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Jugend! Deutschland 1918-1945
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Ortsgeschichten

Die Geschichte von „Jugend“ folgt sicherlich allgemeinen Entwicklungen und „großen“ Linien. „Erfahrbar“ und nachvollziehbar wird sie aber zumeist erst am konkreten Beispiel eines Dorfes, einer Stadt oder einer Region, das quasi mikroskopische Einblicke in Prozesse gewährt, die dem Betrachter beim Blick auf das reichsweite „große Ganze“ verborgen bleiben müssten. In den hier versammelten Beiträgen werden daher die jeweiligen Bedingungen vor Ort in den Mittelpunkt gerückt, um so die „Potenziale lokal- und regionalgeschichtlicher Perspektiven“ für die jeweiligen Themenaspekte auszuloten.

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Die Kreise Düren und Jülich

Die beiden hier im Mittelpunkt stehenden Kreise waren durch vielerlei Unterschiede geprägt:[1] Dem ländlich geprägten „Städtchen“ Jülich stand die industriebestimmte Mittelstadt Düren gegenüber, was sich nicht zuletzt in der Bevölkerungsentwicklung g niederschlug. Während der Landkreis Jülich sich vorwiegend als weitgehend agrarisches und daher wenig dynamisches Hinterland darbot, verzeichnete der zunehmend industrialisierte Landkreis Düren zwischen 1816 bis 1912 nahezu eine Verdreifachung der Bevölkerung von 37.180 auf 106.698 Einwohner, dem bis 1933 eine nochmalige Steigerung auf 118.455 folgte. Die Stadt Düren selbst war und blieb die größte kreisabhängige Stadt im gesamten Gau-Gebiet Köln-Aachen. Dem stand im Kreis Jülich lediglich ein Zuwachs von knapp 30.000 im Jahre 1817 auf 45.954, im Jahr 1910 - also um rund 50 Prozent – und rund 50.000 im Jahr 1933 gegenüber. Noch gravierende Unterschiede hinsichtlich des Industrialisierungsgrades und des damit verbundenen Bevölkerungswachstums ergeben sich beim Blick auf einzelne Gemeinden der beiden Landkreise. So verdreifachte sich die Einwohnerzahl der Industriegemeinde Birkesdorf zwischen 1871 und 1925, während sich die des agrarisch geprägten Zwergdorfes Merzenhausen in diesem Zeitraum sogar um 20 Prozent verringerte. Solche gegenläufigen Entwicklungen dürfen bei einer Untersuchung und Beurteilung des Aufstiegs und der Etablierung der NS-Bewegung keinesfalls außer Acht gelassen werden.

Fußnoten

[1] Die Darstellung folgt Horst Wallraf: Nationalsozialismus in den Kreisen Düren und Jülich. Tradition und „Tausendjähriges Reich“ in einer rheinländischen Region 1933 bis 1945, Düren (2. Aufl.) 2000, S. 24-40. Dort auch die näheren Quellenhinweise.

zuletzt bearbeitet am: 19.04.2016