Clemens August Graf von Galen

Clemens August Graf von Galen stammte aus einem alten westfälischen Adelsgeschlecht und wurde am 16. März 1878 als elftes von dreizehn Kindern des Zentrumsabgeordneten Ferdinand Graf von Galen und dessen Frau Elisabeth, geb. von Spee, in Dinklage geboren. Nach Studien in Freiburg/Schweiz, Innsbruck/Österreich und Münster/Westfalen wurde er ebendort 1904 zum katholischen Priester geweiht und Domvikar. Von 1906 bis 1929 war er in der Berliner Diaspora als Großstadtseelsorger tätig, um dann in Münster die Pfarrei St. Lamberti zu übernehmen. Vier Jahre später wurde er zum Bischof Münster ernannt.

Politisch engagierte sich von Galen im rechten Zentrumsflügel und billigte auch nach der Machtergreifung viele Maßnahmen der Nationalsozialisten, sofern sie seinen konservativ-patriotischen Anschauungen entsprachen, so auch die Rheinlandbesetzung und später den Zweiten Weltkrieg mit dem Überfall auf die Sowjetunion als Verteidigung des Vaterlandes und Kampf gegen den Bolschewismus

Doch schon seit seinem ersten Hirtenbrief zum Osterfest 1934 setzte er sich auch immer wieder kritisch mit der NS-Rassenideologie auseinander und stellte das christliche Gewissen über die Gehorsamspflicht gegenüber Obrigkeiten. Er distanzierte sich immer weiter von dem vorsichtigen Taktieren seiner Amtskollegen, u.a. den Kardinälen Bertram und Schulte, und beförderte u.a. die illegale Verbreitung der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ von Papst Pius XI in Sonderdrucken.

Berühmt als unerschrockener „Löwe von Münster“ wurde er durch drei Predigten im Juli und August 1941, in denen er die Beschlagnahmung von Kirchengut und die Euthanasiemaßnahmen der Nationalsozialisten anprangerte. Die Texte wurden insgeheim als Abschriften weitergegeben und fanden immer weitere Verbreitung, erst recht als die Alliierten sie später in Auszügen auf Flugblättern abwarfen.

Diese Predigten zeigten Wirkung, denn die Machthaber unterbrachen aus Furcht vor wachsenden Widerständen in der breiten Bevölkerung das Morden im Rahmen der Aktion T4 zumindest teilweise und gingen ansonsten von da an dezentral und unauffälliger vor. Gegen den Bischof von Münster, der sogar bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige erstattet hatte, anzugehen wagten sie wegen seiner Beliebtheit bei Katholiken und Westfalen nicht.

Im Februar 1946 wurde Clemens August Graf von Galen von Papst Pius XII. zum Kardinal erhoben, verstarb aber wenig später am 22. März 1946 in Münster.

 
Bertram, Adolf
Bertram, Adolf
Schulte, Kardinal
Euthanasie
Enzyklika