Essen im Zweiten Weltkrieg

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs gab es mehr als 245 Luftangriffe auf Essen bei denen fast 95.000 alliierte Flugzeuge ihre Bomben auf die Stadt abwarfen.[1] Neben den ungezählten Schäden an Häusern und Industrieanlagen verloren bei diesen Angriffen mindestens 6.384 Menschen ihr Leben, unter ihnen 1.418 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, wobei die in die Hunderte gehenden Toten unter den alliierten Bomberbesatzungen nicht mitgezählt sind. Hatte die Stadt bei Kriegsbeginn noch rund 650.000 Einwohner gezählt, so war deren Zahl bei Kriegsende auf etwa 285.000 zurückgegangen.

Wenn es auch seit Beginn des Westfeldzugs im Mai 1940 immer wieder Angriffswellen gegen Essen und die umliegenden Städte gab, die neben Gebäudeschäden auch zahlreiche Tote und Verletzte forderte, so gelang es doch den meisten Menschen zunächst immer wieder, sich im Kriegsalltag einzurichten und ein halbwegs normales Leben zu führen.

Das änderte sich schlagartig mit den schweren Angriffen auf Essen im Frühjahr 1943, die das öffentliche Leben in wichtigen Teilbereichen nachhaltig lahm legte und die Bevölkerung - gepaart mit der Nachricht von der Niederlage in Stalingrad - in einen Schockzustand versetzte. Die bis dahin dominierende Siegeszuversicht löste sich zusehends auf und die physischen und psychischen Belastungen nahmen nun kontinuierlich zu und bestimmten das Alltagsleben. Hierzu trugen schließlich weitere schwere Angriffsserien im Herbst 1944 bei, bis Essen am 11. März 1945 einen letzten schweren Angriff erlebte, dem 897 Menschen zum Opfer fielen - so viel wie bei keinem Angriff zuvor.

Das Leben vieler Essenerinnen und Essener verlagerte sich zusehends unter die Erde, wo zu wenige Bunker und Luftschutzräume einen oft nur unzureichenden Schutz boten. Schlafmangel, der allgegenwärtige Tod, Zerstörung von Wohnraum und dadurch zunehmende Enge: die Auswirkungen des Bombenkrieges zehrten zusehends an den Nerven der Bevölkerung. Gleichzeitig sollte die Rüstungsproduktion bei verlängerten Arbeitszeiten gesteigert werden, weshalb die NS-Verantwortlichen auch versuchten, unproduktive Frauen und Kinder, aber auch Kranke und Behinderte zu evakuieren, was zu teilweise erheblichen Protesten führte.

Am 27. März 1945 ordnete die Gauleitung die Räumung Essens an, ohne bei den Bewohnern auf Gehör zu stoßen, da das Ruhrgebiet bereits von den alliierten Streitkräften eingekesselt war. Am 31. März wurde Karnap besetzt, am 6. April folgten Katernberg, Altenessen und Dellwig, bis die Stadt am 11. April 1945 offiziell übergeben wurde; Werden und Kettwig folgten am 15. April. Der Krieg war für die Bevölkerung beendet - und damit auch die Angst vor immer neuen Bombenangriffen.

Fußnoten

[1] Zur Einführung vgl. Essen. Geschichte einer Stadt, S. 459ff. Sämtliche Angaben zu Angriffen und ihren Folgen nach Krüger, Luftangriffe auf Essen 1940-1945. Wolfgang Krüger auch an dieser Stelle einen herzlichen Dank für die große Hilfsbereitschaft und Unterstützung. Eine umfassende Darstellung zur Geschichte Essens im Zweiten Weltkrieg steht noch aus.

zuletzt bearbeitet am: 19.04.2016