Die Gestapo Aachen berichtet
Die Gestapo Aachen berichtete über den Monat Dezember 1934:
„Leider muss immer wieder festgestellt werden, dass die Bauern noch rege Geschäftsverbindungen mit den Juden unterhalten.“
„Überall im Bezirk war im Berichtsmonat eine verstärkte wirtschaftliche Propaganda gegen das Judentum zu beobachten. Angeblich lagen Anweisungen der PO. hierzu vor. Die Boykott- und Propaganda-Massnahmen wurden in allen möglichen Formen festgestellt, sei es als Postenstehen, durch Anreden der Käufer auf der Strasse, durch Transparente, durch Flugblätter, durch Klebezettel, durch Anschriften, durch Sprech-Chöre oder durch Einschlagen von Fensterscheiben. Da die Verordnung des Herrn Reichswirtschaftsministers vom 1.9.1933 sowie das Schreiben des Herrn Reichsministers des Innern an den Industrie- und Handelstag vom 8.9.1933 und endlich das Rundschreiben des Herrn Reichsministers des Innern an die Reichs - und Landesregierungen vom 13.11.1934 wirtschaftliche Propaganda gegen jüdische Geschäfte untersagen und sich derartige Boykottmassnahmen im hiesigen Grenzgebiet auch aussenpolitisch stets nachteilig auswirken, wurden sie im Einvernehmen mit den zuständigen Kreisleitungen in allen Fällen beschleunigt abgestellt, zumal auch auf einige Beschwerden jüdischer Geschäfte hin von dem Herrn Reichsminister des Innern an den Herrn Regierungspräsidenten dringende Einzel-Erlasse ergangen waren. Bedauerlicherweise sind durch diese Vorgänge in einigen Fällen Gegensätze zwischen der PO und den Polizeiorganen entstanden, die vermieden werden könnten, wenn in der Judenfrage von Bewegung und Staat einheitlich vorgegangen würde. So stellten in einem Ort des Bezirks Polizeibeamte nächtlich bei Amtswaltern, welche antijüdische Propaganda auf der Strasse vor jüdischen Geschäften anmalten und hiervon nicht ablassen wollten, die von diesen mitgeführten Farbtöpfe sicher. Dies hatte zur Folge, dass der stellvertretende Ortsgruppenleiter bei der Polizeibehörde erschien und erklärte, er werde dafür Sorge tragen, dass die Beamten wegen ihres Verhaltens im "Stürmer" angeprangert würden.
In einigen anderen Orten erhob der christliche Handel, der letzten Endes durch den Juden-Boykott mit gefördert werden sollte, selbst gegen diesen Einspruch, weil sich die Käufer in die benachbarten Gross-Städte verzogen, wo sie unbeobachtet und unbelästigt einkaufen können.
Die rege Vereinstätigkeit des Judentums hat auch im Berichtsmonat angehalten.“