Erinnerungen an das Pogrom in Köln
Der 1921 geborene K.K. berichtete 1983:
„Als ich 16 Jahre alt wurde, erlebte ich am 9. November die Kristallnacht bzw. den nächsten Morgen. Das Volk zog zur Kämmergasse und zum Griechenmarkt und man sah zu, wie den Juden die Geschäfte zerstört wurden und wie man die Menschen mit Tritten und Schlägen auseinandertrieb. Die Bevölkerung war geteilter Meinung, manche gingen mit einem verbissenen Gesicht hinweg und andere waren voll Zustimmung. Auch ich war erst schockiert, als man mit roher Gewalt gegen diese Menschen vorging, aber es hieß immer wieder: „Die Juden sind unser Unglück", und wir hatten harte Zeiten erlebt und unterdrückten die Regung, was hätte es auch letztendlich gebracht? Auch bei uns in der Hosengasse wohnte neben uns der Jude Moses, der ein kleines Zigarettengeschäft betrieb. Zwar durften wir als Hitlerjungen den Moses nicht grüßen, aber mein Vater hielt gute Nachbarschaft und kaufte immer seine Zigaretten dort. Als man nun auch dem Nachbar Moses ans Fell wollte, ging mein Vater in der Eigenschaft als Zellenleiter (Goldfasan) dazwischen und bedeutete der johlenden Horde, dass dieser Mann im ersten Weltkrieg seine Pflicht getan hätte, und man bekäme es mit ihm zu tun, wenn man diesen Mann nicht in Ruhe ließe. Ja auch dieses gab es damals, und Moses ist solange nichts passiert, wie mein Vater noch zu Hause war.“