Suchen & Finden
Jugend! Deutschland 1918-1945
Editionen zur Geschichte
Didaktik & Schule
Inhalt
Baum wird geladen...

KLV-Lagertagebuch Hans-Hermann Wittorf (1942)

Dieses reich bebilderte KLV-Lagertagebuch wurde 1942 von dem Hamburger Schüler Hans-Hermann Wittorf angelegt, zu dem nichts Näheres in Erfahrung zu bringen war. Er beschreibt die Lager in Altötting, Burghausen und Lentstetten

Das Album wurde über die Internetplattform ebay erworben und wird unter N 1603/172 im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln aufbewahrt.

Wittorf

Mein K.L.V.-Heft.

Hans-Hermann Wittorf.

- 1 -

Im ersten Lager (Altötting)

Nun bin ich im K.L.V.-Lager. Lange hat es gedauert, bis meine Eltern ihre Einwilligung gegeben haben. Aber zuletzt schliesslich war auch diese Frage gelösst. Am 20. Januar trafen sich alle Jungen in Altona und dann ging es mit dem Sonderzug heidi, nach Oberbayern. So ganz leicht war der Abschied doch nicht, aber bald brach sich während der Fahrt die Freude am Erleben ihre Bahn, und Lachen und Scherzen erfüllte die Abteile. –

War die Bahn auch während der Fahrt tüchtig geheizt, so gab es doch Augenblicke und Plätze, die uns ein Gefühl unbehaglicher Kälte verursachten, aber, - und das ist die Hauptsache - wir haben die Fahrt bestanden. Kein wunder, sind wir doch tüchtige Pimpfe und wollen fixe Kerle werden. „Door vallo di to“, sagt der Hamburger.

Nun sind wier schon einige Wochen in Altötting. In der ersten Zeit herrschte eine strenge Kälte. Bis auf 30 Grad senkte sich die Quäcksilbersäule. Wier fühlten uns sehr ungemütlich. Aber die Dicken Federbetten und die Oefen halfen uns über die Zeit hinweg.

Das Essen war nicht so wie wir es erwarten hatten. Es war nicht kräftig genug, sodass wir immer ein Hunger Gefühlt hatten. Das konnte auch nicht durch grosse Mengen wettgemacht werden. Wir haben auch nicht Platz. Die Abortverhältnisse sind verherend; ohne Wasser-spülung unmittelbar an der Schwindgrube angeschlossen, verbreitet sich oft in unserem Flur ein unangenehmer „Duft“. Die Wirtin hatte Mädel für ihr Lager erwartet. So wurden schon in den ersten Wochen Schritte unternommen zur Verlegung. Wir sollten auf die Burg nach Burghausen und freuten uns wie die Schneekönige. Aber im letzten Augenblick wurde von München ein Lager dorthin verlegt. Dann sollten wir nach Neumark in ein Kloster kommen. Der Tag unserer Abreise war schon festgesetzt - - - da kam Claus Wölfert ins Krankenhaus. Er hatte Scharlach - - - und wir bekamen Lagersperre. So sind wir nun noch heute, am 21. Februar, in Altötting und erwarten jeden Tag unsere Befreiung ab. Wir dürfen zwar geschlossene Ausmärsche machen, dürfen aber nicht mit anderen Lägern oder mit der Bevölkerung zusammenkommen, also auch Freizeitsperre. Das letztere entbehren wir nicht, da die Bevölkerung die Hamburger nicht gerne sieht.

Altötting ist ein katholischer Wallfahrtsort, dessen Bewohner von den Wallfahrern leben. Das erklärt ihre Einstellung gegenüber. –

Jetzt einiges aus unserem Lagerleben:

Einen Sonntag in Altötting.
Wir wurden um 8.00 Uhr geweckt. Ich sprang gleich aus dem Bett und wusch mich. Dann gingen wir zum Kaffeetrinken. Unser Lagerleiter verkündete, dass wir heute Morgen Grosstubenreinigen haben. Und danach sollten wir mehrere Apelle haben. Wir gingen gleich an die Arbeit. Wir machten erst die Waschtische in Ordnung. Wir sagten uns, es solle alles blitzen. Ich fegte, es war viel Dreck unter den Betten. Unsere Stube, (wo auch ich drin war), fiel nicht auf. Nach dem Mittag hatten wir Freizeit bis zum Kaffee. Siegfried Petrick und ich gingen spazieren. Wir kamen zum Kino, dort sahen wir die Bilder an. Ich sah mich um, dort spielten Männer, was spielten sie den? Eiskegel. Nun wurde es Zeit wieder zurück zum Lager zu gehen. So verging ein Sonntag in Altötting.
   (H.J. v. Haas)

Braunau ist die alte Tuchmacherstadt; Burghausen ist die alte Residensstadt des Landshuter Herzogs; Altötting ist die grösste Kirchenstadt. Das ganze

- 3 -

frischen Wind um die Ohren wehen lassen.

Wenn auch noch viel Schnee liegt, die Wärme hat doch tüchtig mit dem Schnee aufgeräumt. Viel Arbeit bringt der Schnee der Bevölkerung. Ueberall werden die Bürgersteige gereinigt, überall wird der Schnee auf Schlitten fortgefahren.

Wie verbringen wir nun unsere Tage im K.L.V.-Lager Gasthof „Schex“?? Im schönsten Schlummer liegen wir, da schrillt plötzlich eine Pfeife und der Ruf ertönt: „Aufstehen“. Gleich wird die Zimmertür geöffnet und der Lalei oder der Lama erscheinen, bitten freundlich um Entschuldigung wegen der Störung und erkundigen sich, ob sie ihm den Kaffee ans Bett bringen dürfen. – Dann gehts aber los. „Seid ihr noch nicht aus den Betten?? – Nun aber raus marsch. Und da bei ist die Uhr erst 7.15 Uhr. Wir wollen uns wegen nächtlicher Ruhestörung beschweren. – Jetzt muss bis 8 Uhr Waschen, Stubenreinigen, und Bettenbauen durchgeführt werden. Dabei steckt immer einer der Eine oder der Andere von den lästigen Aufsichtsmenschen die Nase ins Zimmer und beobachtet uns. Mit nacktem Oberkörper sollen wir uns waschen. – Unerhöhrt. – Man kann sich doch vor dem Waschen eine Wolljacke anziehen und einen Schal umbinden - - - das spart doch Seife und wir im Kriege und die Seife ist knapp. - -

Um 8 Uhr müssen die Stuben vor Sauberkeit blitzen, sonst kann es uns auch geschehen, dass die Anderen zum Kaffee gehen, und wir müssen unsere Stube noch einmal machen. Und dann kann es vorkommen, dass die Anderen uns die grössten Marmeladenbrote nachgelassen werden. Um 8 Uhr ist Flaggenhissung und um 8.15 Uhr sitzen wir beim Kaffee. Nachdem wir uns gesterkt haben, fängt die Schule an und endet um 12,35 Uhr. Gegen 10,35 Uhr haben wir eine kleine Pause. Wie in der Schule haben wir einen Stundenplan, nach dem der Unterricht planmäßig erteilt wird. In der Pause wird die eingelaufene Post ausgeteilt. Um 13 Uhr erfolgt die Abfütterung der Raubtiere, eine sehr wichtige Angelegenheit. - - - Damit wir die schöne Mittagszeit ausnutzen können, haben wir von 14 Uhr-16 Uhr Freizeit. Werend unserer Lagersperre machen wir geschlossene Ausmärsche. Um 16 Uhr gibt es Kaffee, das heisst nur eine Schnitte Marmeladenbrot. Anschliessend werden Schularbeiten oder H.-J.-Dienst durchgeführt. 18,30 Uhr ist wieder einmal sehr wichtiger Dienst, der nicht versäumt werden darf, - Abendbrot. Nach dem Abendbrot werden wir eine Zeitlang beschäftigt und dann geht es in die Betten. Um 20,30 Uhr ist schluss im Dom, alles soll alles mäuschenstill sein - - - aber oft vergessen sich einige von uns.

7. März: Heute kam wieder einmal die Nachricht, dass die Lagersperre aufgehoben ist. Wir hoffen, dass diesmal die Nachricht nicht wieder durch ein Telegramm überholt wird.

Neuötting. - - - Schon manchen Ausmarsch haben wir nach Neuötting gemacht. - - - Neuötting wird neben seiner Schwesterstadt, der berühmten Wallfahrt zu Altötting, beinahe ganz vergessen. Und doch ist Neuötting als Stadt viel älter und gehört sogar zu den Siedlungen in denen der Innstadttypus am reinsten ausgebildet ist.

Am 10. März: Machten wir einen Ausmarsch in Richtung Mühldorf. da haben wir gemerkt, dass man auch einmal querfeldein gehen kann und doch an das Ziel kommen muss, das man sich gesteckt hat.

Am 13. März: mussten wir zeigen, was wir leisten konten. Einen Marsch von 18 Km. haben wir in gut 4 Stunden hingelegt. Dazu war es an diesem Morgen bitter kalt und ein eisiger Ostwind blies uns den Marsch. Dafür brannten aber uns auch die Backen, bei unserer Rückkehr wie Feuer. Der Weg führte uns nach Burgkirchen an der Alz. Besondere Sehenswürdigkeiten gab es nicht. Interessant war für uns immerhin

festzustellen zu können, eine wie grosse Fläche ein kleines Bächlein zur Zeit der Schneeschmelze überschwemmen kann. Und dann zeigte uns die Kirche in Kastel, das nicht überal der Altöttinger Pomp und das Uebermass an Glitzern und Gleissen in Kirchenn vorhanden isst sondern, dass es auch hier zwischen den katholischen Kirchen Arme und Reiche gibt.

Vor Burgkirchen lag im Wald ganz versteckt, am Ufer der Alz, eine grosse chemische Fabrik, in der Stickstoff hergestellt wird.

Den Rückweg kürzten wir uns ab, hatten aber ungefähr der selbe Weg. Nach der Rückkehr schmeckte das Mittagessen ganz besonders gut und von den Kartoffelschmarren wurde mancher Schlag nachgefordert.

Im zweiten Lager (Burghausen).
Altötting liegt hinter uns. Diesen Teil unserer Lagerzeit haben wir erledigt. Am 18. März: haben wir die grosse Fahrt nach Burghausen angetreten. Der Umzug brachte mit der Packerei doch allerlei Arbeit mit sich. In den letzten Tagen kam unsere Heimleiterin uns mit vielen Zugeständnissen entgegen. Die Verflegung wurde reichlicher und –haltiger, aber dafür fand sie dann auch jeden Tag irgend etwas, was wir zerstörten oder was wir beschädiegt hatten. Das wissen wir ganz genau, dass wir uns in manchen Dingen nicht so betragen haben, wie es sich gehört, dass wir mancherlei Uebeltaten ausfrassen, die wir uns im Haus nicht erlauben würden, weil wir ganz genau wissen, dass es dann doch für uns was lohnen würde. Aber hier ist die Verführung zu gross ist und man kann seinen Kollegen zeigen was für ein „fixer“ Kerl man ist und villeicht merkt ja keiner, was man ausgefressen hat. - - - - -

Unsere Ausdauer ist belohnt worden. Nun sind wir in der Jugendherberge angelangt. Nur eine Nacht waren wir dort. Denn jetzt sind wir im Kapuzinerseminar in Burghausen untergebracht. - Wir kamen also in der Jugendherberge an. Hir lag schon ein Westfalen Lager, von 17 Jungen. Die werden betreut von einem Lagerleiter und seiner Frau, dem Heimleiter und seiner Frau, einer Wirtschafterin, einer Arbeitsmaid und einem G.D.-Mädel. also auf 2 ½ Jungen eine betreuende Kraft. Das wäre etwas für uns gewesen. Schon kam die Sehnsucht, nach wenigen Stunden, - - nach „Schex“ und Altötting. Als da nach unser Lagerleiter mit der Nachricht kam morgen ziehen wir um in das Kapuzinerseminar, da plumste uns ein grosser Stein vom Herz.

Gleich am Donnerstag, den 19. März, haben wir dann den Umzug in das neue Lager gemacht. Am Mittag haben wir schon die ersten Mahlzeiten im Kapuzinerseminar zu uns genommen. Jetzt waren wir schon so weit, dass wir uns sagten, jetzt sind wir in Sicherheit. Keiner von uns hatte Sehnsucht nach der „Jugendherberge“, - - - auch nach „Schex“ nicht. - - - Die Verflegung ist hier prima. Wer hier jetzt noch meckert ist überkrüsch, oder hat mit der Post ein Paket bekommen und sich den Magen verdorben. Unser Schlafsaal ist tadellos, Wascheinrichtung vorbildlich,

- 5 -

Abort direkt neben dem Schlafsaal - - - und wenn wir nicht mutwillig Zerstörungen vornehmen, müssen wir uns wohl fühlen.

Tagesraum und Schulraum als gemeinsamer Raum so gross, dass wir nur eine Hälfte benötigen. Jeder von uns hat ein Spind, sodass Ordnung in unseren Sachen herrschen kann. Stiefel müssen im Schuhraum, im Keller bleiben, sodass das Haus nach Möglichkeit sauber gehalten wird. Für die Säuberung der Räume haben wir selber zu sorgen. Dass es geht, haben die ersten Jungen beim ersten Säuberungsdienst gezeigt.

Und dann Burghausen.
Burghausen mit Altötting zu vergleichen fällt uns sehr schwer. Wenn wir uns auf das Landschaftliche Bild beschränken, dann gerät Altötting weitaus ins Hintertreffen. Wasser und Hügel belegen den Eindruck Burghausens auf das Vorteilhafteste. Das Gewaltige Bild der Burganlage. Sie erstreckt sich in einer Länge von 1 Km auf einem Hügelkamm, der eingeschlossen ist von der Salzach und dem Wöhrsee. Betrachten wir die Burganlage vom Oesterreichischem Salzachufer oder vom Wöhrsee aus, dann können wir verstehen, dass diese so günstige Lage zur Anlage einer Burg reizte. Wir haben die Burganlage schon einmal durchwandert; eine Besichtigung der Hauptburg in der auch das Heimatmuseum untergebracht ist, verschieben wir in die wärmere Jahreszeit.

Viel Freude wird uns wohl die Salzach bereiten. Tief eingebettet strömt sie in schnellem Lauf dahin, um sich nicht weit von Burghausen entfernt mit dem Inn zu vereinen. Steil fallen die Ufer ab und bieten uns manchen interessanten Blick. Dass auf der österreichen Seite der Abstieg nicht ganz ungefährlich ist, haben wir mit unserem Wissensdurst auch schon festgestellt. Auch kurze Ausflüge in der näheren Umgebung haben wir schon gemacht. Sie sollen uns allmählich dazu befähigen auch weitere Märsche durchzuhalten. Für diese Märsche sammeln wir Kräfte - - - - - und dazu kommt uns die ausgezeichnete Verpflegung gut zu statten. Wir haben keine Sehnsucht nach den Mahlzeiten bei „Schex“. Hier können wir aus guter Ueberzeugung rufen: „Guten Hunger“ - - - und „Es hat geschmeckt“ oder „das war was für den hohlen – Zahn“ - - -

Was uns nun aber garnicht in das Köpfchen will, ist, dass wir in den letzten Nächten und Zwar am 25.-26.3. und am 27.-28.3. aus den Betten mussten, weil die Sirenen ihre verhassten Stimmen erschallen liessen. Hoffentlich ändert sich das nun wieder. es ist zwar ganz lustig, wenn wir unten im „Keller“ sitzen und die Spassvögel ihren Blötsinn verzapfen. - - - „Ein kleines Beispiel“ – Horst: „Nimm dich in-acht, du alter Holzkopf. - - Dich drehe ich gleich durch die Fleischmaschine“ - - -
Werner: „Vergiss man nicht die Dosen zu bestellen.“ - - -

Bei solchen munteren Reden soll die Zeit wohl schon vergehen und dann nach 2 Stunden kam immer die Entwarnung; und dann flitzten wir wieder schnellstens in unsere Himmelbettchen. - - - - - - Nach dem die letzten Märztage uns noch schönen Sonnenschein bescherten, setzte der April ein mit Regen und kühlem Wetter. Im März machten wir noch einen Nachmittagsausmarsch nach Reitenhaslach über Marienberg. Wir kamen an dem alten Burghauser Bahnhof vorbei, der seit 1938 stillgelegt ist. Ein Erdrutsch zerstörte den Bahndamm und man leitete den Verkehr auf die Güterbahn um. An der Stelle

- 6 -

des Erdrutsches kamen wir auch vorbei und konnten noch erkennen, wie verheeren das Wasser wirken kann, wenn es sich der auferlegten Fesseln entledigt. Gewaltige Erdmassen waren in die Salzach hinuntergeschwemmt worden. Man ist jetzt dabei, den Schaden wieder zu beseitigen, man muss aber vorsichtig vorgehen, um den Quellwässern die Möglichkeit zu verbauen, um nicht eine neue Katastrophe herbeizuführen.

Die Besichtigung der Wallfahrtskirche Marienberg verschoben wir auf einen anderen Tag, da wir uns das Kloster Reitenhaslach als Ziel setzten. Das Kloster liegt unmittelbar an der Salzach und hat im Jahre 1803 aufgehört zu bestehen; der grösste Teil des Klosters ist in Privatbesitz übergegangen. Die Kirche ist Pfarrkirche für das Dorf Reitenhaslach geworden. Sie übertrifft die Kirchen Altöttings bei weitem; besonders an Schmuck und Rokokofarben. Der Pfarrer war so liebenswürdig, uns zu führen und uns manches zu erklären, worüber wir sonst wohl hinweggesehen hätten. Die Gemälde, vor allem das wundervolle Deckengemälde stammt noch aus dem 16. Jahrhundert und das Auge erfreut sich der Sattheit der Farben. Der Hochaltar ist ein Prachtstück. Auch auf die edle Ausführung der Grabsteine, die jetzt der besseren Erhaltung wegen in die Mauern eingelassen sind, machte er uns besonders aufmerksam. Dann führte er uns noch in den Betraum der Mönche, der im Gegensatz zu der Kirche ganz schlicht gehalten war. Hier haben die Mönche schon morgens um 2 Uhr, im Winter um 3 Uhr, stehend ihr Gebet verrichtet bis 7 Uhr. Eine Erleichterung verschaffteten sie sich durch eine Armlehne. Die Stuhlsitze wurden hochgeklappt. Unter den Sitzen befanden sich noch kleine Sitzbretter, auf denen sich der Körper ausruhen konnte. So blieb immerhin der Eindruck des Stehens bestehen und doch wurde dem Körper während der langen Zeit eine Ruhe ermöglicht.

Der Unterschied zwischen der Frühlingswärme, der Strasse und der Winterhälfte in der Kirche war ein recht beträchtlicher und wir freuten uns doch, als uns wieder die warme Aussenluft umfing. - - - - - - - - - Und nun liegt das Osterfest hinter uns. die beiden Ostertage erfreuten uns durch herrliches Frühlingswetter. Am Sonnabend kam eine riesen mit Bekleidung aus München. Nach dem sie ausgepackt war, erhielt jeder der seine Kleiderkarte beim Lagerleiter abgegeben hatte, für die erforderlichen Punkte einen Trainingsanzug, Strümpfe und Unterhosen. Diese Sachen waren unser Eigentum.

Uniformstücke, Branhemden, H-J Hosen, Schlipse und Schuhe sind nur Leihgabe und bleiben K.L.V.-Eigentum. Sie werden auch nur soweit ausgegeben als Bedarf ist, und müssen pflegsam behandelt werden. Wir müssen immer daran denken, dass wir im Krieg sind, und Kleidungsstücke in Deutschland sehr knapp sind.

Und dann der Ostersonntag. wir waren doch recht gespannt auf den Burghauser Osterhasen und wie wurden wir enttäuscht, als wir am Frühstückstisch die übliche Schnitte Brot vorfanden. Morgens beim Kaffe fanden wir auch noch die Heimatpakete vor, die im Laufe der letzten Woche angekommen sind. So hatte eine ganze Menge Jungen Heimatfreude zum Osterfest. - - -

Aber beim Mittagessen wurden wir doch sehr überrascht. Der Osterhase doch noch sehr fleissig gewesen; für jeden hatte er ein Nest aufgebaut. Darin lag ein hübscher Kuchenkranz in dem eine kleine Anzahl Zuckereier lagen und ein gekochtes farbiges

- 7 -

Ei; um den Kranz herum lagen acht bis neun Pralinen und eine Anzahl Honigbonbon. In dem Nest stand ein grosser, von den Schwestern gebackener Osterhase. Sogar ein Rosinenauge hatte er. Dann war der Tisch mit Tannenzweigengrün, Immergrün und Frühlingsblumen geschmückt. - - - Wir haben im Chor gerufen: „Wir danken den Schwestern für die viele Mühle.. - - Und Nachmittags haben wir ihnen einen grossen Strauss Frühlingsblumen von unserem Osterspaziergang mitgebracht.

Nach dem Mittagessen gab es noch ein Stück Torte und einen Becher voll Himbeersaft; unsere Freude gaben wir durch ein lautes „Ahhhhh“, zum Ausdruck, nur ein paar Schlingel mussten sich wieder hervortuen und: „Iiiiii“, rufen.

Nachmittags machten wir dann unseren Osterspaziergang. Mit der Fähre liessen wir uns über die Salzach setzen. Dann ging es bergauf und nach einiger Zeit machten wir auf einer Lichtung in einem grossen Wald, bei herrlichem Sonnenschein eine grosse Rast. Nach der Rückkehr schmeckte das Abendbrot wieder nochmal so gut.

Dass auch der Ostermontag uns noch morgens, mittags und abends Kuchen bringen würde, das haben wir ganz gewiss nicht erwartet. - - - Vom Mittag bis zum Abend hatten wir Freizeit.

Wir können überzeugt sein, dass es unsere Eltern in diesem Jahr kaum möglich gewesen wäre, uns das Osterfest herrlicher zu gestalten wie wir es im K.L.V.-Lager verlebten. - - - - -

Wieder ist eine Woche ins Land gezogen. Sie brachte uns wenig Schule, da in der Heimat und hier in Bayern Ferien sind und wir auch etwas davon spüren sollen. - - - Einen Nachmittagsausmarsch machten wir über Reitenhaslach hinaus. Wir gingen von Burhausen am Salzachufer entlang. An manchen Stellen war der Weg sehr beschwerlich. Schliesslich mussten wir steil in die Höhe klettern und kamen dann wieder an die Landstrasse. Nach wenigen Schritten erreichten wir, einen, von der Stadt Burhausen errichteten Aussichtsturm, von dem wir einen herrlichen Blick über die Salzach hatten. - - - - - „Und ganz in der Ferne sahen wir die schnee- und eisbedeckten Alpen“ - - - - - - Wir dürfen aber nicht vergessen, dass sie noch recht weit von uns entfernt waren.

Die neue Woche wird uns einen entscheidende Veränderung in unserem Lagerleben bringen.

Zunächst einmal bereiteten wir unserem Lagerleiter eine schöne Geburtstagsfreude und hatten dann am Nachmittag eine gemütliche Kaffeetafel mit Kuchen und Pralinen und Ostereiern. - - - Dass diese Geburtstagsfeier am Dienstag den 14. April aber auch zugleich eine Abschiedsfeier für unseren Lagermannschaftsführer werden würde ahnte am Morgen noch niemand, die Mittagspost brachte Siegfrid die Mitteilung, dass er in die Heimat zurückgerufen wird. Ob und wann wir einen neuen Lama bekommen und wer es sein wird, darüber wissen wir noch nichts. Warten wir also ab. Es wird schon eine Zeitlang so gehen. Wir sind ja schon alte Lagerhasen.

Die Aufregungen nehmen kein Ende. Wenn auch schon ein Gerücht schwirrt, dass wir das Kapuzinerseminar räumen müssen, so ist es zur Gewissheit geworden. Das man uns nun aber in die Jugendherberge stecken will, ist eigentlich der Höhepunkt. Da würden wir uns ganz gewiss nicht wohlfühlen. Das Haus ist zu ungemütlich

- 8 -

- - - - - Nun sollen wir wieder eine grosse Bahnfahrt antreten. Ueber München müssen wir fahren und kommen dann in die Nähe des Sarnberger- oder Würmsees. Ein ganz kleines Nest soll jetzt unsere Heimat werden. Ungefähr 250 Menschen wohnten dort. Von der Bahn 20 Minuten entfernt. - - - Hoffentlich treffen wir es dort nun wieder gut, damit wir noch viel Freude am Lagerleben haben.

Zunächst müssen wir nun die Besichtigung der Burg vornehmen, die wir bis in die wärmere Jahreszeit verschieben wollten. In der Burg sahen wir viel Interessantes. Zunächst überraschte uns die grosse Halle mit den Tragfeilern. Hier ist sehr viel zusammen getragen worden. Vor allem sind hier viel Waffen und Kanonen untergebracht; es muss doch recht schwer gewesen sein mit ihnen das Ziel zutreffen. Wir hatten schon vorher auf dem Burghof die grossen Steinkugeln gesehen, die aus ihnen verschossen wurden. Das Schiessen war so umständlich, dass am Tage nur zwei Schuss abgegeben werden konnten. Zur Hauptsache wurden mit ihnen Breschen in die Befestigungswerke geschossen.

Dann erregte eine Postkutsche unsere Aufmerksamkeit. Im Sommer muss das Reisen, wenn auch nur kleine Tagesleistungen erzielt werden konnten, ja ganz unterhaltsam gewesen sein; aber im Winter muss es doch nicht ganz angenehm sein.

In anderen Räumen sahen wir die Einrichtungen der alten Bauren- und Bürgerstuben und unendlich viel alter Hausrat. Was für umständliche Waagen die Leute z. B. benutzten.

- - - - - Dann folgten die Tage des Umzuges. Die Vorbereitungen waren nicht so einfach, mussten wir doch auf unserer Fahrt zweimal umsteigen. Deshalb schickten wir den grössten Teil unserer Wintersachen in die Heimat zurück. Unser grosses Gepäck wurde am Vorabend zum Bahnhof gebracht und zur Beförderung aufgegeben.

Um 19 Uhr suchten wir schon unsere Betten auf, denn morgens um 5 Uhr fuhr schon unser Zug von von Burghausen nach Mühldorf ab. Die Schwester haben uns noch einen reichlichen Kaffeetisch gedeckt und uns gut mit Reiseverpflegung versehen, sodass wir die Riesenfahrt wohl überstehen konnten. Es ist immerhin schön für uns, dass sie uns ungern scheiden sehen.

Im dritten Lager (Leutstetten)
Am Freitag, 24. April mittags landeten wir nun in unserem „dritten Lager“ in Leutstetten im Sammerhof. Der Weg vom Bahnhof zeigte uns schon, dass wir in eine landschaftlich reizvolle Gegend gekommen sind. Das liebliche Würmtal begrüsste uns im schönsten Sonnenschein. Im Lager angekommen stellten wir unser Hangepäck ab und ginge dann zum Mittagessen.

Da zeigte sich schon die Ungemütlichkeit. Wir müssen etwa 300 m weit gehen, um unser Essen einzunehmen. Das Zimmer, in dem wir essen, ist räumlich sehr beschränkt, sodass wir ziemlich zusammengepfercht sind. Welch ein Unterschied gegen den Speisesaal in

- 9 -

Burghausen. Und damit wir den nötigen Platz für das Essen haben, sind die Portionen sehr bescheiden, da wird es die höchste Zeit, dass wir unseren Burghauser Magen gewaltig umstellen. Zunächst wurde uns erklärt, dass die notwendigen Lebensmittel noch nicht geliefert seien, da die Bescheinigungen gefehlt hätten. Als aber am Sonntag noch keine Wendung zum Besseren eingetreten war, nahm der Lagerleiter am Sonntagabend Rücksprache mit dem Wirt und der Wirtin. Der Erfolg war, dass wir wenigstens morgens eine Tasse Kaffee mehr bekamen; es war eigentlich gar keine Tasse Kaffee, sondern ein Eierbecher voll Kaffee. Als Tagesgetränk hatte man uns nur morgens und abends je eine Tasse, beziehungsweise Eierbecher, voll Kaffee oder ein anderes Getränk zugedacht.

Am Montagmorgen erschien also tatsächlich die zweite Tasse Kaffee und dann welche Ueberraschung, eine vierte dünne Scheibe Brot. Aber noch am Sonntagabend hatte der Lagerleiter sich hingesetzt und an die K.L.V.-Dienststelle nach München berichtet, dass die Verpflegung gänzlich unzureichend sei und dass für Abhilfe Sorge getragen werden müsse. So haben wir uns den Leibriemen weiter stramm gezogen und uns durchgeschlagen. Eine geringe Verbesserung trat ein; es werden jetzt wenigstens die ganz, ganz schwachen Esser satt. Aber wo bleiben die Leute mit dem Riesenappetit????? Am 2. Mai, den Tag der Nationalen Arbeit, gab es nun etwas ganz Besonderes zum Mittagessen: Einen Teller Suppe und drei kleine Kartoffelplinse, aus Kartoffelbrei hergestellt und übergebraten. Als wir diese üppige Mahlzeit verdrückt hatten, erkundigte sich der Lagerleiter leise weinend in der Küche, ob das alles sein solle. Darauf kam die freudige Nachricht, dass nicht mehr geliefert werden könne, und dass die Wirtin ab morgen nicht mehr für uns kochen wolle. Also mit anderen Worten man hat uns den Stuhl vor die Tür gestellt. So einfach geht das heute aber doch nicht und da noch der Sonntag vor der Tür stand, musste der Montag abgewartet werden, bis eine Entscheidung in München herbeigeführt werden sollte. Inzwischen aber waren die Portiönchen wieder grösser geworden und deshalb wurde das almählich fällig werdende Eingreifen Münchens abgewartet. Und am Sonnabend, 9. Mai, traf dann die Kommission aus München ein: Ergebnis: So kann es nicht weitergehen. - - - - - Erste Entscheidung das Lager wird umgehend verlegt. - - - - - 8 Wochen Altötting, 5 Wochen Burghausen, 3 Wochen Leutstetten, wie lange denn im neuen Lager????? - - Nun soll versucht werden ob nicht im Sammerhof gekocht werden kann. Die Küche ist ausreichend, eine Speisekammer mit einem grossen elektrischen Kühlschrank ist vorhanden. Es würde also gut gehen. Welche endgültige Entscheidung nun wohl getroffen wird??? - - - Vorläufig sitzen wir hier nun weiter auf Wartegeld. Wie lange noch??? Wir wissen es nicht. Am Sonntag war wieder Schmalhans als Küchenmeister angestellt; dafür wimmelte es aber im Gasthofbetrieb von Ausflüglern, die verpflegt sein wollten. Wenn alles so gut wäre wie unsere Unterkunft, dann könnten wir mehr als zufrieden sein. Unser Sammerhof ist tadellos. In einzelnen Stuben liegen durchschnittlich sechs Jungen. Kleiderschränke und Kommoden sind in ausreichender Zahl vorhanden. Jede Stube hat einen Tisch und Stühle. Den Tagesraum haben wir uns auf dem oberen Flur eingerichtet. Das ganze Treppenhaus hängt voller Geweihe. Im Badezimmer haben wir fliessend kalt und warm Wasser, so dass wir regelrechte Bäder in genügender Zahl nehmen können. Unsere Stuben halten wir besenrein. Jeden Morgen kommt eine Frau und wischt alle Räume feucht über. So herrscht im Hause Sauberkeit, und für Ordnung haben wir selbst zu sorgen, leider hapert es noch sehr an diesem Punkt. Ein Jammer ist es, dass wir nicht den Platz unter den Betten vollpacken

- 10 -

dürfen. Da kann man so schön die Fresspakete aus der Heimat und auch sonstige Sachen, die dem neugierigen Auge des Lagerleiters und des Lagermannschaftsführers entzogen werden sollen, verstauen. Und dann kann sich dort doch so schön recht viel Schmutz und Staub sammeln. Aber da für haben diese beiden Leutchen nun merkwürdiger Weise gar kein Verständnis. Oh! Wir haben noch andere Klagen! Wir sollen uns stets gesittet und anständig benehmen: Im Lager, ausserhalb des Lagers und auch beim Essen! Ist es nicht viel schöner, wenn man beim Essen so recht breit auf dem Tische liegt und das Essen „hineinfährt“. Aber wie schon gesagt: Es ist keinerlei Verständnis für unsere Anschauungen vorhanden. Ob wir deshalb ins K.L.V.-Lager gegangen sind? Unmöglich, dass sich ein richtiger Junge dort wohlfühlen kann!

In den ersten Tagen haben wir die nähere Umgebung unseres Standortes kennen gelernt. Kleinere Märsche zeigten uns, dass wir in einer landschaftlich sehr schönen Gegend untergebracht sind. Das liebliche Würmtal ist sehr reizend, Wald ist so viel da, dass wir nach wenigen Schritten aus dem Lager schon die schönsten Waldpartien haben. Auch das „Moos“ (Moos = Moor) unsere Moorlandschaft ist landschaftlich reizvoll. Hier hat auch einer aus unserem Lager, Hans-Hermann Wittorf, eine Enzianwiese (siehe Abbildung) entdeckt. Prächtig sind die tiefblauen Blüten, die ihre Glocken aus dem Moose erheben. Im Walde blüht jetzt zahlreich Immergrün und ein Sträusschen davon erfreut uns im Heim.

Den Starnbergersee haben wir schon häufiger aufgesucht und wir freuen uns schon auf die Rundfahrt, die 3 ½ Stunden dauern wird. Da bei werden wir auch der Alpenkette wesentlich näher kommen und einen ganz anderen Eindruck von den Alpen bekommen, wie in Raitenhaslach. Auch von Leutstetten können wir die Alpen gut sehen, wenn das Wetter zum Regen umschlägt. Für uns ist es deshalb günstig, wenn wir die Alpen von Leutstetten aus schlecht sehen können.

Nach dem Abendessen machen wir häufiger einen kurzen Spaziergang. Das soll für uns besser sein, als wenn wir im Lager herumwühlen und toben. Ob das stimmt ist natürlich noch sehr die Frage. Die Ansichten sind eben sehr verschieden.

Blicken wir aus unserem Sammerhof, dann sieht das Auge auf grüne Koppeln und anschliessenden Wald. Auf diesen Koppeln tummeln sich eine ganze Masse Pferde, meist Stuten mit ihren Fohlen. Bei ihrem Treiben kann man auch ewig zusehen. Hier in Leutstetten ist nämmlich ein Teil der Gestütshöfe Isarland untergebracht, mit etwa 80 Zuchttieren.

In den Abendstunden können wir auch auf den Koppeln allerlei Rehe beobachten; wie es überhaupt in dieser Gegen viel Wild gibt. Auf einem marsch lief uns sogar ein Fuchs über den Weg.

In den nächsten Tagen wollen wir auch einmal sehen, ob wir auch schon baden können.

Am Dienstag den 12. Mai machten wir mit dem Lager die Rundfahrt auf dem Starnbergersee. 14.25 Uhr fuhr der Dampfer ab und um 17.48 Uhr ladeten wir wieder in Starnberg. - - - Immer neue schöne Landschaftsbilder tauchten vor unseren Augen auf. Kreuz und quer ging es über den See, bis wir dann in Seeshaupt die Rückfahrt antraten. Einen herrlichen Anblick boten uns die Alpen, die wir so gross, klar und deutlich noch nicht gesehen hatten. Auf der Rückfahrt bedeckte sich der Himmel. Es wurde empfindlich kühl und wir sahen ein, dass es trotz unseres Widerspruchs doch gut gewesen war, dass wir noch eine Wolljacke unter unser Braunhemd ziehen mussten. Eigentlich ist es garnicht schön, dass der Lagerleiter meistens mit seinen Ansichten recht behält. Ein Gewitter zog allmählich näher und der See und die Alpen verfärbten sich wunderbar. Das ganze war in ein tiefes Violett getaucht.

- 11 -

Dass wir nun in den letzten Minuten auf dem Schiff doch noch etwas nass wurden, und dass der Regen auf dem Heimwege von Starnberg nicht ganz nachlassen wollte, war nicht gerade schön, konnte aber unser Erleben nicht im geringste beeinträchtigen.

Wir haben uns nun vorgenommen, noch einmal eine Fahrt nach Berg und Leoni zu machten und eine Wanderung nach dem Bismackturm einzulegen, während der Dampfer seine Fahrt fortsetzt und wir ihn dann in Leoni wieder zur Rückfahrt besteigen.

Damit setzte nun regnerisches Wetter ein und wir waren mehr auf unser Heim angewiesen. – Am Muttertag änderte sich dann das Wetter zum Guten.

Für den Muttertag haben wir uns recht fleissig bemüht, der lieben Mutter daheim durch eine kleine Aufmerksamkeit dafür zu danken, dass sie so treu für uns sorgt. Ob sie sich nun über unsere selbstangefertigten Arbeiten freuen wird? Sicher! (siehe Abbildung) –

Froh sind wir darüber, dass sich das Wetter wieder etwas zum Guten gewendet hat. Regentage sind doch für uns Jungen nicht schön, wenn sie auch für das Land dringend erforderlich waren. Wir warten doch so sehr auf das frische Gemüse in diesem Jahre und deshalb müssen wir auch solche unbequemen Tage mit in Kauf nehmen. - -

Wie wir erwarteten, ist die Pfingstfestverpflegung ausgefallen. Das Essen unterschied sich durch nichts vom allgemeinen üblichen. Da aber wieder Sonntagsgäste eintrafen, waren die Portionen kleiner. Am ersten Pfingsttag war das Wetter sehr unfreundlich, so dass wir nichts unternehmen konnten und im Heim bleiben mussten. Am Montagnachmittag machten wir noch einen Waldspaziergang.

Nach Pfingsten haben wir abends eine ganze Anzahl von Filmen gesehen; zur Hauptsache handelte es sich um Filme welche in Bayern spielten.

Am Sonnabend 30. Mai ging es zum Sportfest nach Starnberg. Um 5.30 Uhr wurden wir schon geweckt. Da mussten einige von uns sich erst recht gründlich besinnen, aber wenn wir um 7.30 Uhr in Starnberg antreten müssen, dann muss der Schlaf schon etwas früher aus den Augen gescheuert werden. - - - Das Ergebnis war nicht berückend; nur zwei kommen für den Erwerb der Siegernadel in betrag: Horst Aulerich und Max Brösen. Die ungünstigen Resultate sind aber auf die schlechten Lauf-, Spring- und Wurfverhältnisse zurückzuführen.

Die Woche nach Pfingsten stand im Zeichen der Umstellung auf Eigenverpflegung. Das Personal für die Küche traf ein und so nach und nach vervollständigte sich unsere Küche und unsere Speisekammer. Mit Freude sahen wir den Tag der Umstellung kommen. und schliesslich war es so weit. Nun kommt eine neue Zeit und wir hoffen, dass unser Magen jetzt wieder in seine vollen Rechte eingesetzt wird. Am 1. Juni stieg die erste Mahlzeit. Richtiggehend konnten wir uns morgens in Kaffee sattrinken. Dazu gab es Brot mit Marmelade, die wir uns selber auflegen konnten. Da gibt es nun nicht so viel, wie wir wolle, sondern jeder Tisch bekommt seine bestimmte Menge und es muss dafür gesorgt werden, dass jeder zu seinem Recht kommt. Wir sind Kameraden im Lager und was dem einem recht ist, ist dem andern billig.

Nun kommt auch die Schule wieder ganz vorschriftsmässig in die Reihe. Von 8.30 Uhr bis 10.20 Uhr ist Unterricht; von 10.20 Uhr bis 10.40 Uhr gibt es das zweite Frühstück: Heute gerade eine Scheibe Brot und ein Apfel. Dann wird die Schule bis 12.45 Uhr fortgesetzt.

Wenn der Raum wieder einigermassen durchlüftet ist, gibt es um

- 12 -

13.15 Uhr Mittag. Heute gab es eine zünftige Erbsensuppe mit Kartoffeleinlage. (Wir brauchten aber nicht wie bei Weber zu rufen: Wasser!!) Die meisten von uns haben vier Teller voll verdrückt; dann folgten Bratkartoffeln, Makkaronni, Kopfsalat und zum Schluss ein Apfel. Wenn es so weiter geht, wird sich unser Hungergefühl schnell geben.

Die ersten Tage ging alles gut. Das Essen konnte uns wohl gefallen, aber sonst war doch nicht alles, wie es wohl hätte sein müssen. Am 9. Juni stellte sich bereits die dritte Heimleiterin im Lager ein, ein Beweiss, dass doch nicht alles geklappt hat.

- - - - - - - - -

Der Freitag, 5.6.1942 brachte uns eine sehr traurige Nachricht. Unser lieber Kamerad Günther Trommer weilt nicht mehr unter den Lebenden. Nach einem kurzen Krankenlager (Er hatte sich erst am Sonnabend gelegt und war am Montag ins Krankenhaus eingeliefert) ist Günther am Freitag Nachmittag 16.30 Uhr verschieden. Wir bedauern es unendlich, dass es unserem lieben Günther nun nicht vergönnt ist, mit uns die Heimfahrt antreten zu können. - - -

- - - - - - - - -

Über die Heimfahrt haben wir am Freitag auch eine Nachricht bekommen. Nach dem jetzt vorliegenden Plan fährt unser Sonderzug am Dienstag den 11. August. Da haben wir also noch reichlich zwei Monate vor uns. Vor allen Dingen hört jetzt das Rätselraten auf. Es können ja immerhin Ereignisse eintreten, die eine Verschiebung des festgesetzten Termins um einige Tage ausmachen, aber ein grösserer Zeitunterschied kann sich nicht zeigen.

Wenn unsere Verpflegung auch noch nicht üppig ist, so kommen wir doch immer im allgemeinen aus. Es nützt eben alles nichts; wir sind im dritten Kriegsjahr, und müssen auskommen.

Am 12. Juni verschwand nun auch „Salamon“ wieder mit seiner Mutter, der zweiten Heimleiterin. Es wurde die höchste Zeit, denn er richtete allerhand Unheil an. Nicht allein, dass er uns häufig durch seinen Gesang erfreute, nein, er stöberte auch überall herum. In der Schuhkammer räumte er auf, verklete unser kostbares Stiefelfett an den Schränken, den Betten und den Tischen, kramte in unseren Schränken herum, in denen wir doch so musterhafte Ordnung hielten und störte auch in anderer Weise. Nur die Ursel hat Ausdauer. Wann ihre Mutter sich wohl wieder einstellt, um sie abzuholen?

Dienstag 16. Juni. Eigentlich sollte eine Gruppe nach Garmisch. Aber wir wollten uns eine Fahrt nicht durch Regen verderben lassen. Am Montag regnete es ununterbrochen und deswegen musste die Fahrt abgeblasen werden.

Um Petrus zu zeigen, dass wir vor ihm nicht bange sind, und dass er es gross nötig hatte, sich zu bessern, machten wir trotz seines unfreundlichen benehmes einen Vormittagsmarsch. Wenn wir auch im Anfang einen Regenschauer über uns ergehen lassen mussten, hielt sich das Wetter doch einigermassen. Ja, zeitweise brach sogar die Sonne durch. Der Marsch lohnte sich, trotz der teilweise furchtbaren Wege. Da aber unsere Stiefel in Ordnung waren, können uns solche Wege nichts anhaben. Wir marschierten nach Buchendorf, um hier die Keltenschanze kennen zu lernen, ein Befestigungswerk aus der Römerzeit. Dann ging es weiter auf der alten Römerstrasse. Wir kamen durch herrlich gepflegten Wald mit teilweise einzeln stehenden prächtigen Tannen. Die Fülle der jungen weinroten Tannenzapfen erfreute unser Auge.

Hier wurde uns zunächst Rätsel geboten. Plötzlich kamen wir an eine breite Schneise, die durch eine grössere Anzahl von an Lichtmasten angebrachten elektrischen Birnen erleuchtet werden konnte. Was möchte das zu bedeuten haben? Nach kurzer Zeit stiessen wir dann auf eine Merkwürdige Anlage. Die ersten Jungen erblickten plötzlich „alte Römerwagen“. Sollten die sich wirklich durch die Jahr-

Burghausen

Der Gang unseres Lagers

Beim Handballspielen

Unser Tages- und Schulraum

Unser Schlafsaal

Unser Essensaal

Burghausen

Osterspaziergang auf dem Gegenufer der Salzach. + Unser Lager

Eine Rast auf dem Ausmarsch nach Titmonig

Blick über die Salzach auf die Burg. + Unser Lager

Eine Fahrt mit der Fähre über die Salzach

Eine Rast auf dem Osterspaziergang auf der österreichischen Seite.

Burghausen

Unser Osterkaffeetisch

Der Ostertisch vom Chef

Auf der Fähre über die Salzach

Der Bergrutsch auf dem Gegenufer.

Burghausen

Blick vom Gegenufer Burghausen auf die Burg. x Unser Schlafs. + Essensaal

Blick auf die Salzach

Blick auf die Hauptburg

Blick über die Salzach auf die Hptburg.

Der Steinbruch am Salzachufer von der Burg aus gesehen

Blick aus dem Schlafsaal

Burghausen

Die Hauptburg

Die Hauptburg

Die Hauptburg

Die vom Wörsee gesehene Burganlage.

x Unser Schlafsaal
+ Unser Essensaal
o Unser Tagesraum

Blick auf die Hauptburg übern Wörsee

Burghausen

Unser Lager
- Essensaal
-- Schlafsaal
x Tagesraum
o Garten
+ Salzach

Burghausen

Georgsturm

Törringturm

Leutstetten

Bilder aus Leutstetten
> nach unser Lager

Unser Lager

Von Starnberg aus bei klarem Wetter gesehen

Leutstetten

Stube 5
x H.-H. Wittorf

Unser Lager von der Gestütsweide aus gesehen.

In der Hitzezeit, Nachmittags werden die Pferde hereingebracht

Eine Stute mit Folen.

Die Hauptstraße von Leutstetten

Leutstetten

Stube 5 Bartsch
Trommer, Haas, Rasch,
Wittorf, Kähne.

Max u. Moritz

Hase u. Swinigel

Leutstetten

Stube 1 Hans-H. Wölfert (Lf)
Dicker, Busch, Kavelmann
kl. Meier, Vogtritter, Elster

Stube 2 K.-H. Druve
Kl. Wölfert, Brösen, R. Druve, Aulerich,
Hümpel (Schuti), Helwig.

Stube 3 Bruns
Kleinert, Pol (Igel), Witt, Schaller ([..])
Kahn.

Stube 4 Menzel
gr. Meier, Gräper, Retwisch,
Ditsch, Stilke

Leutstetten

Eine Rast auf dem Heimweg vom Kartoffelentkeimen in Hadorf

Eine Rast auf dem Ausmarsch nach Wangen

Mittagessen im Freien bei Weber

Schule im Freien.

Leutstetten

Blick auf die Würm

Blick auf die Würm unsere Badeanstalt.

Blick auf die Würm während wir Baden.

Leutstetten

Starnbergerseerundfahrt vor Seeshaupt

Starnbergerseerundfahrt vor einer Kapelle

Badeanstalt im Starnbergersee.

Starnbergersee

Sturm

Starnbergersee mit der Alpenkette. + Zugspitze

Starnbergersee mit Alpenkette u. Voralpen.

Innsbruck

Blick auf Innsbruck

Die Sicht nach Süden mit „Patscherkofel“ in Innsbruck

Die Sicht nach Norden mit x „Hafelekar“ in Innsbruck.

Blick auf Innsbruck von der „Hafelekar Bergstation“.

Das Gipfelkreuz des Hafelekars

Innsbruck

Das Freiheitskriegdenkmal in Innsbruck: Tiroler Kämpfer 1809“

Das Andreas Hoferdenkmal auf der Berg Isel in Innsbruck

Andreas Hoferdenkmal

Blick von der Station Seegrube

Die Herzog-Friedrich-Straße in Innsbruck mit dem „goldenen Dachl“.

Blick über Oberammergau und Kofel

Oberammergau

x Die Passionsspielhalle in Oberammergau.

Blick über Oberammergau auf Kofel.

Das Kloster in Ettal

Ettaler Manndl

Ettal mit Kloster Ettal.