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Chronik und Quellen
1936
August 1936

August 1936

Am 1. August eröffnete Adolf Hitler vor 100.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion die bis zum 16. des Monats dauernden XI. Olympischen Sommerspiele, an denen 4.066 Sportler (darunter nur 328 Frauen) aus 49 Nationen teilnahmen, die in 20 Sportarten um 129 Goldmedaillen kämpften. Deutschland stellte mit 406 Athleten vor den USA (330) das größte Team. Als der Gewichtheber Rudolf Ismayer den Olympischen Eid sprach, nahm er nicht – wie vorgeschrieben – die olympische Flagge, sondern die Hakenkreuzfahne in die Hand.

Nach intensiven Vorarbeiten, bei denen weder Kosten noch Mühen gescheut worden waren, nutzte das NS-Regime die Veranstaltung zur eindrucksvollen Propaganda für das „neue“, angeblich so friedliebende Deutschland. Als äußeres Zeichen hierfür ließen Hitlerjungen 20.000 Tauben fliegen. Den insgesamt 500.000 Besuchern - 150.000 davon Gäste aus aller Welt - wurde das Bild eines politisch und wirtschaftlich erstarkten und entsprechend selbstbewussten Landes geboten. Außerdem sollten die deutschen Athleten, die dann tatsächlich die Nationenwertung gewannen, durch Siege die so rassistische wie unhaltbare These von der Überlegenheit der „arischen Rasse“ belegen.

Es handelte sich um die ersten Spiele, die in einem Land mit diktatorischem Regime stattfanden. Trotz entsprechender Erwägung und Drohungen wurden sie von keiner Seite boykottiert, nachdem – sozusagen als „Alibi“ – mit Helene Mayer eine jüdische Sportlerin in die deutsche Mannschaft aufgenommen worden war. Das Internationale Olympische Komitee zog sich auf den Standpunkt zurück, Sport habe nichts mit Politik zu tun.

Dass es aber letztlich um nichts anderes ging, belegt eine – natürlich geheime – Denkschrift, die Adolf Hitler am 26. August vorlegte. Darin forderte er von Wehrmacht und Wirtschaft, dass sie in vier Jahren „kriegsbereit“ zu sein hätten. Es hieß u.a.: „Wenn es uns nicht gelingt, in kürzester Frist die deutsche Wehrmacht in der Ausbildung in der Aufstellung der Formationen, in der Ausrüstung und vor allem auch in der geistigen Erziehung zur ersten Armee der Welt zu entwickeln, wird Deutschland verloren sein. (…) Wir sind überbevölkert und können uns auf der eigenen Grundlage nicht ernähren. Die endgültige Lösung liegt in einer Erweiterung des Lebensraumes unseres Volkes.“ Bereits zwei Tage zuvor war durch einen Führer-Erlass die aktive Dienstpflicht in den drei Teilen der deutschen Wehrmacht – allerdings ohne Nennung von Gründen - von bisher einem Jahr auf zwei Jahre erhöht worden. In der deutschen Presse wurde als Ursache für diese Neuregelung vornehmlich die von der UdSSR ausgehende „bolschewistische Gefahr“ genannt.

Und offenbar waren sowohl NS-Regime wie Wehrmachtsführung darauf erpicht, frühzeitige Proben für den Ernstfall durchzuführen: Am 28. August genehmigte Reichskriegsminister Werner von Blomberg den Kampfeinsatz deutscher Flugzeuge in Spanien.

Aber auch an den „Normalbürger“ wurde gedacht. Finanzminister Graf Schwerin von Krosigk erhöhte am 3. August den Höchstbetrag zur Förderung des Kleinwohnungsbaus von 250 Millionen Reichsmark auf 400 Millionen Reichsmark. Und als Propagandaminister Goebbels am 28. August die bis zum 6. September dauernde Große Deutsche Funkausstellung in Berlin eröffnete, forderte er mit Blick auf die künftige Programmgestaltung des Rundfunks, dass dessen Niveau nicht zu hoch angesetzt werden dürfe, sondern das Programm eine Mischung aus Belehrung, Anregung, Entspannung und Unterhaltung darstellen müsse.

 

Verdrängung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung

Der Monat war durch die Abhaltung der Olympischen Spiele in Berlin (1.-16- August) bestimmt.

Am 26. August ordnete das Bezirksamt Konstanz an, dass der Gestapo vom 15. September an vierteljährlich ein Bericht über die Zu- und Abwanderung der jüdischen Bevölkerung zu erstatten und die „Judenkartei“ laufend auf den neuesten Stand zu bringen sei.

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