bringen konnte, hat auch kath. Nichtarier auf dem üblichen Weg zur Auswanderung nach Italien, Frankreich, Niederlande, Spanien, nach Nord-und Südamerika gebracht und war ihnen bei der Umstellung auf eine neue Existenz behilflich. Neuestens gelang die Vermittlung von freiem Ferienaufenthalt in England und der Schweiz. Die einzelnen deutschen Diözesen ermöglichten dieses Hilfswerk durch einmalige Beihilfen, die zusammen 3.090 RM brachten.
Organisation der Hilfe. Der zu gründende Hilfsausschuß für katholische Nichtarier soll nur provisorisch sein. Auch über die Zahl und Persönlichkeiten seiner Mitglieder ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Man denkt auch an einen erweiterten Ausschuß. Über die Begründung des Hilfsausschusses wird einstweilen keinerlei Mitteilung an die Öffentlichkeit gegeben werden. Es soll erst die Entscheidung der Reichsbehörden abgewartet werden. Eine vorläufige Arbeitsteilung soll sich nach folgenden Gesichtspunkten ergeben:
a) Herr Dr. Friedemann wird versuchen, Namen und Adressen von kath. Nichtariern, insbesondere von Eltern, die sich für die Schulung ihrer Kinder interessieren, zu erfahren.
b) Dr. Krone wird die Möglichkeit untersuchen, wie man erwachsenen kath. N.A. im Inland helfen kann, sich berufl. umzustellen bezw. in eine gesicherte] zugelassene Position hineinzukommen bes. f[ür] Leute, deren Auswanderung nicht in Frage k[ommt].
c) Der Raphaelsverein wird seine bisherige Arbeit fortsetzen und insb. Feststellungen machen, wo und in welcher Weise im Ausl. eine nichtarische deutsche Siedlung gegründet wird.
Das Büro des Hilfsausschusses soll vorerst beim Caritasnotwerk in Berlin, Oranienburger-straße 13-14, eröffnet werden. Herr Dr. Krone hat gegenüber dem deutschen Caritasverband schon zum Ausdruck gebracht, daß er vorerst geneigt sei, provisorisch das Sekretariat des Hilfsausschusses zu führen. Dieses Büro würde dann alle einschlägigen Arbeiten leisten, nachdem das Reichserziehungsministerium seinen Entscheid gefällt hat. U.a. würden dann über den Weg über kirchliche Amtsblätter, Pfarrämter, katholische Schulen, Erhebungen über die in Frage kommenden nichtarischen katholischen Kreise gemacht und genaue Vorschläge über die Inlandsschulung der Jugendlichen gemacht werden müssen, die alsdann dem Reichserziehungsministerium vorzulegen wären, usw.
Die schwierige Frage der Finanzierung muß noch geklärt werden. Man denkt vor allem an freie Beihilfen und Gaben katholischer Arier und besonders bemittelter katholischer Nichtarier. Ob und in welchem Maße das Reich für die Auslandssiedlung zu den Kosten beitragen kann, muß noch abgewartet werden. Der Vorschlag der Kapitalisierung der auch den Nichtariern gezahlten Unterstützung (Arbeitslosen- und Wohlfahrtsunterstützung) ist wohl nicht wahrscheinlich. Beiträge von Mitgliedern einer Vereinigung von kath. Nichtariern, Abgabe von wertvollen Merkblättern gegen Bezahlung, regelmäßige Beiträge, Vorauszahlungen der Eltern für ihre zu schulenden und im Ausland anzusiedelnden Kinder könnten zur Finanzierung dienen. Für den Anfang schlägt Exz. Bischof Dr. Berning vor, daß der Deutsche Caritasverband einige Mittel für den Beginn der Arbeit, für das Büro usw. zur Verfügung stelle. Herr Prälat Wienken übernahm den Auftrag, bei der demnächst stattfindenden Zentralsitzung des Caritasverbandes diese Bitte des Hochw. Herrn Bischofs Dr. Berning vorzutragen. Auf dieser Sitzung könnten auch die Pläne des Hilfsausschusses vorgelegt und besprochen werden. –
Mitglieder des Hilfsausschusses: Exzellenz Bischof Dr. Berning erklärte darauf in seiner Eigenschaft als katholischer Bischof, als Präsident des St. Raphaelsvereins und als der vom Papst mit der religiösen Fürsorge für die deutschsprechenden Katholiken im Auslande Beauftragte, den Hilfsausschuß für katholische Nichtarier für gegründet, übernahm selbst den Vorsitz und berief als vorläufige Mitglieder des Hilfsausschusses:
Prälat Wienken und Direktor Joergervom Deutschen Caritasverband,
Dr. Kronevom Caritasnotwerk,
Dr. H. W. Friedemann als Vertreter der katholischen Nichtarier,
Dr. Groesser vom St. Raphaelsverein.
Die Zuwahl einer Vertreterin der Frauen (Kath. Deutscher Frauenbund), des Herrn Fabrikanten Weissenfels, Direktor, Heidelberg-Wieblingen, wurde ins Auge gefaßt. Die Begründung eines erweiterten Ausschusses für die Persönlichkeiten, die, wie Schriftleiter Höher als Vertreter der kath. kirchlichen Presse, Dr. Hackelsberger, wohlhabende nichtarische Katholiken, wohlhabende arische Katholiken, Nichtarier mit erziehungspflichtigen Kindern usw., in Frage kommen, wurde ebenfalls noch hinausgeschoben.
Arbeit des Hilfsausschusses in Deutschland. Es wird angenommen, daß man den erwachsenen Nichtariern in Deutschland nur in konkreten Fällen helfen kann, wie es Herr Dr. Krone versuchen wird, daß man aber keine besonderen Einrichtungen für Nichtarier schaffen kann. Die wesentliche Aufgabe wird sich also in der Heimat darauf beziehen, genaue Pläne vorzubereiten, wie man sich praktisch die Sammlung und Schulung der nichtarischen Jugend und die Ansiedlung derselben im Ausland denkt. Diese Pläne werden dem Reichserziehungsministerium vorgelegt. Nach der Billigung kann dann die Arbeit eingeleitet werden.
Art der Siedlung. Die Siedlung im Ausland kommt für kath. Nichtarier in Frage, die auswandern wollen und können, und vor allem für die Jugend. Die Siedlung ist in weiterem Sinne zu verstehen, so daß es sich also nicht allein um Farmer, sondern auch um Handwerker, Handelstreibende und zum ganz kleinen Teil um Geistesarbeiter handeln kann. Gegenüber den Behörden soll hervorgehoben werden, welcher Nutzen dem Reich durch Import und Export aus einer solchen Siedlung erwachsen kann. Erfahrungen, wie sie für die Auswanderung nach Palästina, die Finanzierung derselben, die Modalitäten der Vermögensüberweisung usw. vorliegen, können vielleicht irgendwie ausgewertet werden. Die Einrichtung einer Holdinggesellschaft, einer Siedlerbank, eines Treuhänderkontos in Deutschland müssen noch geklärt werden. Geeignete Persönlichkeiten aus der Industrie müssen für diese schwierige Materie hinzugezogen werden. Mit Bezug auf die für die Aussiedlung in Frage kommenden Länder wies Herr Dr. Friedemann darauf hin, daß bei Nablus in Palästina Ländereien des katholischen Erzbischofs von Jerusalem zur Siedlung bereitgestanden hätten, die aber leider schon verteilt seien. Er befürwortete einzelne kleine Stützpunkte in Palästina, damit nicht das ganze Hl. Land an die Juden verloren gehe. Auch erinnerte er an Libanonien, eine freie Republik in Syrien, wo sich noch Möglichkeiten ergeben könnten. Es heiße auch, daß die australische Regierung 500.000 qkm im Norden des Erdteils für Siedlungszwecke zur Verfügung stelle. Schließlich weist er hin auf Südafrika. Dr. Zintgraff glaubt, man könne auch jetzt noch vom Ersten Minister Hertzog billige Ländereien in Südafrika erwerben. -
Abschließend dankte Exz. Berning den Erschienenen, bittet bes. H. Prälat Wienken, die Angelegenheit beim Zentralrat des Caritasverbandes zu vertreten, und stellt spätere erneute Besprechungen des vorläufigen Hilfsausschusses in Aussicht.