Juni 1937
Der Monat Juni war offenbar insbesondere von öffentlichen Ankündigungen geprägt. So kündigte Reichsluftfahrtminister Hermann Göring am 5. Juni im Rahmen einer anlässlich des Jubiläums des Reichsluftschutzbundes in Berlin gehaltenen Rede die Ausgabe einer „Volksgasmaske“ an. Am 28. des Monats verkündete er dann in seiner Funktion als „Beauftragter für den Vierjahresplan“ zu Beginn des in Berlin stattfindenden 9. Kongresses der Internationalen Handelskammer die „wirtschaftlichen Absichten des nationalsozialistischen Staates”, nachdem vier Tage zuvor der deutsche Reichskriegsminister Werner von Blomberg eine - allerdings geheime - „Weisung für die einheitliche Kriegsvorbereitung der Wehrmacht” erlassen hatte.
Zugleich war man auf NS-Seite aber auch bestrebt, die Bevölkerung mit positiven Nachrichten zu beruhigen und auf die eigene Seite zu ziehen. So kündigte Robert Ley als Reichsorganisationsleiter der NSDAP am 3. Juni im Berliner Sportpalast eine allgemeine Hebung des Lebensstandards Reichsgebiet an. Eine Woche wurde er konkreter, als er am 10. Juni in seiner Eröffnungsrede zu der in Hamburg stattfindenden dritten Reichstagung der NS-Organisation „Kraft durch Freude” mitteilte, dass für die Erweiterung von KdF-Erholungseinrichtungen weitere 174 Millionen Reichsmark bereitgestellt würden.
Die antikirchlichen Maßnahmen des Regimes setzten sich auch im Juni fort. Am 18. Juni wurde durch Reichsjugendführer Baldur von Schirach per Erlass eine Doppelmitgliedschaft in der Hitlerjugend und katholischen Jugendverbänden verboten. Somit musste künftig jeder Heranwachsende deutlich Farbe bekennen, wobei ihm bei einem Verbleib in einer katholischen Gruppe erhebliche Nachteile drohten. In der deutschen Presse erschienen am 25. Juni umfangreihe Berichte über die Vernehmung von Ludwig Sebastian, des Bischofs von Speyer, dem von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen wurde, er habe „Gräuelmärchen” in das europäische Ausland weitergeleitet und somit Landesverrat verübt.
Auch die evangelische Kirche sah sich weiteren Angriffen ausgesetzt. So wurden am 25. Juni in Berlin sechs Pfarrer der evangelischen Bekennenden Kirche wegen “Widersetzung gegen staatliche Anordnungen” von der Polizei verhaftet, was zwei Tage später Pfarrer Martin Niemöller dazu bewog, eine offene Predigt gegen Verhaftungen von Anhängern der evangelischen Bekennenden Kirche im gesamten Reichsgebiet zu halten.
Zum Monatsausklang erklärte am 29. Juni dann noch der Gauleiter München-Oberbayern, Adolf Wagner, in einer Rede in Fürstenfeldbruck, dass es aktuell nur noch eine Kraft gebe, die sich störend im „völkischen Leben“ bemerkbar mache – die Kirchen.
Am 30. Juni verfügte schließlich das Reichspropagandaministerium per Erlass die „Aussonderung deutscher Verfallskunst zum Zwecke einer Ausstellung”. Danach durften künftig in sämtlichen deutschen Museen moderne Kunstwerke beschlagnahmt werden, eine Maßnahme, die im folgenden Monat ihre Wirksamkeit entfaltete.
Die deutsche Öffentlichkeit wurde in ihrer Mehrheit allerdings von anderen Dingen in Atem und bei Stimmung gehalten. So fand es großen Anklang, als am 16. Juni Bernd Rosemeyer auf der Autobahn bei Frankfurt a.M. in einem „Stromlinien“-Rennwagen der Auto-Union mit 360,27 Stundenkilometern einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord aufstellte.