Tiegenhof/Gnesen

Nachdem die deutsche Wehrmacht Polen besetzt hatte, wurde Gniezno, eine der ältesten Städte des Landes und lange Zeit sein politisches und kulturelles Zentrum, am 11. September 1939 dem deutschen Militärbezirk Posen und wenige Wochen später in das Deutsche Reich, Reichsgau Wartheland, eingegliedert und umbenannt in Gnesen.

Es gab dort schon seit 1894 die Wojewodschafts-Anstalt für Psychiatrie Dziekanka, die seit 1934 von Dr. Victor Ratka (1895 – 1967) geleitet wurde. Daraus wurde nun die sogenannte Gauheilanstalt Tiegenhof, weiterhin mit Ratka als Direktor, der bereitwilligst daran mitwirkte, diese Einrichtung in eine effiziente Tötungsanstalt zu verwandeln. Zunächst wählte er persönlich jeden Tag unter den polnischen Patienten jene aus, die im Gaswagen ermordet werden sollten. Später wurden "aus Luftschutzgründen evakuierte" deutsche Patienten aus dem Reichsgebiet nach Tiegenhof verlegt, um sie als "Sonderaufgabe" mit tödlichem Ausgang zu „behandeln“. In der letzten Kriegsphase waren noch Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge die Opfer. Nach Schätzungen sind in Tiegenhof bis zum 21.1.1945 etwa 3.586 Menschen ums Leben gebracht worden.