Bericht über Deportation nach Theresienstadt
Am 15. Juni 1942 wurde Klara Caro gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Kölber Rabbiner Sr. Isidor Caro nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte die NS-Zeit und berichtete später über Ihre Erlebnisse während der Deportation und über ihre Zeit in Theresienstadt:
„In belgischen Viehwagen wurden wir in einer Fahrt von drei Tagen und drei Nächten nach Theresienstadt geschafft, das der „Führer“ den tschechischen Juden zum Aufbau für ein „Bevorzugtes Ghetto“ geschenkt hatte. (…)
Wir waren zunächst im Heuboden der Hannover-Kaserne gefangen, wo mehrere von uns starben. Dann wurden wir, Männer und Frauen getrennt, in sogenannten Wohnhäusern untergebracht, wo wir auf 70 cm [breitem] Raum auf nackter Erde - ich mit ca. 14 Kölner Frauen in einem Zimmer -hausen mussten. Mein Mann war im Hinterhaus desselben Gebäudes mit 12 Männern in einem Raum untergebracht. Die Matratzen, die uns der Judenälteste Jakob Edelstein, einer der edelsten Menschen und eine ausgesprochene Führernatur, 1942 schenken wollte, wies mein Mann mit dem Bemerken zurück, dass er sie erst annehmen würde, wenn alle Kölner mit Matratzen versehen wären. Beim Arbeitseinsatz, der glücklicherweise zum Teil von tschechischen Juden verteilt wurde, kam ich in die sogenannte Fürsorge. Mein Mann wurde ‚ Beerdigungsfunktionär‘, wie der traurige Titel der Rabbiner dort lautete.
Einige Zeit später konnten Gottesdienste eingerichtet werden, und so primitiv diese auch äußerlich in den ehemaligen Pferdeställen oder am Tage als Schlaf- und Wohnräume dienenden Stätten auch waren, die Nazis ahnten nicht, welche Quelle des Trostes und der Erhebung diese für uns arme Gequälten bedeuteten. Von den wenigen deutschen Rabbinern dort hatte jeder einen eigenen Gottesdienst. Aber das Hauptamt der Rabbiner war die traurige Pflicht, seine Gemeindeglieder zu Grabe zu tragen. Es war schaurig, wie der Tod in diesem ersten Jahr durch Hunger und Infektion unter den Kölnern wütete.
Die Aufgabe des Rabbiners, den Zurückbleibenden Trost und Halt zu geben, wurde immer schwieriger. Hätten die Nazis einen Begriff gehabt, welch ein Kraftquell geistige Beschäftigung und Begeisterung für Ideen verleihen können, sie hätten die sogenannte ‚Freizeit-Gestaltung‘ nie erlaubt. Mit ihr begann die jüdische Kulturarbeit, deren Leitung Dr. Franz Kahn, Prag, Leiter des Palästinaamtes dort, ermordet in Auschwitz, für die Männer, und ich für die Frauen des Ghettos übernahmen. Mit einigen tschechischen Frauen gründeten wir eine Wizo, und die Sabbatnachmittage mit Vorträgen aus allen Gebieten jüdischen und zionistischen Lebens von Gelehrten aus Wien, der Tschechoslowakei und Deutschland wurden ein nicht zu entbehrender Born der Hoffnung und der Lebenserhaltung.
Die segensreiche Tätigkeit meines Mannes, des letzten Seelsorgers der Kölner Gemeinde in Theresienstadt, nahm mit seinem Tode am 28. August 1943 ein Ende.“
Am 5. Februar 1945 wurden 1.200 Personen durch das Internationale Rote Kreuz aus Theresienstadt in die Schweiz überführt, unter ihnen auch Klara Caro.