September 1934
Am 4. September begann in Nürnberg der bis zum 10. September dauernde NSDAP-Reichsparteitag „Triumph des Willens“, der nicht zuletzt dadurch Berühmtheit erlangte, dass Hitler Leni Riefenstahl zu diesem Anlass mit der Produktion eines fast zweistündigen Dokumentarfilms mit gleichem Titel beauftragte. Mit ungeheurem propagandistischen Aufwand inszeniert, sollte diese Woche nicht weniger darstellen als den jährlichen „Höhepunkt des nationalen Lebens und dem Regime zur perfekten Selbstdarstellung dienen. Entsprechend gewaltig fielen die Massenaufmärsche aus: Am 6. September beherrschen 52.000 „Arbeitsmänner“ das Bild, einen Tag später 181.000 NS-Amtswalter, denen wiederum tags darauf rund 60.000 Mitglieder der Hitlerjugend folgten. Das Riesenspektakel, das auch im Ausland Aufmerksamkeit erregte, endete schließlich mit einem Appell von 110.000 Mitglieder von SA, SS und NSKK.
In seinen diversen Reden stellte Hitler einige bemerkenswerte Dinge klar. Am 5. September sprach er zunächst davon, dass das Jahr zwischen September 1933 und 1934 „die endgültige Festigung der nationalsozialistischen Macht“ gebracht habe, um dann mit Blick auf die Ereignisse des 30. Juni nochmals unmissverständlich klarzustellen: „Die nationalsozialistische Revolution ist als revolutionärer, machtmäßiger Vorgang abgeschlossen! Sie hat als Revolution restlos erfüllt, was von ihr erhofft werden konnte.“ Was er damit meinte, erläuterte Hitler zwei Tage später vor den Politischen Leitern der NSDAP: „Nicht der Staat befiehlt uns, sondern wir befehlen dem Staat“, um dann in der Abschlusskundgebung am 10. September die Schaffung einer „Führerordens“ als Ziel auszugeben. Während der HJ-Kundgebung erklärte er den Jugendlichen, sie müssten „Treue lernen und sich im Gehorsam üben", dabei „friedlich und mutig zugleich“ sein, außerdem hätten sie zu lernen „hart“ zu sein und sich bereits „in den jüngsten Jahren zum Begriff der Ehre zu bekennen“; kurzum: „alles, was man von der Zukunft des Deutschen Reiches fordere, müsse von der Jugend verlangt werden“.
Das propagandistische Spektakel fand seine Fortsetzung am 30. September, als auf dem Bückeberg in Anwesenheit von Hitler und Propagandaminister Goebbels von rund 700.000 Menschen zum zweiten Mal der Staatsakt des Erntedankfests begangen wurde. Im Rahmen des aufwändig inszenierten Fests fuhren Bauern mit festlich geschmückten am Publikum vorbei – ein Bild, das sich im Kleinen reichsweit in allen Regionen wiederholte.
Auch auf anderem Gebiet feierte das NS-Regime öffentlichkeitswirksame Erfolge: Am 7. September gab Fritz Todt als Inspekteur für das deutsche Straßenwesen bekannt, dass auf den insgesamt 51 Baustellen der Reichsautobahn rund 52.000 Menschen beschäftigt seien und weitere 100.000 in Zulieferbetrieben. Bis zum Jahresende werde eine Verdopplung dieser Zahlen angestrebt.
Im kirchlichen Sektor lief dagegen weiterhin Vieles nicht mit den NS-Vorstellungen konform. Nachdem die Landessynode der Evangelischen Kirche in Bayern noch am 23. August ihren Beitritt in die NS-orientierte Reichskirche eindrücklich abgelehnt hatte, wurde sie ebenso wie die württembergische Landeskirche am 3. September per Verordnung ungefragt eingegliedert, ein Schritt, dem beide Landeskirchen am 11. September vehement widersprachen und erneut vehement ablehnten.