Bericht des Hilfsausschusses der Vereinigten Jüdischen Organisationen Hamburgs
Der Hilfsausschuss der Vereinigten Jüdischen Organisationen Hamburgs berichtet über Wirtschaftshilfe, Emigrationsförderung und Berufsausbildung in den Jahren 1933 und 1934:
III. Bericht für die Zeit von April 1933 bis Ende Dezember 1934
Grundsatz war uns von Anfang an, daß unsere Arbeit nur der konstruktiven Hilfe und dem Aufbau dienen dürfe, die allgemeine Wohlfahrt hatte Sache der Gemeinde und der öffentlichen Fürsorge zu bleiben. Unter diesem Gesichtspunkte stellten sich sehr bald folgende drei Arbeitsgebiete heraus:
1. Wirtschaftshilfe
2. Wanderung
3. Berufsumschichtung und Erstausbildung
Wirtschaftshilfe
Die Wirtschafts- und Berufsberatung war der Beginn unserer Arbeit. Es handelte sich hier zunächst um die Masse der Rat- und Hilflosen. Oftmals galt es anfangs, die seelisch aus dem Gleichgewicht Geworfenen zu beruhigen, dann in verständnisvoller Aussprache eine Klärung von Anlagen, Möglichkeiten und Wünschen herauszufinden, um sie schließlich dem zuständigen Spezialbearbeiter zu überweisen, der sich ihrer dann weiter anzunehmen hatte.
Wertvolle Hilfe leistete uns in dieser Vorarbeit die Jüdische Berufsberatungsstelle und Lehrstellenvermittlung. Ihre langjährige Erfahrung war unserer Arbeit namentlich bei der Berufsumschichtung, deren Notwendigkeit sich aus diesen Beratungen ergab, von großem Nutzen.
Man erwartete von uns nicht nur materielle Unterstützung, sondern vor allem, daß wir mit unserem Rat eine neue Existenzmöglichkeit eröffnen könnten. Das aber bedeutete eine ungeheure Verantwortung, erforderte eine gründliche, juristisch-wirtschaftliche Kenntnis auf einem völlig neuen Gebiet. Gerade bei diesen Beratungen unterstützten uns der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens e. V., der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten e. V. und die Hamburger Zionistische Vereinigung in zweckvoller Weise. Es galt auf jedem Gebiet Kräfte zu finden, die auf Grund ihrer besonderen Fachkenntnisse jeden Fall klären konnten. Eine Reihe von Damen und Herren hat sich für diese Aufgabe in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt.
Wirtschaftsfürsorge und Darlehensgewährung
Mit dem Rat allein war es in den meisten Fällen nicht getan, da es sich fast immer um Menschen handelte, die aus ihrem bisherigen Beruf herausgerissen und deren eigene Reserven ebenso wie die ihrer Familie erschöpft waren. Hier mußte, soweit das bei der Beschränktheit unserer Mittel möglich war, mit Geld geholfen werden. Finanzielle Hilfe wurde im allgemeinen nicht eher gewährt, als bis alle anderen Möglichkeiten - die Inanspruchnahme der Hilfe von Verwandten und Freunden und die allgemeine Sozialfürsorge - erschöpft waren. In jedem Fall aber bewilligten wir nur dann Unterstützung, wenn Aussicht vorhanden war, daß durch eine grundsätzlich einmalig gewährte Summe die Erhaltung oder der Neuaufbau der gefährdeten Existenz gewährleistet wurde. Fast alle Unterstützungen wurden in Form eines Darlehens gegeben. Einzelne Fälle wurden durch die Darlehenskasse ausgezahlt, der wir zu diesem Zwecke eine größere Summe zur Verfügung gestellt hatten. - Den entlassenen Juristen und Ärzten ward Rat und finanzielle Hilfe in Zusammenarbeit mit der Anwaltshilfe und Ärztehilfe. Die noch im Amt befindlichen Kollegen hatten für diesen Zweck je einen besonderen Fonds geschaffen. Die vielen brotlos gewordenen Künstler wurden durch unsere Künstlerhilfe unterstützt. Es gelang durch die Jüdische Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft, einer Anzahl von Künstlern wieder ein Wirkungsfeld zu verschaffen. Wenn auch der Ansturm der vielen Ratlosen nachgelassen hat, so wird der Einzelfall dafür komplizierter. Wer erst heute sich an uns wendet, der hat schon lange schwer gekämpft, und es bedarf einer größeren Anstrengung und Beihilfe, um ihn wieder auf eigene Füße zu stellen; zumal er im Nachteil ist gegenüber denen, die schon früher den Entschluß zur Umstellung gefaßt haben.
2. Wanderung
Es handelte sich hier um Menschen, die zum Teil aus weltanschaulichen Gründen, meistens aber aus rein wirtschaftlichen, zu der Überzeugung gekommen waren, daß ihre Zukunft nicht in Deutschland sein konnte. Unsere Aufgabe war es vor allem, planloses Auswandern zu verhindern. Nur diejenigen wurden unterstützt, bei denen berechtigte Hoffnung auf ein besseres Fortkommen im Ausland bestand. Die Auswanderung vollzog sich in drei Richtungen:
a) Palästina-Wanderung,
b) Wanderung in die übrigen Länder,
c) Rückwanderung von in Deutschland lebenden ausländischen Juden in ihre Heimatländer.
Die Zahl der von uns unterstützten Auswanderer betrug im ganzen 1.256 Personen.
a) Die Palästina-Wanderung nahm davon einen wesentlichen Teil ein. Etwa 20 %, d. h. etwa 250 Personen, wanderten aus unserem Gebiet mit unserer Unterstützung aus. Palästina ist das einzige Land, das auf eine starke Einwanderung von Juden eingestellt ist und die Möglichkeit bietet, die Einwanderer vollständig in die Wirtschaft einzuordnen. Hinzu kommt, daß die spezifisch landwirtschaftliche und handwerkliche Vorbereitung (Hachscharah), wie sie für solche Zertifikatseinwanderer erforderlich ist, durch jahrzehntelange Erfahrung ausgezeichnet organisiert ist. Unsere Hilfe wurde in Gemeinschaft mit den hierfür zuständigen Organisationen: der Hamburger Zionistischen Vereinigung, der Zweigstelle Hamburg des Palästina-Amtes Berlin der Jewish Agency for Palestine und dem Hachscharah-Verein, Hamburg, durchgeführt, deren eigene Mittel für die täglich wachsende Anzahl von Anwärtern nicht ausreichten. Es handelte sich hier in der Hauptsache um Reisezuschüsse, die im Durchschnitt pro Zertifikatsempfänger RM 92,40 betrugen.
Die Anzahl der Palästina-Auswanderer ist noch im Steigen begriffen, und die an uns gestellten Ansprüche werden immer größer.
b) Wanderung in die übrigen Länder und
c) Rückwanderung.
Das Bild dieser allgemeinen Auswanderung hat sich im Laufe dieser fast zwei Jahre wesentlich verändert. Die anfänglich so große Zahl derjenigen, die ohne begründete Aussicht auf eine Existenz in der ersten Aufregung auswandern wollten, ist verschwindend klein geworden. Aber während wir im Anfang zahlreichen Menschen nach Frankreich, Holland, England und anderen europäischen Nachbarländern verhalfen, haben diese Länder sich fast ganz gegen eine Einwanderung abgeschlossen. Es bleiben in der Hauptsache die überseeischen Länder. Eine Einwanderung in diese Länder erfordert aber eine gänzliche Umstellung; hinzu kommen erheblich größere Reisekosten, so daß sich nur wenige zu einer Übersee-Auswanderung entschließen. Es handelt sich heute mehr um Einzelfälle, in denen der Auswanderer Verwandte in dem betreffenden Lande hat, über besonders gute Verbindungen verfügt oder in denen günstige Verhältnisse für seine spezielle Berufsausbildung vorliegen.
Die Beratung und Finanzierung erfolgte in engster Zusammenarbeit mit dem Hilfsverein der Deutschen Juden. Vielen der hier ansässigen ausländischen Juden, die ihre Existenzmöglichkeit in Deutschland verloren hatten, stand ihr Heimatland zur Rückwanderung offen. - Es wanderten mit unserer Unterstützung aus unserem Gebiet 880 Personen aus, außerdem 126 Personen, die in ihre Heimatländer zurückbefördert wurden.
Auswanderung
nach Vereinigte Staaten von Nordamerika 156 Personen 17.73%
nach Mexico 10 Personen 1,14 %
nach Canada 27 Personen 3,07%
nach Cuba 2 Personen 0,23 %
nach Argentinien 56 Personen 6,36%
nach Brasilien 89 Personen 10,11%
nach Uruguay 31 Personen 3,52%
nach Paraguay 4 Personen 0,45 %
nach Chile 8 Personen 0,90 %
nach Columbien 6 Personen 0,67%
nach St. Domingo 2 Personen 0,23 %
nach Guatemala 2 Personen 0,23 %
nach Costa Rica 12 Personen 1,37%
nach Peru 2 Personen 0,23 %
nach Ecuador 3 Personen 0,34%
nach Venezuela 12 Personen 1,37%
nach Nicaragua 2 Personen 0,23 %
nach Süd-Afrika 19 Personen 2,16 %
nach Australien 2 Personen 0,23 %
nach China 1 Person 0,12 %
nach England 60 Personen 6,82%
nach Frankreich 94 Personen 10,68 %
nach Holland 65 Personen 7,38 %
nach Belgien 38 Personen 4,32 %
nach Schweiz 19 Personen 2,16 %
nach Italien 21 Personen 2,38 %
nach Dänemark 26 Personen 2,95 %
nach Schweden 8 Personen 0,90 %
nach Tschechoslowakei 14 Personen 1,60 %
nach Polen 9 Personen 1,01 %
nach Lettland 2 Personen 0,23 %
nach Bulgarien 2 Personen 0,23 %
nach Spanien und Portugal 64 Personen 7,28 %
nach Griechenland 1 Person 0,12 %
nach Jugoslawien 8 Personen 0,90 %
nach Türkei 2 Personen 0,23 %
nach Syrien 1 Person 0,12 %
880 Personen 100,00%
Rückwanderung
nach Oesterreich 14 Personen 11,10 %
nach Ungarn 8 Personen 6,35 %
nach Polen 75 Personen 59,50 %
nach Tschechoslowakei 9 Personen 7,15%
nach Rumänien 7 Personen 5,55%
nach Sowjet-Rußland 7 Personen 5,55%
nach Holland 6 Personen 4,80%
126 Personen 100,00%
3. Berufsumschichtung und Erstausbildung
Bei der Beratung der vielen ausgeschiedenen Beamten, Ärzte, Anwälte, Studenten und kaufmännischen Angestellten war es uns klar geworden, daß wir Ausbildungsstätten schaffen mußten, um diese Menschen umzuschichten.
Was soll aus unserer jüdischen Jugend werden? Die akademische Karriere ist verschlossen; die Jugend erkannte, daß sie sich den praktischen Berufen zuwenden müsse. Man war einheitlich durchdrungen von der Notwendigkeit einer normalisierten Berufsgliederung. Es mußten somit für Berufsumschichtung und Erstausbildung in vorwiegend praktischer Arbeit eigene Ausbildungsstätten in Landwirtschaft, Gärtnerei, Handwerk, ferner Kurse in Schneiderei und Haushaltung geschaffen werden. Auch für die Ausbildung seemännischen Nachwuchses wurde gesorgt (siehe Titelbild). Fast alle Erfahrungen fehlten uns, Methoden und Wege der Berufsumschichtung und Erstausbildung mußten erprobt werden. Dabei zeigt die Erfahrung, daß es verfehlt wäre, einseitig die Umschichtung zu betreiben und dabei die Ausbildung des kaufmännischen Nachwuchses zu vernachlässigen.
Aus dem Bedürfnis nach Umschichtung entstand die Siedlerschule Wilhelminenhöhe, die ursprünglich vom Reichsbund jüdischer Siedlungen ins Leben gerufen worden war. Garten und Haus wurden uns von der Gemeinde zur Verfügung gestellt; ein Treibhaus wurde gebaut. Unter Leitung eines Gärtners wurde das unwirtliche, zum Teil noch bewaldete Land gerodet, rigolt und terrassenförmig bearbeitet. Auf einem uns zur Verfügung gestellten Felde wurde Gemüse angebaut. 50 männliche und weibliche junge Leute wurden in einem einjährigen Lehrgang praktisch und theoretisch in der Gärtnerei ausgebildet, die Mädchen vor allem in der Hauswirtschaft angeleitet. Gerade in Wilhelminenhöhe hat uns die Erfahrung viel gelehrt. Wir glaubten anfänglich, daß sich für die hier Ausgebildeten eine Arbeitsmöglichkeit vielleicht in Deutschland oder Frankreich bieten würde, und stellten uns daher auf eine gründliche Ausbildung in der Gärtnerei ein, mit theoretischem Unterricht sowie Kursen in Englisch, Französisch und Hebräisch. Es zeigte sich bald, daß unsere Schüler ihre Ausbildung praktisch nur im Ausland, im wesentlichen in Palästina, verwerten können.
Bei der Einrichtung der handwerklichen Kurse waren wir uns von vornherein klar, daß nur eine erstklassige Ausbildung den künftigen jüdischen Handwerker in die Lage versetzen kann, in der praktischen Arbeit zu bestehen.
Im Tischlerumschichtungskursus, Weidenallee 8-10, wurden in zwei Parallelkursen je 15 junge Leute in einem einjährigen Kursus von einem Meister und zwei Gesellen ausgebildet. Im Näh- und Zuschneideumschichtungskursus, Heimhuderstraße 70, wurden ebenfalls in zwei Parallelkursen je 15 junge Mädchen und Frauen von einer Obermeisterin und einer gelernten Schneiderin unterrichtet. In engster Zusammenarbeit mit der Jüdischen Berufsberatungsstelle und Lehrstellenvermittlung sowie dem Hechaluz unterstützten und betreuten wir jeweils ca. 100 Jugendliche, die auf Einzelstellen in Handwerk, Landwirtschaft oder Haushalt sich für Palästina vorbereiten (Hachscharah). Sie leben in den Bathe Chaluz, in denen sie in allen Lebensbedingungen auf Palästina vorbereitet werden. Eine Reederei stellte ihre Einrichtungen in dankenswerter Weise für die seemännische Ausbildung zur Verfügung. Da für die Ostern 1934 zur Schulentlassung gekommenen Jugendlichen eine restlose Unterbringung in Lehrstellen nicht möglich war, wurden in gemeinsamer Zusammenarbeit mit den Leitern der Talmud Tora Schule und der Mädchenschule der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Einrichtungen geschaffen, durch die die Jugendlichen in die Lage versetzt wurden, sich für den künftigen Beruf vorzubereiten. Für die männlichen Jugendlichen wurden eine Tischlerei-Werkvorlehre, Weidenallee 8-10, und Schlosserei-Werkvorlehre, Weidenallee 8-10, geschaffen. In zweckmäßig eingerichteten Werkstätten fanden 30 Jugendliche Aufnahme. Auf Grund dieser Vorbildung gelang es, die Jugendlichen in ordnungsmäßige Lehren im Laufe des vergangenen Jahres unterzubringen. Für die weiblichen Schulentlassenen wurde eine Haushaltungsschule, Heimhuderstraße 70, mit einem den staatlichen Schulen angeglichenen Lehrplan und einjähriger Ausbildungsdauer eingerichtet. Leitung und Unterricht liegen in Händen anerkannter Fachkräfte. Der Lehrplan umfaßt alle praktischen und theoretischen Fächer auf dem Gebiete der Hauswirtschaft. Das hauswirtschaftl. Jahr gilt als Vorbereitung zur Tätigkeit im Haushalt oder im Betrieb, ferner als Grundlage für die Ausbildung als Kindergärtnerin, Hortnerin, Hausbeamtin und Krankenpflegerin.
Gerade auf diesem wichtigen Arbeitsgebiet, dessen Bedeutung und Ausmaß täglich wächst, sind die an uns gestellten Forderungen sehr groß. Die Einrichtung und Erhaltung der Ausbildungsstätten wurden von uns finanziert. Ferner mußten wir, da diese Berufsumschichtler und Erstauszubildenden meist unbemittelt waren, deren Ausbildung zumindest teilweise tragen. Die Zahl der von uns Unterstützten betrug in diesen i3/4 Jahren 381, von denen der einzelne einen durchschnittlichen Zuschuß von RM. 203.- erhielt.
Als durch die Entwicklung des Jahres 1933 sich die Notwendigkeit ergab, die im vorstehenden beschriebenen neuen großen Aufgabengebiete zu bewältigen, mußten ganz neue Wege für die Finanzierung gefunden werden, denn die Mittel der Gemeinden konnten für diese neuen Aufgaben nicht ausreichen. In großzügiger Weise haben die ausländischen Juden ihre Hilfsbereitschaft gezeigt. Selbstverständlich konnte diese Hilfe nur in Anspruch genommen werden, wenn das deutsche Judentum von sich aus die größte Opferbereitschaff bewies. Dieser Gedanke führte zur Zusammenfassung aller finanziellen Kräfte des deutschen Judentums in dem Zentralausschuß für Hilfe und Aufbau. Innerhalb Deutschlands mußte jede Gemeinde erst einmal das Äußerste aus sich herausholen, aktive Selbsthilfe in ihrem Gebiet durchführen, ihre Solidarität durch Unterstützung leistungsschwächerer Gemeinden dokumentieren, ehe sie die zentralen Mittel beanspruchen konnte. Lebendiger Ausdruck dieser wechselseitigen Hilfe ist es, daß von Anfang an 25 % der hier aufgebrachten Spenden für zentrale Mittel nach Berlin abgegeben wurden, dage gen unterstützte uns der Zentralausschuß bei der Einrichtung von Ausbildungsstätten und trug bis zu der Gesamtkosten der Berufsumschichtung und Erstausbildung. Der Hilfsverein der Deutschen Juden und das Palästina-Amt der Jewish Agency beteiligen sich an den Ausgaben auf ihrem Gebiet der Auswanderung in starkem Maße. Der Hilfsverein der Deutschen Juden trägt etwa 2/} der Kosten und das Palästina-Amt einen von Fall zu Fall festgesetzten, wesentlichen Anteil. Alle Ausgaben auf dem Gebiet der Wirtschaftshilfe mußten aus den örtlichen Mitteln der Beratungsstelle bestritten werden. Hier halfen uns ergänzend die Wohlfahrtskommission der Deutsch-Israelitischen Gemeinde, die Mittelstandshilfe, der Wohlfahrtsausschuß der Logen, die Henry und Emma Budge-Stiftung, die Lazarus Gumpel-Stiftung, die Elfriede Salomon-Stiftung und andere Hamburger jüdische Stiftungen.
Um die Aufbringung der Mittel sicherzustellen, wurde mit dem Zentralausschuß vereinbart, daß die Beratungsstelle allein das Recht haben sollte, in Hamburg zu sammeln - mit Ausnahme des Keren Hajessod. Diese Maßnahme hat doppelten Vorteil: planmäßige Verwendung aller caritativen Kräfte einerseits und andererseits größtmögliche Ausschöpfung der Opferbereitschaft durch den Hinweis, daß durch einmaliges wirkliches Opfer die zahllosen kleinen Sammlungen abgegolten sind. - Daneben mußte nur noch das Winterhilfswerk der Gemeinde bestehen bleiben, weil sonst die reinen Wohlfahrtsaufgaben der Gemeinde nicht erfüllt werden konnten. An dem Ergebnis des Winterhilfswerks der Gemeinde wurde aber die Beratungsstelle angemessen beteiligt. Außerdem erhielt sie von der Gemeinde eine Subvention.
Die Sammlung für den Hilfsausschuß wurde in zweierlei Weise durchgeführt. Einmal durch Werbung großzügiger Jahresspenden, außerdem durch die laufenden monatlichen Beiträge auf Grund der blauen Beitragskarten. Es gelang, für 2 Jahre, von April 1933 bis April 1935, die Mittel für die Aufgaben des Hilfsausschusses sicherzustellen.
Mag die Arbeit auch auf einzelnen Teilgebieten, bei denen es sich um akut zu lösende Schwierigkeiten gehandelt hat, kleiner geworden sein, so ist doch im ganzen, besonders in der Erstausbildung, der Berufsumschichtung, der Palästina-Wanderung und vor allem der Wirtschaftshilfe das Aufgabengebiet eher gewachsen als kleiner geworden. Die zukünftige Arbeit kann nur geleistet werden, wenn ebenso oder noch mehr als bisher - trotz aller Schwierigkeiten und Lasten, mit denen der einzelne in seinem nächsten Kreise zu kämpfen hat - ein jeder seiner Verbundenheit mit der Gemeinschaft dadurch Ausdruck gibt, daß er bis zum letzten Ausmaß seiner Kräfte dieses Werk mitträgt!