Georg Thurmair

Als führender Mitarbeiter im Jugendhaus Düsseldorf, Schriftsteller, Journalist und Dichter von über 300 Liedern war Georg Thurmair (1909-1984) eine Leitfigur der katholischen Jugend mit kritisch-abwehrender Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus.

In München am 7.2.1909 geboren, absolvierte Georg Thurmair eine kaufmännische Lehre und stieß zum katholischen Jugendverein in seiner Heimatstadt. Als dessen Bezirkspräses Ludwig Wolker 1926 die Leitung des Katholischen Jungmännerverbandes Deutschlands in Düsseldorf übernahm, ging Georg Thurmair mit und wurde dessen Sekretär und Vertrauter, - und für die katholische Jugend der Richtung weisende Schriftsteller, der sie zur Resistenz gegen den aufstrebenden Nationalsozialismus ermutigte.

So gestaltete er mehrere Ausgaben der Wochenzeitschrift „Junge Front“, die aber nach der Machtübernahme 1935 umbenannt werden musste. Ihr neuer Name lautete „Michael“, wobei den Nationalsozialisten wohl dessen anspielungsreiche Bedeutung entging, bedeutet dieser doch in der Übersetzung aus dem Hebräischen „Wer ist wie Gott?“. Der Legende nach ist der Erzengel Michael Gottes treuer Vorkämpfer gegen den Satan, Schutzpatron des israelitischen wie auch des deutschen Volkes und der katholischen Kirche.

Solche versteckten Botschaften, die zwischen den Zeilen herauszulesen waren, sollten charakteristisch werden für die kritischen, aber vorsichtig Konflikte oder NS-Verbote umschiffenden Veröffentlichungen Thurmairs und seiner Weggefährten. Die Zeitschrift „Michael“ mit einer Auflage von 330.000 wurde zwar dennoch 1936 verboten, doch wirkte Thurmair schon seit 1934 in der Schriftleitung der Jugendzeitschrift „Die Wacht” mit.

Besonders wirkungsvoll war seine Dichtung eingängiger Lieder für die katholische Jugend, oft vertont von Adolf Lohmann. Mit bereits bekanntem Liedgut wurden sie im Verlag Jugendhaus Düsseldorf in verschiedenen Liederbüchern zusammengestellt, so in zwei Bänden des „Singeschiffs“ und im „Spielmann“. 1936 brachten Thurmair und Lohmann ein Schulgesangbuch für das Rheinland heraus, das aber verboten wurde. 1938 folgte das Liederbuch „Kirchenlied, Eine Auslese geistlicher Lieder für die Jugend“, eine Sammlung von 140 teils jahrhundertealten, teils ganz neuen Kirchenliedern. Es enthielt auch viele evangelische Lieder und wurde Keimzelle des Einheitsgesangsbuches „Gotteslob“ von 1975.

Als Thurmair 1934 im Liederbuch „Das graue Singeschiff“ seine Dichtung „Bittruf an St. Jürg“ veröffentlichte, war in dessen Zeilen „Die Lüge ist gar frech und schreit und hat ein Maul so höllenweit, die Wahrheit zu verschlingen“ der Propagandaminister Joseph Goebbels leicht zu erkennen. Dadurch geriet er ins Fadenkreuz der Gestapo, wurde verhört und musste fortan unter verschiedenen Pseudonymen schreiben, u.a. Simpel Krone, Thomas Klausner, Schikki, Stefan Stahl oder Richard Waldmann.

Nachdem das Jugendhaus in Düsseldorf im Februar 1939 geschlossen worden war, arbeitete Thurmair als freier Schriftsteller in Recklinghausen und München, wurde aber 1940 zum Kriegsdienst eingezogen. 1941 heiratete der Soldat Dr. Maria Luise Mumelter (1912 -2005), eine katholische Theologin und Schriftstellerin, die sich wie er für die katholische Jugend, die liturgische Bewegung und in der Gestaltung von Gebet- und Gesangbüchern engagierte, und mit ihm sechs Kinder großzog.

Nach der Kriegsgefangenschaft arbeitete Georg Thurmair u.a. für den Christophorus-Verlag in Freiburg, eine Tochtergesellschaft des katholischen Herder-Verlags, als Chefredakteur verschiedener katholischer Zeitschriften, als Bildungsreferent der Katholischen Aktion in Bayern und drehte zwei Dokumentarfilme. Er starb am 20. Januar 1984 in München.