Memelland

Zwischen den beiden Weltkriegen wurde ein Teilgebiet Ostpreußens, ein Landstreifen von 140km Länge und bis zu 20km Breite nördlich des Flusses Memel, in Deutschland „Memelland“ genannt. Es gehört heute zum benachbarten Litauen und heißt KlaipÄ—dos kraštas.

Ursprünglich war diese Region von baltischen Stämmen, von Kuren, Schalauern und Karschauern besiedelt. Ab 1200 wurde sie von geistlichen deutschen Ritterorden christianisiert und kolonisiert und gehörte von 1328 an zum Deutschordensstaat, der 1525 in das weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt wurde, bzw. zum späteren Königreich Preußen. Die Grenze zu Litauen, das ab dem 16. Jahrhundert unter polnische, 1795 unter russische Herrschaft geriet, war 1422 vertraglich festgelegt worden und sollte 500 Jahre Bestand haben.

Im Ersten Weltkrieg marschierten schon ab Mitte August 1914 zwei russische Armeen in Ostpreußen ein, doch den deutschen Truppen gelang es unter dem Oberbefehl von Hindenburgs und Ludendorffs, sie u.a. bei Tannenberg zu schlagen und zurückzudrängen und Litauen zu besetzen. Nach der deutschen Niederlage wurde im Jahr 1920 gemäß den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages das sogenannte Memelland mit 140.000, etwa zur Hälfte deutschen Einwohnern abgetrennt und unter französische Verwaltung gestellt. Anfang 1923 wurde es von Litauen, das sich 1918 zur unabhängigen Republik erklärt hatte, besetzt und angegliedert.

Die Ostgrenzziehung mit u.a. dem Verlust des Memellandes wurde für Hitler ein zentrales Thema seiner revisionistischen Propaganda nach der Devise „Heim ins Reich!“. Im März 1939 erzwang er mit breiter Zustimmung der Bevölkerung die Rückgabe und so kam es zur Provinz Ostpreußen. Nachdem das Memelland im Zweiten Weltkrieg wieder von der russischen Armee erobert worden war, schloss es sich im Januar 1945 der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik (LiSSR) an.