Rotes Kreuz

Unter diesem Zeichen versammeln sich in fast allen Ländern der Welt humanitäre Organisationen, die sich den Grundsätzen Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität verpflichten, um Menschen in Kriegen und Notlagen Schutz und Hilfe bieten.

Die Idee, internationale Hilfsorganisationen mit Freiwilligen zu gründen, um verwundeten Soldaten Hilfe zu leisten, entstand 1859 auf den blutdurchtränkten Schlachtfeldern von Solferino in Italien. Sie stammt von dem Genfer Geschäftsmann Henry Dunant (1828 – 1910), der dafür 1901 den ersten Friedensnobelpreis erhalten sollte.

Auf seine Initiative hin wurde 1863 das „Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege“ gegründet, das 1876 umbenannt wurde in „Internationales Komitee vom Roten Kreuz“ (IKRK). 1864 einigten sich zwölf europäische Länder auf die erste Genfer Konvention. Dadurch wurden in kriegerischen Konflikten alle, die nicht an den Kämpfen teilnahmen, also Zivilisten, Helfer wie Schwestern, Ärzte, Sanitäter und Seelsorger, aber auch verwundete Kombattanten und Kriegsgefangene unter Schutz gestellt. Als weithin sichtbares Erkennungssymbol wurde ein rotes Kreuz auf weißem Grund (in Umkehrung der Schweizer Flagge) gewählt, bald auch in islamischen Ländern ein roter Halbmond. Mit der Zeit kamen immer mehr Aufgaben hinzu wie TBC-Seuchenbekämpfung, Krankenpflege, Sozialarbeit, Suchdienst, Hunger-, Katastrophen- und Flüchtlingshilfe.

Nach dem Ersten Weltkrieg schlossen sich 1921 in Deutschland die verschiedenen Landesverbände zum Deutschen Roten Kreuz (DRK) als einheitlicher Vertretung zusammen, das der „Internationalen Liga der Rotkreuzgesellschaften“ beitrat. Der Schwerpunkt wurde vom Kriegssanitätsdienst verschoben auf die Friedensaufgaben einer Wohlfahrtsorganisation, die gleichwohl ihre militärischen Organisationsstrukturen weitgehend beibehielt.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde das DRK mit seinen 2,5 Millonen Mitgliedern und 9.000 Ortsgruppen nur teilweise gleichgeschaltet. jüdische Mitglieder wurden ausgeschlossen, der Hitlergruß eingeführt und als Präsident bzw. Vizepräsident hohe SA-, später SS-Führer eingesetzt. Es wurde aber – anders als alle anderen Großorganisationen - nicht vollständig verboten und behielt eine gewisse Eigenständigkeit mit Rücksicht auf seine Mitgliedschaft im Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), sodass manche Jugendlichen, die sich der HJ entziehen wollten, beim Jugendrotkreuz Unterschlupf suchten. Kaum hatte das Regime 1935 unter Missachtung des Friedensvertrages von Versailles die allgemeine Wehrpflicht wiedereingeführt, wurde das DRK in Vorbereitung auf einen zukünftigen Krieg offiziell mit der Ausbildung von medizinischen Personal für den Gas- und Luftschutzdienst beauftragt. Mit einem neuen DRK-Gesetz wurde das Hilfswerk 1937 noch stärker an die Machthaber gebunden, seine Organisationsstruktur weiter zentralisiert, sodass es noch effektiver für die Mobilmachung in Dienst genommen werden konnte.

Im Zweiten Weltkrieg trat die Wohlfahrtspflege ganz hinter Sanitätsdienste, Gas- und Luftschutz zurück. Es war das Ende der Freiwilligkeit für Tausende von Ärzten, Zehntausende von Schwestern und Hunderttausende von – immer jüngeren - Helferinnen und Helfern. Für verwundete Soldaten im Lazarett, die nicht selbst schreiben konnten, entwickelte das DRK im Übrigen einen neuen Dienst, den „sprechenden Feldpostbrief“: Mitteilungen, Grüße und ihr Lieblingsmusikstück wurden auf Schallplatten aufgezeichnet und mit einer speziellen Abspielnadel an die Lieben in der Heimat geschickt. Mit Kriegsende und viele Jahre und Jahrzehnte lang war der Suchdienst des DRK für Millionen von Flüchtlingen, Vertriebenen, Ausgebombten, entlassenen Soldaten und Gefangenen, auseinandergerissenen Familien und verwaisten Kindern die einzige Hoffnung, überlebende Angehörige wieder zu finden.

Nach Kriegsende wurde das DRK in der sowjetischen und der französischen Besatzungszone aufgelöst. Im Februar 1950 wurde ein neuer Bundesverband „Deutsches Rote Kreuz in der Bundesrepublik Deutschland e. V.“ gegründet und zwei Jahre darauf auch vom IRK anerkannt.