Bericht über den Stand der „Arbeiten zur Bekämpfung des Judentums“
Am 28. August 1936 gibt die Abteilung II/112 des SD folgenden „Bericht über den Stand der Arbeiten in der Bekämpfung des Judentums“ ab:
Von einer eigentlichen positiven Arbeit der Abteilung II112 kann erst seit etwa Ende vorigen Jahres gesprochen werden. Bis dahin war die ohnehin sehr kurze Zeit dazu verwendet worden, um überhaupt einmal eine Grundlage für eine zukünftige Tätigkeit zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt jedoch stand die Erkenntnis des Gegners und seiner politischen Richtungen in den Grundzügen fest. Die einzelnen Organisationsformen dieser Richtungen mußten erfaßt werden. Sie sind auf einer anschaulichen Tafel graphisch dargestellt, die bis in die letzte Zeit laufend bei irgendwelchen organisatorischen Veränderungen berichtigt worden ist. Um jedoch darüber hinaus anschauliches Material über den jüdischen Anteil an der Bevölkerung der jeweiligen Wirtsvölker und weiterhin den Einfluß der Juden am deutschen Leben (Kultur, Wirtschaft usf.) zu zeigen, sind auch solche Tafeln angefertigt worden, so daß heute diese Darstellungen ein sehr anschauliches Bild bieten, das sich bei Schulungen bereits oftmals bewährt hat.
Um zunächst eine grundlegende Gleichrichtung der Judenreferenten der Oberabschnitte und Unterabschnitte zu erreichen, sind diese Anfang März dieses Jahres zu einem einwöchigen Schulungskursus in die SD-Schule berufen worden. Diese Schulung hat nur teilweise ihren Zweck erreicht und zwar nur dort, wo die Teilnehmer noch heute die Bearbeitung des Referates II112 ausüben. Ein großer Teil ist inzwischen in andere Arbeitsgebiete versetzt worden. Seit April 1936 sind die Oberabschnitte zu einer regelmäßigen monatlichen Lageberichterstattung veranlaßt worden, die nach einem vorläufigen, von der Abtlg. II 112 angefertigten Schema ausgeführt wird. Bis auf wenige Ausnahmen haben diese Lageberichte langsam einen Fortschritt gezeigt und bilden eine gewisse Basis für die vom Hauptamt zum 1.10. allgemein in Aussicht genommene halbmonatliche Berichterstattung. Die OA-Lageberichte sind bisher karteimäßig ausgewertet worden. Um eine Personaliensammlung aller prominenten Juden sowohl in Deutschland als auch im Ausland einzurichten, ist mit dem Aufbau einer zunächst im kleinen Rahmen angelegten „Reichs-wichtigen-Personenkartei“ begonnen worden, in der heute ein Teil führender in- und ausländischer Juden erfaßt sind. Die regelmäßige Auswertung der jüdischen Presse ist inzwischen soweit gediehen, daß im Einvernehmen mit der Zentralabteilung I 3 seit dem 1.7.1936 in periodischer Reihenfolge Presse-Übersichten an die Referenten II 112 der Oberabschnitte und Unterabschnitte herausgegeben werden können, die erfahrungsgemäß einen sehr interessanten Einblick in die jüdische Entwicklung ermöglichen.
Um den Oberabschnittsreferenten Material für eine einheitliche Erkenntnis gegnerischer Organisationen zu geben, das später als Grundlage für eine eventuelle Schulung benutzt werden kann, ist mit der Anfertigung von Leitheften, wie sie von II 1 vorgeschrieben waren, begonnen worden. So liegen bereits die Berichte über den „internationalen jüdischen ,Ort‘-Verband“ und der „Agudas Jisroel-Weltorganisation“ dem Gruppenführer zur Genehmigung vor. Ein Bericht über die „Zionistische Bewegung“ wird in allernächster Zeit fertiggestellt, während ein solcher über den „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“ bereits in Angriff genommen ist.
Eine gute Möglichkeit zur Erkenntnis gegnerischer Gruppen bietet die Überwachung jüdischer Versammlungen, die von Männern der Abteilung im Einvernehmen mit der Sta-po Berlin durchgeführt wird.
Die Abtlg. II 112 arbeitet heute in drei Referaten (Assimilanten, Orthodoxe und Caritative, Zionisten). Diese Referatseinteilung ist auch dem Sachkarteiplan zugrunde gelegt worden. Es ist zu hoffen, daß dieser Plan bald genehmigt wird, um die Arbeit der Abtlg. erfolgreich fortsetzen zu können.
Im Verlaufe der Arbeit ist eine weitgehende Definierung des Begriffes „Judentum als Gegner des Staates und der Partei“ angestrebt worden. Es sollte damit die klare Erkenntnis, vom Standpunkt des Nationalsozialismus aus gesehen, erreicht werden. Diese Erkenntnis läßt sich kurz wie folgt zusammenfassen: Der Jude ist schon als Mensch, bewiesen durch den Unterschied seiner Rasse und damit seines Volkstums, 100-prozentiger Gegner des Nationalsozialismus. Dort, wo er versucht, seine Arbeit, seine Wirkung und seine Weltanschauung auf die nichtjüdische Welt zu übertragen, läuft er aus in gegnerische Weltanschauungen, wie wir sie im Liberalismus, insbesondere in der Freimaurerei, im Marxismus und nicht zuletzt auch im Christentum wiederfinden. Diese Anschauungen entsprechen also im weiteren Begriff der jüdischen Mentalität. Zu dieser Erkenntnis ist eine sachliche Beurteilung Voraussetzung. Es mußte also in der Bekämpfung des Judentums zwangsläufig abgerückt werden von unsachlichen und abwegigen, oftmals geradezu phantastischen Ansichten bekannter sogenannter Antisemiten.
In den letzten, in der Abteilung II 112, des SD-Hauptamtes stattgefundenen Schulungen der OA-Referenten ist diese Erkenntnis zur Grundlage für eine Betrachtung und Bekämpfung der jüdischen Weltanschauung gemacht worden.