Tannenberg

Der überraschende Sieg der deutschen über die die russischen Streitkräfte bei Tannenberg in Ostpreußen Ende August 1914 wurde von der Bevölkerung begeistert aufgenommen und propagandistisch zur nationalen Legende hochstilisiert.

Der Erste Weltkrieg dauerte noch keine vier Wochen und der geplante massive Überraschungsangriff im Westen geriet schon an der Marne ins Stocken, als eintrat, was die deutsche Militärführung gerade vermeiden wollte: ein Zwei-Fronten-Krieg. Denn in entgegengesetzter Himmelsrichtung, in Ostpreußen, marschierten unerwartet schnell zwei - wenn auch unvollständig mobilgemachte - russische Armeen auf. Doch dort stand nur die deutsche 8. Armee alleine und wurde nun zurückgedrängt.

In dieser schwierigen Lage wurde General Paul von Hindenburg (1847-1934) aus dem Ruhestand reaktiviert und übernahm zusammen mit seinem Stabschef Generalleutnant Erich Ludendorff (1865-1937) den Oberbefehl. Bei Tannenberg konnten sie die zwar zahlenmäßig überlegene, aber schwerfällige 2. russische Armee einkreisen und in Kämpfen zwischen dem 26. und 30.8.1914 vor allem dank ihrer starken Artillerie vernichtend schlagen, 92.000 Russen gefangen nehmen und über 300 Geschütze erbeuten. Wenige Tage später gelang ein ähnlicher Sieg bei den masurischen Seen.

Diese militärischen Erfolge wurden legendär und hatten enorme psychologische Wirkung, glaubten viele doch nun das siegreiche Kriegsende nahe. Aber obwohl sich diese Hoffnung als allzu trügerisch erwies, wurden Hindenburg und Ludendorff zeitlebens als die größten Kriegshelden gefeiert und Tannenberg zu einem nationalen Mythos, den später besonders die nationalsozialistische Propaganda gerne beschwor. Bei Hohenstein wurde ein monumentales Tannenberg-Denkmal errichtet. Den Grundstein dazu legte Hindenburg 1924 vor 60.000 Menschen mit den Worten „Den Gefallenen zum ehrenden Gedächtnis, den Lebenden zu ernster Mahnung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung“. Die riesige, auch für Massenveranstaltungen geplante Anlage war in den 1920er und 1930er Jahren für Deutsche unumgänglicher Programmpunkt jeder Reise nach Ostpreußen.