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Chronik und Quellen
1935
August 1935

August 1935

Im ruhigen und weitgehend veranstaltungsfreien Sommermonat August waren kaum im engeren Sinne als politisch zu bezeichnende Ereignisse zu beobachten. Stattdessen traten 15.000 Werksangehörige der Adam Opel AG am 17. August auf Kosten des Automobilkonzerns einen 14-tägigen Urlaub an. Zehn Tage lang wurden jeweils 1.000 bis 1.500 Beschäftigte auf einem Dampfer auf dem Rhein von Mainz bis St. Goar und zurück gefahren. Die Presse feierte diese Aktion als „imposante Kundgebung des neuen deutschen Gemeinschaftsgeistes“.

Dieser vorgebliche „Geist“ musste auch für Aktionen ganz anderer Art herhalten. In den Kurorten Freienwalde, Reinsberg, Bansin, Warnemünde und Lindau kam es zum Monatsbeginn zu vereinzelten Übergriffen gegen rauchende Frauen. Mit Sprechchören wie: „Die deutsche Frau raucht nicht, die deutsche Frau schminkt sich nicht, die deutsche Frau trägt keine roten Haare“ zogen dabei auch Angehörige der lokalen Hitlerjugend durch die Straßen.

Ansonsten nutzte man auch diesen Monat, um die „Volksgemeinschaft“ „auf Linie“ zu bringen und Unerwünschte austuschließen: Reichskriegsminister Werner von Blomberg ordnete am 2. August die Grußpflicht zwischen allen Angehörigen der Wehrmacht und den Uniformen tragenden politischen Leitern der NSDAP an; am 22. August dann der Präsident der Reichsschrifttumskammer aus Kontrollgründen die Meldepflicht für alle Werks- und Vereinsbüchereien an.

In Übereinstimmung mit der Gestapo erließ Hans Hinkel als Sonderbeauftragte für die Überwachung der „geistig und kulturell tätigen Nichtarier“ im Propagandaministerium am 17. August Richtlinien für die Tätigkeit des Reichsverbandes der jüdischen Kulturbünde. Danach waren alle Veranstaltungen des Bundes als „geschlossen“ zu betrachten und konnten nur mit besonderen Ausweisen besucht werden.

 

Verdrängung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung

Wie schon der Juli war auch der August von der im Frühjahr 1935 einsetzenden Welle antijüdischer Gewalttätigkeit geprägt, die in diesen beiden Monaten zugleich ihren Höhepunkt erreichte. Das zunehmend unkontrollierbare Ausmaß dieser Unruhen erschien selbst dem NS-Regime aus wirtschaftlichen und Prestigegründen zu gefährlich zu werden, so dass gleich mehrere Anordnungen zur Eindämmung der antisemitischen Aktionen ergehen: Am 2. August eine durch Rudolf Heß als Stellvertreter des „Führers“, am 8. August ein Befehl Hitlers und am 20. August schließlich aufgrund dieses Führerbefehls ein Erlass von Reichsinnenminister Frick.

Am 18. August äußerte auch Reichsbankpräsident und Reichswirtschaftsminister Schacht in einer Rede auf der Königsberger Ostmesse deutliche Kritik an den radikalen Methoden der NS-Judenpolitik. Niemand in Deutschland sei rechtlos, so betonte er. Die Gesetzgebung zur Regelung der „Judenfrage“ sei in Vorbereitung und müsse abgewartet werden. Bis dahin aber seien die bestehenden Gesetze unbedingt zu achten. Jede Störung der Wirtschaft, von welcher Seite sie auch immer erfolgen möge, wirke wie Sand in der Maschine des wirtschaftlichen Aufbaus. Es sei für diesen Prozess unerlässlich, dass das Vertrauen in Deutschland als Rechtsstaat unerschüttert bleibe.

Am 20. August schließlich wurde im Rahmen einer interministeriellen Chefbesprechung von verschiedenen Seiten ebenfalls Kritik an den antijüdischen „Einzelaktionen“ einiger Parteistellen geübt. Als Konsens der Besprechung wurde festgehalten, dass einerseits die „uferlose Ausdehnung antisemitischer Betätigung unverantwortlicher Organisationen bzw. Privater auf alle möglichen Lebensgebiete“ durch gesetzliche Maßnahmen unterbunden werden solle. Andererseits aber sollte die Sondergesetzgebung gegen die Juden, vor allem auf wirtschaftlichen Gebieten, weiter ausgebaut werden.

Auch die Reichsvertretung der deutschen Juden reagierte auf die eskalierende Lage und verfasste am 6. August ein „Trostwort“, das als öffentliche Protestaktion in allen Synagogen verlesen wurde.

Zugleich nahm die Kontrolle jüdischen Lebens durch das NS-Regime und der Ausbau einer allumfassenden Überwachung ihren ungehinderten Fortgang. So ordnete der von Goebbels Ende Mai ernannte Sonderbeauftragte für die Überwachung der geistigen und kulturellen Tätigkeiten der deutschen Juden, Hinkel, am 6. August an, dass sich sämtliche jüdischen Kulturorganisationen sich umgehend dem „Reichsverband jüdischer Kulturbünde“ anzuschließen hätten, dessen Leitung ihm unterstellt war. Nur Mitglieder des Reichsverbands durften künftig aktiv oder als Zuschauer an jüdischen kulturellen Veranstaltungen teilnehmen, für die nur noch ausschließlich in jüdischen Zeitungen geworben werden durfte.

Am 17. August verordnete das Berliner Gestapa, dass sämtliche jüdische Organisationen ihre Mitgliederlisten auszuhändigen hätten, auf deren Grundlage eine „Judenkartei“ für das gesamte Reichsgebiet angelegt werden sollte. Diese umfassende Aufgabe wurde alsbald in Angriff genommen. So veröffentliche die Gestapo Karlsruhe am 6. September einen entsprechenden Erlass über die Erfassung aller Mitglieder jüdischer Organisationen in Deutschland in einer solchen „Judenkartei“, die der polizeilichen Überwachung dienen sollte.

Weitere Ausgrenzungen und Verbote folgten. Am 16. August bestimmte das Badische Kultusministerium, dass jüdische Schülerinnen und Schüler in Zeugnissen künftig nicht mehr charakterlich beurteilt werden durften. Zwei Tage später kam das Ende aller Freimaurerlogen, die bis dahin ihre Auflösung noch nicht selbst beschlossen hatten. Sie wurden bei Beschlagnahmung ihres gesamten Vermögens verboten.

Ansonsten steuerte alles auf eine endgültige gesetzliche Regelung der „Rassenfrage“ hin. So ordnete das Reichspropagandaministerium am 30. August an, jegliche diskriminierende antisemitische Maßnahmen bei der Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu unterlassen, bis eine entsprechende Gesetzgebung veröffentlicht sei. Wann das zu erwarten war, ging aus einem Schreiben hervor, das Reichsorganisationsleiters Ley am 23. August an die Dienststellen der Deutschen Arbeitsfront richtete: „Der Stürmer gibt zum Reichsparteitag eine Sondernummer heraus, betitelt: ‚Menschenmörder von Anfang an‘. - In dieser Ausgabe sind die jüdischen Revolutionen vom Altertum bis zur Jetztzeit und insbesondere der Marxismus von Karl Marx bis zur ‚Komintern‘ erschöpfend behandelt. Diese Sondernummer ist möglichst jedem Angehörigen der Deutschen Arbeitsfront in die Hand zu geben. Die Dienststellen der Deutschen Arbeitsfront werden deshalb angewiesen, für weitgehendste Verbreitung der betreffenden Stürmer-Sondernummer in den Betrieben usw. Sorge zu tragen.“ - Im Rahmen des Reichsparteitages im September war also Entsprechendes zu erwarten.

5. August 1935: Die Polizei berichtet aus Bad Kissingen

5. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Stettin

5. August 1935: Bericht aus Bad Tölz

6. August 1935: Die Genarmerie Baiersdorf berichtet

7. August 1935: Artikel in der SS-Zeitschrift „Das Schwarze Korps“

8. August 1935: Öffentliche Demütigung einer Frau in Beuthen

10. August 1935: Der Regierungspräsident berichtet aus Osnabrück

13. August 1935: Richtlinien für Reichskulturbund

13. August 1935: Der Landrat berichtet aus Nienburg

14. August 1935: Bericht aus Neumarkt

15. August 1935: Parteiausschluss gefordert

August 1935: Die SoPaDe berichtet

16. August 1935: Der Regierungspräsident berichtet aus Osnabrück

17. August 1935: Material für eine zentrale „Judenkartei“

17. August 1935: Lagebericht des SD-Hauptamtes J 1/6 (Juden)

18. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Hannover

18. August 1935: Das Bezirksamt Forchheim berichtet

20. August 1935: Anordnung zur „Verhinderung von Ausschreitungen“

20. August 1935: Der Bürgermeister berichtet aus Lippstadt

20. August 1935: Der Amtsbürgermeister berichtet aus Anröchte

20. August 1935: Bericht des SD-Hauptamtes J I/6

20. August 1935: Der Landrat berichtet aus Hersfeld

20. August 1935: Vermerk des Gestapa zur antijüdischen Politik

22. August 1935: Vermerk zur steuerlichen Diskriminierung der Juden

22. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Berlin

23. August 1935: Der Landrat berichtet aus Arolsen

24. August 1935: Der Landrat berichtet aus Bad Wildungen

24. August 1935: Der Oberbürgermeister berichtet aus Fulda

24. August 1935: Der Landrat berichtet aus Springe

24. August 1935: Der Oberbürgermeister berichtet aus Stargard

25. August 1935: Tagebucheintrag von Willy Cohn

26. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Stettin

26. August 1935: Der Landrat berichtet aus Warburg

26. August 1935: Der Landrat berichtet aus Kassel

26. August 1935: Der Landrat berichtet aus Marburg

27. August 1935: Der Landrat berichtet aus Paderborn

27. August 1935: Das Bezirksamt Alzenau berichtet

27. August 1935: Der Landrat berichtet aus Lübbecke

27. August 1935: Der Landrat berichtet aus Herford

28. August 1935: Der Landrat berichtet aus Bielefeld

28. August 1935: Der Landrat berichtet aus Halle

28. August 1935: Das Bezirksamt Bad Kissingen berichtet

28. August 1935: Der Regierungspräsident berichtet aus Stettin

29. August 1935: Der Landrat berichtet aus Syke

29. August 1935: Der Landrat berichtet aus Altenkirchen

29. August 1935: Der Oberbürgermeister berichtet aus Marburg

29. August 1935: Der Landrat berichtet aus Neuwied

29. August 1935: Der Landrat berichtet aus Hechingen

30. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Erfurt

30. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Stettin

30. August 1935: Der Regierungspräsident berichtet aus Frankfurt

30. August 1935: Der Landrat berichtet aus Schlüchtern

30. August 1935: Der Landrat berichtet aus Hünfeld

31. August 1935: Der Regierungspräsident von Oberbayern berichtet

31. August 1935: Der Regierungspräsident berichtet ans Ansbach

31. August 1935: Vorschläge zur weiteren Ausgrenzung der Leipziger Juden

August 1935: Die Gestapo Düsseldorf berichtete

31. August 1935: Der Regierungspräsident berichtet aus Speyer

31. August 1935: Der Oberpräsident berichtet aus Stettin

31. August 1935: Der Regierungspräsident berichtet aus Augsburg

31. August 1935: Der Regierungspräsident berichtet aus Stettin

August 1935: Die Gestapo Trier berichtet

31. August 1935: Der Regierungspräsident berichtet aus Stettin

31. August 1935: Der Regierungspräsident berichtet aus Würzburg

August 1935: Die SoPaDe berichtet

31. August 1935: Der Regierungspräsident berichtet aus Wiesbaden

31. August 1935: Bericht aus Minden

31. August 1935: Die Gestapo Bielefeld berichtet

31. August 1935: Die Gestapo Hannover berichtet

August 1935: Die Gestapo Koblenz berichtet

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Dortmund

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Wilhelmshaven

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Berlin

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Erfurt

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Kassel

31. August 1935: Das Polizeiamt Frankenthal berichtet

31. August 1935: Die Polizei berichtet aus Kassel

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Königsberg

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Köslin

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Harburg-Wilhelmsburg

31. August 1935: Die Mecklnbgiche Polizei berichtet aus Schwerin

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Halle/Saale

31. August 1935: Die Polizeidirektion München berichtet

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Münster

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Magdeburg

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Osnabrück

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Potsdam

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Saarbrücken

31. August 1935: Der Landrat berichtet aus Minden

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Kiel

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Stade

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Schneidemühl

August 1935: August 1935: Die Gestapo Köln berichtet für den Regierungsbezirk Köln

August 1935: Die Gestapo Aachen berichtet

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Stettin

31. August 1935: Die Gestapo berichtet aus Wiesbaden

31. August 1935: Der Regierungspräsident von Kassel berichtet

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