Erinnerungen an das Pogrom in Köln
H.A., Jahrgang 1913, erinnerte sich 1988:
„Nie vergessen werde ich die Ereignisse der ‚Kristallnacht‘ vom 9. zum 10. November 1938. Morgens früh hörten wir schon das Klirren von Fensterscheiben und das Gegröle einer Menschenmenge, die sich von der Thieboldsgasse auf unser Haus in der Alexianerstraße bewegte, wo ja der Jude Feldmann unser Ladenlokal gemietet hatte. Da ich befürchtete, dass die Horde auch hier die Schaufenster einschlug, rief ich telefonisch das Polizeipräsidium in der Krebsgasse an, von wo ich aber eine nichtssagende Antwort erhielt. Ich stellte mich also selbst auf die Straße vor das Lokal, wo ich an der Spitze der herankommenden Menge auch einige von der NSDAP-Ortsgruppe Neumarkt, wo ich als Mitglied geführt wurde, erkannte. Ich ging ihnen entgegen und konnte tatsächlich erreichen, dass das Lokal sowie die Frau und Kinder Feldmann ungeschoren blieben. Der Jude Feldmann hatte sich schon vorher ins Ausland abgesetzt. Dieses Ereignis machte mich sehr nachdenklich und hat mich sehr besorgt.“