Bericht über die „Geistige Unterstützung des Judentums durch Katholizismus und Bekenntnisfront“
Am 1. November 1937 berichtet SD-Mann Gahrmann im Rahmen einer Tagung des Sicherheitshauptamtes über „Geistige Unterstützung des assimilatorischen Judentums in Deutschland durch Katholizismus und Bekenntnisfront“:
Die Einstellung des Christentums zum Judentum ergibt sich grundsätzlich aus seiner Stellungnahme zum Alten Testament. Das Christentum hat seinen Ursprung im Judentum. Das Alte Testament ist die Geschichte des jüdischen Volkes. Und der hervorragendste Dogmatiker, der überhaupt den Grund zur Lehre der Kirche gelegt hat, war der Jude Paulus. Er erinnert die Christen in den jungen Gemeinden in dem Streit um die Vorzugsstellung der Judenchristen daran, daß sie alle, ob Juden oder Griechen, im Geiste beschnittene, also judenhörig, und nur unter dieser Voraussetzung zur Erkenntnis der christlichen Lehre befähigt seien. Von der Notwendigkeit des Alten Testamentes sagt einer der bedeutendsten evangelischen Theologen, Dr. Künneth: „Was bedeutet die Abschaffung des Alten Testaments? Diese Forderung zerstört die Grundlage, auf der die Kirche steht. ... Wer an das Alte Testament rührt, rührt an die Offenbarung Gottes. Dazu spricht die evangelische Kirche ein eindeutiges Nein.“
Die Geschichte beider Konfessionen birgt eine große Anzahl von Beispielen für die inneren und äußeren Bindungen an das Judentum in sich. Der Begründer des Jesuitenordens, Ignaz v. Loyola, betonte, daß es der größte Wunsch seines Lebens wäre, als Jude geboren zu sein, da er dann jener Rasse angehören würde, aus der Jesus hervorgegangen sei. Wenn er selbst auch kein Jude war, so wurde doch unter dem Einfluß seiner Gedankengänge der Jude Lainez als sein Nachfolger zum General des Jesuitenordens ernannt.
Aus jüdischem Geiste sind daher auch die Lehrbücher der Moraltheologie geschaffen, die unter fast ausschließlicher Mitwirkung der Jesuiten entstanden sind. Diese Lehrbücher der kirchlichen Moral, nach denen noch heute die in der Ausbildung befindlichen katholischen Geistlichen unterrichtet werden, unterscheiden sich in ihrer Auffassung kaum von den Lehrern des Talmuds; sie atmen ausgesprochen jüdischen Geist.
Diese Bindungen zum Judentum sind durchaus nicht historischer Art. Bei einer in Amerika durchgeführten Umfrage nach dem größten Judenfreund der ganzen Welt befand sich z.B. auch unter den ersten zehn Kardinal Faulhaber, dessen Predigten und Broschüren über Judentum und das Alte Testament bekannt sind.
Eine leichte, aber für die Zukunft höchst bedeutungsvolle Schwenkung haben jetzt die katholischen Kreise um die „Schönere Zukunft“ vorgenommen, hervorgerufen durch den Palästinakonflikt und die Absicht des Zionismus, einen in sich geschlossenen jüdischen Staat zu errichten. Der Katholizismus glaubt so durch das Heilige Land und die Heiligen Stätten bedroht, da - eine von dieser Seite bemerkenswerte Feststellung - der Jude immer Vertreter seiner Rasse sei und bleiben werde und sich auch in einem geschlossenen Staat einer christlichen Bekehrung widersetzen werde. Was aber - so folgert der Verfasser weiter - soll dann aus den christlichen Heiligtümern in Palästina werden? Wörtlich fährt der Verfasser dann fort: „Kein Christ will den Juden ihre Menschenrechte nehmen - aber die Christenheit hat andererseits die Pflicht, ihre hohen Rechte gegen drohende Verletzung zu verteidigen“. (Schönere Zukunft, Sept. 1937)
Ob und welche Bedeutung diese Wendung erlangen wird, ist nicht vorauszusagen. Zu dieser inneren Abhängigkeit treten greifbare organisatorische Verbindungen zwischen Katholizismus und Judentum. Vor kurzem hielt in Wien ein katholischer Priester eine Reihe von Vorträgen in jüdischen Gesellschaften, in denen er auf die innere Zusammengehörigkeit hinwies. Diese Zusammengehörigkeit ergibt sich, wie bereits ausgeführt, aus der Lehre der katholischen Kirche, aus der heraus ja auch der Arierparagraph abgelehnt worden ist. Infolgedessen können auch heute noch konvertierte Juden Priester der katholischen Kirche werden. Es ist eine Reihe solcher Fälle bekannt, von denen besonders der des jüdischen Pfarrers Wellenhofer zu erwähnen ist, der von Kardinal Faulhaber noch 1936 ausdrücklich zum Diözesanpräses der gesamten Jugendorganisationen ernannt wurde. Ebenfalls fungiert in München ein Volljude als Hauptvertreter des katholischen Kirchenblattes. Als Vizeoffizial beim Offiziat Köln ist der Volljude Dr. Leo Mergentheim angestellt, der in seiner Eigenschaft als Vizeoffizial fortlaufend Vorträge in den Jugendgruppen des katholischen kaufmännischen Vereins hält.
So treten also auch heute noch Juden nicht nur als Geistliche, sondern sogar als Jugenderzieher deutscher Menschen auf, ohne daß der Staat dagegen einschreiten kann, da die Nürnberger Gesetze die Kirche bewußt nicht einbezogen haben. Neben der fortlaufend betriebenen Judenmission, für welche die katholische Kirche allerdings keine eigenen Organisationen besitzt, bestehen zwei Vereinigungen, die sich besonders der nichtarischen Katholiken fürsorgend annehmen.
1. Der St. Raffaels-Verein, der sich der Auswandererfürsorge widmet und mit dem Paulusbund, heute „Vereinigung von 1937“, einer Vereinigung nichtarischer Christen, in enger Arbeitsgemeinschaft steht. Der St. Raffaels-Verein ist auch finanziell besonders an der Siedlungsarbeit des Paulusbundes in Ubersee beteiligt.
2. Der unter bischöflichen Protektorat stehende Hilfsausschuß für nichtarische Christen, der auswandernden Juden katholischer Konfession bei der Gründung neuer Existenzen behilflich sein will.
Gleiche Beispiele für die inneren und äußeren Bindungen an das Judentum können auch für die protestantische Kirche insbesondere für die Bekenntnisfront angeführt werden. In der Frage zur Einstellung zum Judentum übergeht die Bekenntnisfront bewußt die rassischen Erkenntnisse des Nationalsozialismus. Für sie ist das Judenproblem lediglich ein religiöses, das dann gelöst sein wird, wenn die Bekehrung aller Juden zum Christentum durchgeführt ist. Kurz nach Verkündigung der Nürnberger Rassegesetze wurde von der B.K. [= Bekennende Kirche] folgende Botschaft verlesen: „Mit Scham und Schmerz stellen wir fest, daß es Gemeindekirchenräte gibt, die die Judentaufe verweigern. Das ist Sünde.“
Im Gegensatz zur katholischen Kirche besitzt der Protestantismus auch heute noch Vereine, die sich die Missionierung des jüdischen Volkes als einzige Aufgabe gestellt haben. Die Taufe der Juden wird als „der beste Antisemitismus“ bezeichnet. In Süddeutschland ist besonders der „Verein der Freunde Israels“ verbreitet. In Berlin besteht der „Verlag zur Beförderung des Christentums unter den Juden“. Der „Ev.-lutherische Zentralverein für Mission unter Israel“ hat sich vor längerer Zeit auflösen müssen. Er besaß ein eigenes Seminar zur Ausbildung von Judenmissionaren, der „Institutum judaicum Delitzschianum“. In Hamburg widmen sich das Missionshaus „Bethel“ und „Jerusalem“ der Judenmissionierung. Beide Häuser geben eigene Zeitschriften heraus, „Ein Botschafter des kommenden Königs“ bzw. „Zionsfreund“, deren Auflage zusammen über 30000 beträgt.
Auch die deutsch-christliche Absicht, die Juden ähnlich wie in der Urchristenzeit in einer judenchristlichen Kirche zusammenzufassen, wurde von Pfarrer Niemöller bereits im November 1933 als „Utopie“ bezeichnet. Und Künneth nannte diesen Vorschlag „Schwachheit“. Den gleichen Gesichtspunkten, nämlich Ablehnung des Nationalsozialismus und orthodoxer Haltung zur Bibel, entspringt der Kampf gegen die Einführung des Arierparagraphen in der ev. Kirche. Dieser bedeutet der B.K. eine „Verletzung des Bekenntnisses im Raume der Kirche Christi“. Tatsächlich amtieren noch heute 50 nichtarische bzw. jüdische versippte Pfarrer. Teilweise üben diese einen maßgeblichen Einfluß in der B.K. aus.
Wie beim Katholizismus, so bestehen auch beim Protestantismus organisatorische Verbindungen mit dem Judentum. Auf deutsche Anregung hin wurde vom internationalen Protestantismus in Genf ein Hilfskomitee für nichtarische Flüchtlinge eingerichtet. Zwischen dem schon erwähnten Paulusbund und der Bekenntnisfront besteht engste Zusammenarbeit. Die judenfreundliche Einstellung des Protestantismus wird am besten charakterisiert durch die 5 Gebote, die Landesbischof Meiser im Lutherischen Jahrbuch 1935 von seinen Bekenntnischristen erwartet: „Als Christen sollen wir die Juden erstens mit Freundlichkeit grüßen, zweitens mit Selbstverleugnung tragen, drittens durch hoffende Geduld stärken, viertens mit wahrer Liebe erquicken, fünftens durch anhaltende Fürbitte retten.“
Zum Abschluß mögen noch einige Zahlen genannt werden, wie sehr sich die über ein Jahrhundert lang ausgeübte Missionstätigkeit des deutschen Protestantismus unter den Juden für unsere Rasse ausgewirkt hatte. Die Zahl der protestantischen Judentaufen betrug im 19.Jahrhundert 18000, in den Jahren 1900 bis 1933 13300. Während im Jahre 1932 nur 241 Juden zur protestantischen Kirche übertraten, stieg diese Zahl für das Jahr 1933 auf 933. Anhand einwandfreier Statistiken ist nachgewiesen worden, daß die Zahl arischjüdischer Ehen von 1875 bis 1933 ca. 150000 beträgt. Da nach Berechnungen auf jede Mischehe zwei Kinder entfallen, beträgt die Zahl der Kinder aus diesen Ehen 300 000. Berücksichtigt man, daß der größte Teil dieser 300 000 Bastarde sich wieder mit Ariern verheiratet hat, so dürfte schließlich die Gesamtzahl der christlichen Nichtarier mit 1 Million nicht übertrieben sein. Von diesen gehören ca. 750 bis 800.000 der protestantischen Kirche an, denn die meisten Juden sind natürlich aus Bequemlichkeitsgründen nicht zur katholischen, sondern zur ev. Kirche übergetreten. Erst mit dem Erlaß der Nürnberger Gesetze sind auch die Judentaufen, die nach 1933 sehr angestiegen waren, wieder zurückgefallen.
Arbeitsabgrenzung
1. Von II113 werden nur solche Fälle bearbeitet, die in das Gebiet der Werbe-, Zerset-zungs- oder Kampfmethoden fallen, oder zur Entstehung und Entwicklung der beiden Konfessionen gehören (Juden als Jugendführer, als Priester, jüdisch-christliche Vereinigungen usw.).
2. Zu II 113 gehören auch Meldungen über Judenkonversionen, wie auch solche Entscheidungen, die z. B. zur Palästinafrage von der kath. Kirche getroffen werden.
3. Zur Herstellung einer noch engeren Zusammenarbeit mit II 112 ist notwendig, daß
a) alle Vorgänge betreffend jüdisch-christliche Vereinigungen, Juden als Pfarrer, Verfehlungen oder Verstöße von getauften Juden und Einfluß dieser in den Kirchen von II 113 bearbeitet werden. Kenntnisnahme derartiger Vorgänge bzw. vorherige Besprechung mit II 112 ist erforderlich,
b) Zeitungen und Zeitschriften, die sich mit der Judenfrage als religiöses Problem beschäftigen von II 112 und II113 in korrespondierender Arbeit durchgearbeitet und ausgewertet werden.