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Kriegschronik des Fähnleins "Frundsberg" (Münster)

Diese Chronik des Jungvolk-Fähnleins 17/13 „Frundsberg“ aus Münster wird als Original unter der Nummer 176 im Bestand "Stadtgeschichtliche Dokumentation" im Stadtarchiv Münster aufbewahrt. Das Archiv stellte dankenswerterweise auch die Digitalisate zur Verfügung. Vielen Dank dafür!

Harro W.

Kriegstagebuch

des

Fähnlein 17/13

„Frundsberg“

1. Führer des Fähnleins: Friedrich K.
vom 14.5.42 bis 15.9.42

2. Führer des Fähnleins: Heinz S.
vom 15.9.42-1.10.42

3. Führer des Fähnleins: Klaus F.
vom 1.10.42-..6.43.

4. Führer des Fähnleins: Helmut M.
v. 6.43

Samstag den 30.5.42 (Reichssportwettkämpfe)

Morgens um 9 Uhr läßt der Hjzgf. antreten und meldet dem Fäfü. Nach Besprechung einiger Sachen marschiert das Fähnlein zum Schlossgarten, um dort einige Lieder für den Elternabend zu lernen. Um 10 Uhr wird

60 m Lauf

Schlagballweitwurf

zum Preußenstadion marschiert, wo sich die Mannschaften umziehen. Die Jungenschaftsführer bekommen die Wettkampflisten und führen die Jungschaften zum Platz. Lauf, Sprung und Schlagballweitwurf müssen bestanden werden. Der Wettkampf wird untermalt von heftigen Regengüssen und starkem Wind. Nach Beendigung ziehen sich die Pimpfe wieder an und gehen nach Hause.

Weitsprung

Sonntag den 31. Mai 1942 (Siegerehrung)

Nachmittags um 4 Uhr antreten am Preussenstadion. Um 5 Uhr soll Siegerehrung sein für die Sieger des Reichssportwettkampfes. Morgens ist herrliches Wetter gewesen. Jetzt regnet es – natürlich – in Bindfäden. Um 4.55 Uhr kommt der Befehl durch: „Infolge schlechten Wetters findet die Siegerehrung nicht statt, und die Kolonnen marschieren nach Hause.“

Alles rennt im Regen nach Hause!

Mittwoch den 3. Juni 1942 (Führerdienst)

3 Uhr Antreten am alten Lazarett, zusammen mit Fähnlein 14/13. d. h., angetreten wird, infolge Alarms erst um ½ 4 Uhr. Anschliessend Marsch zur Koburg. Dort Sport; 100 m-Lauf, Keulenweitwurf u. Weitsprung. Anschliessend ein kleines Handballspiel zwischen Fähnlein 14/13 und uns. Fähnlein 14 gewinnt.

Huiiiiiiihu

hinein in den Deckungsgraben

Handball

Samstag den 6. Juni 1942.

3 Uhr läßt Jungzugführer P. K. antreten. Zuerst werden einige Sachen besprochen. Darauf marschiert das Fähnlein zum Schlossgarten, wo zuerst der Fähnleinführer einige Liedproben für den Elternabend macht. u. a.: „Wenn ich des Morgens früh aufstehe, Was mögen das für Bäume sein u. a. m. Darauf können die einzeln Jungzugführer mit ihren Zügen die Charaden für den Elternabend durchsprechen. Um 5 Uhr ist Dienstschluss.

Skizze des Kampfplatzes.

D E B

H F C A

Sonntag den 7. Juni 1942. (Tagesfahrt.)

Nachdem am 23. März die Tagesfahrt, und das damit verbundene Kriegsspiel ausgefallen war, soll es heute nachgeholt werden. Es sind 2 Parteien gebildet worden. Partei I führt Jgzgf. B., Partei II führt Jgzgf. P. K.. Jede Partei trat für sich an, und war bemüht, nichts den anderen zu verraten. Partei I ist Angreifer, Partei II ist Verteidiger und hat die Aufgabe, eine Hauptstadt und einen Staatsschatz zu verteidigen. Tot ist, wer seinen Knoten verloren hat. Der Plan von Jgzgf. K. ist folgender: (siehe Skizze.) Hauptstadt und Staatsschatz sind B. Partei I marschiert nun über Horstmarer Landweg an und geht dann durch die Gasselstiege vor. Ein Spion wird ausgesandt, er kann aber nichts entdecken, da alles gut getarnt ist. Partei I schleicht sich nun an, und es kommt zum Handgemenge, welches etwa ¼ Std. dauert. Hierbei wird der Führer der 1. Partei am rechten Bein ziemlich schwer verletzt, sodaß ins Krankenhaus gebracht werden muß. Anschließend – 12 Uhr Pause, darauf Mittagessen. Marsch nach Haus Spital, wo die J.M. sein wollen, um mit uns den lustigen Teil durchzusprechen und zu üben für den Elternabend. Plötzlich ein wahnsinniger Regen. Alles rennt nach Gütmann in die Kegelbahn.

Zeichenerklärung.

A. Wellblechbaracke
B. Eisenbahnschienen
(Hauptschatz und Schatz)
C. Erster Angriff
D. Hauptangriff
E. Acker
F. Teich b. Gasselstiege
H. Gut Gassel
* Führer II. (P. K.)
x Mansch. II.
Dichtes Gebüsch.

Als wir dann danach nach Haus Spital marschieren ist kein J.M. mehr zu sehen. Zwei Radler kommen schließlich und sagen, daß infolge des Regens alles nach Hause gerannt ist. Wir machen also allein den lustigen Teil und ziehen danach wieder nach Münster, um dort wegzutreten.

Samstag den 13.6.42.

Einheitsdienst im Paulinum. Geländekunde, Tarnen und Anschleichen. Anschliessend wird ein Heimabend über den 9. Nov. gehalten. Bei diesem Dienst verabschiedet sich Jgzgf. Peter K. um für zwei Wochen nach Haldem zu gehen. Jgzg. 1 macht an diesem Tag Spinn Stoffsammlung.

Mittwoch den 17.6.42.

Führerdienst im Gelände. Anschliessend Verteilung der Elternbriefe.

Samstag den 20.6.42

Probe für den Elternabend im Sentruper Wäldchen. Gemeinsam mit den Jungmädeln wird fröhlich gesungen und vorgeführt. Nähere Einzelheiten beim Elternabend selber.

N.S.D.A.P
Deutsches Jungvolk
i. d. Hitler-Jugend
Fähnlein 17/13
- Frundsberg –
Münster, [?].Juni 1942
Roxelerstr. [?]

3. Elternbrief!

Liebe Eltern!

Zwei Monate sind nun schon wieder seit unserem letzten Elternbrief vergangen. In dieser Zeit hat sich vieles im Fähnlein besonders in Führung verändert. Nachdem ich nämlich ungefähr 1 ½ Jahre das Fähnlein geführt habe, hat mich der K.-Bannführer von der Führung des Fähnleins entlastet unter gleichzeitiger Beauftragung mit der [?] des Jungstammes 1/13. Mein größtes Ziel als Fähnleinführer war immer[?] die gute Zusammenarbeit mit der Elternschaft. Die erste Voraussetzung hierfür habe ich durch diese Elternbriefe geschaffen. Viele Elter[..]suche zeigten mir, daß der Elternbrief richtig aufgefaßt und bejaht wurde. Ich hoffe, daß das Verhältnis zwischen Euch und meinem Nachfolger Jungzugführer Friedrich Köhler noch besser werden möge.

In diesem Sinne möchte ich mich von Euch verabschieden!

Heil Hitler!
Der K.-Führer des Jungstammes I/13
O. H.
Oberjungzugführer

Lieber Eltern!

Gleichzeitig mit der Verabschiedung des alten Fähnleinführers möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, um mit Euch zum ersten Mal in Verbindung zu treten. Auch ich lege den größten Wert auf eine gute Zusammenarbeit, und sollten einmal irgendwelche Schwierigkeiten auftreten, so möchte ich Euch bitten, diese durch eine persönliche Aussprache zu klären. Über folgende Punkte möchte ich in diesem Elternbrief Klarheit schaffen.

1. In dem folgenden Dienstplan werdet Ihr auf die angesetzten Sonntagsdienste stoßen. Darum möchte ich die bestehenden Unklarheiten beseitigen. Da gerade in unserem Bann die Schulfrage (Nachmittags-Unterricht) eine sehr schwierige ist, hat der Bannführer neben den Dienst am Samstag auch Sonntagsdienste angesetzt. In unserem Fähnlein habe ich die Sonntagsdienste alle 14 Tage angesetzt, um den vorgeschriebenen Dienstplan der Reichsjugendführung durchführen zu können. (Diese Regelung trifft nur auf den Sommerdienstplan zu)

2. Dienstplan Juni/Juli 1942!

Samstag, den 13.6. Antreten 15.00 Uhr Hindenburgplatz
Geländedienst (Tarnen Anschleichen), anschließend Heimnachmittag
„Der Kampf der Bewegung“, Lehrjungzug: Liederstunde;
Samstag, den 20.6. Antreten 15.00 Uhr Hindenburgplatz
Dienstunterricht Aufbau und Gliederung der Partei
Vorbereitung für den Elternabend.
Samstag, den 27.6. Antreten 15.00 Uhr Hindenburgplatz
Sportnachmittag (Vorbereitung für das DJL und für die Pimpfenprobe)
Sonntag, den 28.6. Antreten 9.30 Uhr Hindenburgplatz
Liederstunde, Luftgewehrschießen

- 2 -

Krieg!

Abschrift des Originals!

Monasterium, Anno Domini MDCCCCXIII
am 20ten des Monates Juni!
Wilhelmusstraat DX

Fehde!!!

„Jungstamm I contra III“

Wir, die allererlauchtesten von unbändiger Glut nach Kampf beseelten, nach blutigster Rache dürstenden, von nie versiegendem [?] angetriebenen Führer des allergrössten und allerbesten Jungstammes I unserer ehrwürdigen Stadt Monaster, nehmen Eure kindliche, überhebliche, von Beleidigungen strotzende Herausforderung mit der uns eigenen Ruhe und Gelassenheit zur Kenntnis und schleudern Euch unseren Fehdehandschuh vor den Staub Eurer ungewaschenen Füsse.

Wir werden Eure, vor Angst schlotternden Knochen zur Altmaterialsammelstelle bringen. Vom Erlös der Knochen werden wir auf Eure Vernichtung trinken. Aus Eurem dreckigen Blut werden wir Blutsuppe kochen und Eure ausgedörrten Hirne dem zoologischen Museum einsenden als Musterexemplare echter Affenköpfe. Die Tränen Eurer Angehörigen werden wir auffangen und mit ihnen Münsters Feuerlöschteiche füllen. Eure, in die Hosen gerutschten Herzen werden wir den Hunden vorwerfen und Eure grossen Mäuler als Heulsirenen verwenden.

Die Schar der Hundert Auserwählten des Jungstammes I ist bereit, sich mit Euren 100 Kindsköpfen abzugeben und betrachtet sich in Fehde mit Euch vom Mittwoch, den 24.VI.1942 0,13 Uhr bis zur Eroberung Eurer unrechtmässigen Fahnen.

Wir erwarten Euch am Tage der Wochenmitte [?] in den Gefilden Mecklenbecks zum Kampf auf offen[?]

Mögen die Geier Eure Eingeweide fressen.

Im Namen Seiner Getreuen

Der Führer des Jungstammes I
gez. : O. H.
Oberjungzugführer
(Kindskopf-[?])

Samstag den 27.6.1942

Angesetzter Einheitsdienst, der aber, infolge Schule, abgeblasen wird. Turner üben für den Elternabend im Paulinum.

Sonntag den 28.6.1942

Angesetzter Einheitsdienst. Siegerehrung.

Fällt aus wegen Regen.

Mittwoch den 1.7.1942

Jungstammführerdienst im Sentruper Wäldchen. Zugweise tarnen und anschleichen.

Es folgen nun Proben zum Elternabend, die näher zu beschreiben überflüssig sind.

Samstag den 4.7.1942

Sonntag den 5.7.1942

Mittwoch den 8.7.1942

Die Führermannschaft.

Samstag den 11.7.1942

Elternabend

„Wer schaffen will, muß fröhlich sein!“

Endlich ist es soweit, - der Elternabend ist da. Um ½ 6 Uhr füllt sich langsam die große Aula der Hermann-Löns-Oberschule am Syndikatplatz. Bis 6 Uhr ist alles bis auf den letzten Platz besetzt. Anfang! – Hell tönen die Fanfaren von der Bühne. Durch den Mittelgang kommt ein römischer Wagen nach vorn. Der Reiter liest das Begrüssungsgedicht vor! Der große Chor singt darauf einen Kanon: „Froh zu sein bedarf es wenig!“ Schon wieder wechselt die Szene. Die J.M. führen ein Singspiel durch: „Es müßt ein Schneider wandern.“ Dann kommt der Sport der Pimpfe. Bodenturnen. Hechtrollen, Überschläge und andere Sachen werden exakt und praezise ausgeführt. Der große Chor sind darauf unter Leitung der Dirigentin (J.M.-Gruppenführerin Ingeborg Schmitz) einige Lieder. „Ein Mann der sich Kolum-

Turnen am Pferd

bus nannt, Wo mag den blos mein Christian sein, u. a.

Der Jungst.führer zu Besuch

Und wieder die Pimpfe. Sie stellen eine Scharade dar. D. h. Was stelle ich dar. Das Ergebnis war dann schließlich: „Fall ~ schirm ~ jäger.“ Und wieder der große Chor. Und nochmals die Jungmädel. Volkstänze unter den Klängen einer Harmonika.

Komische Einlage

Scharführerin Susi H., genannt „Kuddel“, spielt Quetsche. Von links und rechts kommen die J.Mädel auf die Bühne und tanzen da.

Die Gruppenführerin   Die Fähnleinführer

Und wiedereinmal der große Chor. Und zum lustigen Teil. Die Pimpfe bringen humoristische Darbietungen. Hierbei kommt es zu erheiternden Zwischenfällen. Floh Pius wird wohl am meisten belacht. Ein Mehlessen mit verbundenen Augen, die Hottenstrottertrottelmutter und andere Sachen lösen einander ab. Wieder Lieder, und dann der Glanz- und Höhepunkt des Abends.

Jungstammführer H. Fähnleinführer K.

„Ich - - - bin der Erzbischof von Canterburry!“

Die Elternabendphilharmoniker.

Das Märchenspiel der Jungmädel: „Die drei Schwäne.“ Es wirken mit: Schf. Marianne K., Schf. Hilde R., Schftsf. Eva B., Schfsf. Marianne H. u. a.

Eglers Bericht im Anzeiger

Zum Schluss noch ein gemeinsames Lied: „Heim, heim, heim; Heim, heim, heim; Heim wolln wir gehn.“ Die Eltern geben ihrer Anerkennung durch starken Beifall Ausdruck.

Mein Bericht in der Kleinen

Die Führermannschaft der Gruppe 21

in der Mitte die Führerin.

„Er, von dem man spricht.“

Fäfü Fritz K.

Ferieneinsatz der Führermannschaft.

Die Führer von 14-18 Jahren leisteten in diesen großen Ferien einen langfristigen Ernte- und Arbeitseinsatz. Alle packten feste mit an! Ein Teil nahm an dem Jungstammführerlager in Telgte teil. Die anderen waren in einem anderen Lager oder sonst in einem Betrieb.

 

Liebe Kameraden!

Heute am 14. September 1942 verlasse ich Euch, um als Kriegsfreiwilliger zum R.A.D. und anschließend zur Panzertruppe einzutreten. 5 Monate nur, habe ich das Fähnlein „Frundsberg“ geführt und es war das beste Fähnlein im Jungstamm. Ich hoffe, daß es so auch bei meinem Nachfolger bleibt, tut bei ihm genauso Euere Pflicht wie bei mir und denkt immer an den Kriegsfreiwilligen

Friedrich K.

Kriegsjahr 1942/43

Münster, den 14. September 1942

„Antrittsrede“ des neuen Fähnleinführers:

Führerschaft des Fähnlein Frundsberg!

Kameraden!

Ich habe heute das Fähnlein Frundsberg mit dem Vorsatz übernommen, daraus eine Einheit zu machen, die sich in unserem Bann sehen lassen kann. Es ist nun eure verdammte Pflicht und Schuldigkeit, daß ihr mich weitgehend unterstützt, das Fähnlein auf seinen höchsten Stand zu bringen. Wer sich jedoch nicht fähig fühlt oder keine Lust hat sich voll und ganz für das Fähnlein einzusetzen, der sage es mir jetzt, bevor ich mit seiner Kraft rechne.

Ich werde euch gegenüber eine harte Disziplin an den Tag treten lassen, und ich verlange, daß ihr dasselbe bei euren Mannschaften tut, denn wir sind jetzt in dem Alter, wo es stolz macht viel von sich verlangt zu sehen.

Ich will also, daß viel verlang wird, daß hart und streng verlangt wird, daß das Gute, ja sogar das Ausgezeichnete als normal verlangt wird, daß das Lob selten ist und die Nachsicht fehlt, daß der Tadel scharf, jedoch ohne Rücksicht auf Talent und Herkunft laut wird.

Ich meine damit:

Daß viel verlangt wird, d. h., daß jeder Führer

zum Ersten viel von sich selbst verlangen muß, denn das macht die Größe eines Führers, daß er von sich selbst mehr verlangt als von anderen.

Daß hart und streng verlangt wird, denn ohne Härte und Strenge werden wir, als die Erzieher, die wir in der H.J. sind, nie zum Ziel bei unseren Jungen kommen, denn ein Junge will fest angepackt sein.

Daß das Gute, ja sogar das Ausgezeichnete als normal verlangt wird, denn nur auf diese Weise können wir den Leistungsstand des Fähnleins und damit sein Ansehen nach Außen heben.

Daß das Lob selten ist und die Nachsicht fehlt, d. h.: Ich will keinen Führer sehen, der durch irgendwelche Lobhudeleien gegenüber seinen Pimpfen versucht sich bei ihnen einen guten Ruf zu verschaffen. Er ist da nämlich ganz auf dem Holzweg. Ich sagte schon mal, ein anständiger Pimpf will fest angepackt sein.

Daß der Tadel scharf jedoch ohne Rücksicht auf Talent und Herkunft laut wird, denn nur durch scharfe und gerechte Kritik der einzelnen Jungen werden wir das Fähnlein dahin bringen, wo wir es haben wollen, nämlich an die Spitze sämtlicher Fähnlein im Jungstamm I und im Bann 13.

Zum Schluß wiederhole ich also nochmals:

Wer sich nicht imstande fühlt, das von seinen Pimpfen zu fordern, was ich eben sagte und nicht fähig ist ihnen ein gutes Vorbild zu sein, braucht sich nur zu melden, und er wird von mir in Ehren entlastet werden, denn es kann eben nicht jeder die Veranlagung haben eine Einheit zu führen. Von denen aber, die jetzt durch ihr Stillschweigen bekunden, daß sie sich fähig fühlen

das Verlangte von ihren Jungen zu fordern und nach den von mir gegebenen Grundsätzen zu handeln, erwarte ich, daß sie sich selbstlos für unser Fähnlein Frundsberg einsetzen.

Heinz S.

Führer des Fähnlein Frundsberg.

6.XII.42.

Nachdem nun eine ganze Zeit vergangen ist, in der sich einiges im Fähnlein ereignet hat, wird das Kriegstagebuch wieder weiter geführt werden. Ojgschf. S. übernahm das Fähnlein, doch schon nach kurzer Zeit mußte er es – das Fähnlein war froh und sagte Gottseidank – wieder abgeben. Jetzt übernahm der Jgzf. Klaus F. das Ruder. – Das Fähnlein sagte wieder Gottseidank. – In der Führermannschaft trat ein großer Umschwung ein. Viele sehr junge Pimpfe wurden Führer, was sich teils zur guten und teils zur schlechten Seite hin ausgewirkt hat.

Im Rahmen des Kriegseinsatzes hat unser Fähnlein in diesem Jahre Spielzeug für die Kinder von Frontsoldaten hergestellt. Alle haben sich in restlosem Einsatz über die Arbeit hergemacht, und es sind auch recht schöne Sachen zustande gekommen.

Anschliessend daran, wurde das Heim vollständig verbessert. Neue Lampen wurden gelegt und neue Schilder und Schlösser angebracht. Das Dach wurde neu geteert. – Die Anstreicherarbeiten sind noch im Gange. –

Der Jungzug 2 setzte sich sehr für die Alteisensammlung ein, wie überhaupt in allen Jungzügen eine Unmenge Papier gesammelt worden ist.

Von der Führermannschaft werden große Vorbereitungen getroffen für eine Weihnachtsfeier in der Jugendherberge zu Nottuln.

In der Zwischenzeit wurden einige Elternbriefe herausgegeben die nebenstehend veröffentlicht werden.

NSDAP
Deutsches Jungvolk i. d. H.J.
Fähnlein 17/13 „Frundsberg“
26. Okt. 1942

An die Eltern der Pimpfe des Fähnlein 17/13!

Liebe Eltern!

Wiedereinmal möchte ich auf diese Weise an Euch herantreten und Euch nochmals bitten, auf die Dienstbeteiligung Euerer Jungen zu achten. Wir sind seit meinem Dienstantritt leider immer noch nicht zu einer 100% Antrittsstärke gekommen. Ich glaubte dieses dadurch erreichen zu können, dass die Jungenschaftsführer zu jedem Dienst Dienstbescheid sagten. Jedoch auch dieses Mittel versagte leider, wenngleich die Antrittsstärke auch schon um [?] gestiegen ist.

In Zukunft werde ich mich gezwungen sehen, im Rahmen der Jugenddienstpflicht, den unentschuldigt fehlenden Jungen schriftlich Dienstaufforderungen, die als Verweise aus der H.J. betrachtet werden, zukommen zu lassen.

Ich möchte darauf hinweisen, dass Eure Jungen im Winter beim Dienst nicht zu frieren brauchen, sondern dass uns unser Heim, das augenblicklich vollständig renoviert wird, und vier Klassen und die Turnhalle des Paulinums an unseren Dienstnachmittagen zur Verfügung stehen. Alle Räume sind heizbar.

Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass in Zukunft keine Uniformbezugscheine von Seiten der H.J. ausgegeben werden. Sämtliche Uniformartikel sind daher ab 1.10.42 auf Punkte der Kleiderkarte erhältlich.

Zum Schluss, liebe Eltern, habe ich noch eine grosse Bitte an Euch. Haltet bittet Eure Jungen in der Freizeit dazu an, 5 oder mehr der auf der Rückseite abgedruckten Hühner in Holz auszusägen und nett zu bemalen. Es soll dieses Spielzeug unser Weihnachtsgeschenk an Soldatenkinder sein. Zugleich ist es ein Teil unseres Kriegseinsatzes im Winterhalbjahr 1942/43. Indem wir Weihnachtsgeschenke für die Angehörigen unserer Soldaten herstellen, wollen wir das enge Band zwischen Front und Heimat immer fester knüpfen.

Die fertig gestellten Arbeiten werden von den Jungenschaftsführern am 13. November gegen Quittung abgeholt.

Ich danke Euch schon im Voraus für das Verständnis, das Ihr unserer Kriegsarbeit entgegenbringt.

Parole: Alle Pimpfe ran an die Spielzeugherstellung für unsere Soldatenkinder.

Heil Hitler!
Der Führer des Fähnleins 17/13
Klaus F.
(F., Ojgschf.)

NSDAP
Deutsches Jungvolk i. d. H.J.
Fähnlein 17/13 „Frundsberg“
26. Okt. 1942

Liebe Kameraden!

Wieder stehen wir vor einem Kriegswinter, der restlosen Einsatz von uns verlangt. Wir werden uns wie in den Vorjahren, auch jetzt, verstärkt für unsere Kriegsarbeit einsetzen. DEr Auftakt ist uns damit gegeben, dass wir Spielzeug für unsere Soldatenkinder herstellen sollen. Auf der Rückseite habe ich ein grosses Pferd abgedruckt, das Ihr in gleicher Grösse viermal aussägen und bemalen sollt. Eure Arbeiten werden genau wie die Arbeiten unserer Pimpfe auf dem diesjährigen Weihnachtsmarkt im Schützenhof ausgestellt werden, und dann muss es ein stolzes Gefühl für Euch, meine Kameraden sein, Kindern, deren Väter an der Front stehen und ihr Leben für das Vaterland einsetzen, eine kleine Weihnachtsfreude bereitet zu haben.

Ich möchte Euch jetzt schon mitteilen, dass ich, wenn Ihr Euch bestens für diese Aktion einsetzt und dafür arbeitet, dieses Jahr eine grosse Weihnachtsfeier durchführen werde. Erst wenn für unsere Soldatenkinder gesorgt ist, haben auch wir das Recht ein frohes Weihnachtsfest zu verleben.

Eure Arbeiten werden am Freitag den 13. November 1942 von Euch gegen Quittung im Heim abgegeben.

Ich wünsche Euch für Eure Arbeit viel Erfolg.

Heil Hitler!
Euer Fähnleinführer.
Klaus F.
(F., Ojgschf.)

Spielzeugsammlung

Dachteeren

Fähnlein Frundsberg Heim

Die Weihnachtsfahrt!

Der Anmarschtag.

Am 20.XII.42 morgens 10.30 ging die große 3tägige Fahrt nach Nottuln in den Baumbergen los. 10.30 sollte Antreten sein. Es verzögerte sich aber etwas infolge Fliegeralarm. Anfangs regnete es, aber das gab sich bald wieder. Dann marschierten wir mit entrollter Fahne durch unsere Stadt, das „schwarze Münster“. Man merkte direkt woher der Wind wehte, den kein Mensch hatte nötig die Fahne zu grüssen. Na wir kamen glücklich zum Bahnhof und wurden dann in die Wagen „verladen“. Mit viel Halloh ratterte unser Züglein ganz gemütlich, - man könnte nebenher gelaufen sein – über Rosell u.s.w. nach Hauptbahnhof Havixbeck. Von dort marschieren wir nach Nottuln.

„Was geht mich die Nazifahne an!“

Morgens war ein Vortrupp unter Fäfü Fritz K. Leitung (R. F., Egon K. und Ehrhardt S.) vorgefahren um „Quartier“ zu machen. Diese trafen dann unterwegs zu uns. Unterwegs ein paar mal „Auf die Bäume ihr Affen“ u.s.w. Na, nach einem 1stündigen Klotzmarsch kamen wir an. Die Jugendherberge ist ein sehr schönes Gebäude und ziemlich oben an einem Bergabhang gelegen. Nottuln selbst ist 4 km von der Jugendherberge entfernt, was sich insofern unangenehm auswirkte, wenn mal etwas besorgt werden mußte.

Bevor wir dann reinrücken konnten übernahmen es die beiden Fähnleinführer erst einmal, unsere, wie sie meinten eingefrorenen Körper aufzutauen.

Die Weihnachtsfahrt!

Der Anmarschtag.

Am 20.XII.42 morgens 10.30 ging die große 3tägige Fahrt nach Nottuln in den Baumbergen los. 10.30 sollte Antreten sein. Es verzögerte sich aber etwas infolge Fliegeralarm. Anfangs regnete es, aber das gab sich bald wieder. Dann marschierten wir mit entrollter Fahne durch unsere Stadt, das „schwarze Münster“. Man merkte direkt woher der Wind wehte, den kein Mensch hatte nötig die Fahne zu grüssen. Na wir kamen glücklich zum Bahnhof und wurden dann in die Wagen „verladen“. Mit viel Halloh ratterte unser Züglein ganz gemütlich, - man könnte nebenher gelaufen sein – über Rosell u.s.w. nach Hauptbahnhof Havixbeck. Von dort marschieren wir nach Nottuln.

„Was geht mich die Nazifahne an!“

Morgens war ein Vortrupp unter Fäfü Fritz K. Leitung (R. F., Egon K. und Ehrhardt S.) vorgefahren um „Quartier“ zu machen. Diese trafen dann unterwegs zu uns. Unterwegs ein paar mal „Auf die Bäume ihr Affen“ u.s.w. Na, nach einem 1stündigen Klotzmarsch kamen wir an. Die Jugendherberge ist ein sehr schönes Gebäude und ziemlich oben an einem Bergabhang gelegen. Nottuln selbst ist 4 km von der Jugendherberge entfernt, was sich insofern unangenehm auswirkte, wenn mal etwas besorgt werden mußte.

Bevor wir dann reinrücken konnten übernahmen es die beiden Fähnleinführer erst einmal, unsere, wie sie meinten eingefrorenen Körper aufzutauen.

„Halt, liegt da nicht einer!“

Plötzlich von der rechten Seite, wo Bäume durcheinanderstehen, eine tolle Schießerei. Aha, da steckt der „Tommy“. Nichts wie drauf, d. h. er war nicht mehr da. Wir sahen nur noch einen Schatten und liefen hinterher. Wo kamen wir aus? - - - - An der Jugendherberge.

Na wir mußten nochmal loß, wobei wir einen der „Fallschirmjäger“ schnappten und ihn verrollten, es war Helmut M.

Na der andere ergab sich dann von selber (Jgf. Fritz K.).

Aller Nachtalarm löste sich in Wohlgefallen auf.

Dann wurde ruhig bis zum Morgengrauen gepennt.

1. Tag.

Um 7.00 h Wecken, so stand auf dem Dienstplan. Aber bekanntlich sind Dienstpläne dazu da, um umgeschmissen zu werden.

Denn infolge des Nachtalarms wurde erst um ¼ vor 8 geweckt, worüber alles sehr erfreut war.

Bis 12.00 Uhr Führer vom Dienst: Jgzf. Harro W. Na, zuerst wurden Schuhe geputzt, gewaschen, und die Stuben aufgeräumt und Betten gebaut.

Um ¼ vor 9 Uhr war Stubenabnahme von den beiden Fähnleinführern. Ein paar Betten werden zusammengeworfen weil sie nicht anständig gebaut waren.

Ein anständig gebautes Bett von der Seite gesehen.

Appell vor der Jugendherberge.

Dann draußen Appell, abgenommen durch Fäfü K.

„Mensch, Du hast ja noch dreckige Schuhe. Marsch, säubern. Fingernägel vorzeigen, und in diesen Tönen geht es weiter.

Die Bilder, die einige Ausschnitte aus unserem schönen Lagerleben zeigen sind leider zum Teil „saumäßig“ entwickelt. Anschliessend das unvermeidliche Kaffeetrinken. Darauf bis zum Mittagessen Erledigung fast des ganzen Sportes für das HJL bzw. DJL. 100m-Lauf und 3000m-Lauf Berge herauf und herunter, eine ziemlich anstrengende Sache. Erster in den meisten Übungen wurde das kleine Hänschen S. seines Zeichens Oberhordenführer und Führer einer Jungenschaft. Na, gegen Mittag sind wir mit dem Sport fertig und alles geht rein zum Umziehen und anschliessenden Essen. Nach Tisch längere Zeit frei. Von 14.15-15.00 Abnahme der Schulung durch die beiden Fähnleinführer. Darauf wird eine Stunde gesungen und zwar Feierabendlieder und andere ernstere Lieder.

Ausmarsch eine Jungenschaft.

Dann wieder mal ‘ne Stunde (1/4 Std.) Ordnungsdienst. Die Stunde kam uns nur so vor.

Fähnleinführer F.!

Jetzt folgt die Besprechung eines großen Geländespieles, das am Abend stattfinden soll. Dann gibt Herbert Fröhling einen lustigen Heimabend zum Besten, wobei kräftig gelacht wird. ha! ha! ha! Wieder Abendessen, und dann Beginn des großen Geländespieles. Führer der beiden Parteien: Jgschf. F. und Ohf. W. Jede Partei bekam zwei geschlossene Briefe, von denen einer erst an einer Stelle geöffnet wurde, die in dem 1. Brief stand. Und zwar war diese Stelle in beiden Fällen ein trigonometrischer Punkt. Partei 1 fand nun durch Zufall (es stolperte einer darüber) den trigonometrischen Punkt der Partei 2, während diese durch Zufall (es stolperte keiner) keinen Punkt fand. Na, die Partei 1 gewann schließlich mit List und Tücke den Preis, einen Karton mit Bonbons u.s.w. Das gab natürlich ein riesiges Siegesgebrüll. An der Jugendherberge angekommen alles sofort in die Kojen.

Sport fürs HJL bezw. DJL

2. Tag.

Infolge des Geländespiels erst um 8 h Wecken. Bis 9 h Bettenbau, Waschen und Klamotten reinigen. Anschliessend Kaffee. Anschliessend Sport und Schulung. Mittagessen und Freizeit. Nach dem Essen Singestunde, Ordnungsdienst und Geländedienst. Abendessen mit großem Wettstreit im Kartoffelsalatessen. Nach dem Abendessen ein Ausmarsch ins Gelände und nach Beendigung desselben die Weihnachtsfeier. Nach einem ernsten Teil – die Töchter der Herbergseltern waren eingeladen – ging das allgemeine Kuchenessen los. Jeder hatte massenhaft Kuchen, Bonbons u.s.w. Kakao nicht zu vergessen. ½ 10 lag alles im Bett. Nachts kam der „heilige“ ha! ha! Geist. Schauerlichen Krach machte die Bande. Gegen 2 Uhr war wieder alles ruhig und endlich konnte man wieder schlafen.

Weihnachtsfeier!

8 h Wecken und 9 h Kaffee. Darauf der beliebte Ordnungsdienst. Dann wurde ein kleiner Aus-

marsch gemacht, bei dem es zu einem leichten „Krach“ zwischen den beiden Fähnleinführern kam. Darauf Mittagessen und danach Marsch zum Longinusturm wo die Beförderungen bekanntgegeben werden. Dann Marsch zur Bahn und in Münster durch die Stadt und Wegtreten am Domplatz.

Telephon-Buch 1930

Altpapier sammeln!

(Samstag, 17. April 1943)

Altpapier wartet auf Euch:

so hiess es oftmals in der letzten Woche in der Zeitung.

Es braust ein Ruf wie Donnerhall:

und das Fähnlein 17/13 war am Samstag gern bereit, das bereitgelegte Altpapier aus den Haushaltungen abzuholen.

Um 15 Uhr liess der Hauptjungzugführer am Gericht antreten und meldete dem Fäfü. Nach einigen Besprechungen zog jeder Jungzug mit seinen Bollerwagen zu der ihm angewiesenen Strassen. Der Jungzug II sammelte auf der Hüffer- und Hittorfstr. – Es machte jedem Pimpfen Spass, wenn er mit einem Bündel Bücher oder gar mit mehreren vollgefüllten Kartons, (wo dann noch mehrere Pimpfe helfen mussten), aus dem Hause kam, und für den ganzen Jungzug war es ein stolzes Gefühl einen vollbeladenen Wagen nach dem anderen zu der Sammelstelle bringen zu können. Kam es auch mal vor, dass dieses und jenes Haus kein Altpapier hatte, hatte ein Geschäft wieder eine Unmenge, so dass die Altpapiersammlung im Fähnlein zu einem vollen Erfolg wurde.

Als um 17,30 Uhr weggetreten wurde dachte jeder:

So habe ich heute sicher dem Vaterland geholfen!

Der 20. April:
des Führers Geburtstag!

Im 4. Kriegsjahr wurden wie immer in den Vorjahren an dem Vorabend des Führergeburtstages die 10-jährigen Jungen und Mädel in die Hitler Jugend aufgenommen.

Die Stadthalle in Münster war am Montagnachmittag vollbesetzt und die Jungen und Mädel, teilweise schon im Braunhemd des Pimpfen bzw. der weißen Jungmädelbluse, warteten gespannt auf das, was jetzt kommen sollte.

Mit dem Lied: Ein junges Volk steht auf, begann für die 10-Jährigen ein neuer Lebensabschnitt; sie hatten sich schon lange auf diesen Tag vorbereitet und gefreut. Über jedem Gesicht stand ein leuchten, sie wussten als jüngste Generation des Führers in den grossen Tagen von 1933 geboren, jetzt im Dienste des Führers stehen zu dürfen.

Auf dem Spruchband stand zu lesen:

Ihr seid die Zukunft der deutschen Nation
Ihr seid die Zukunft des deutschen Reiches!

Nachdem die Botschaft des Reichsjugendführers an die 10jährigen Jungen und Mädel verlesen verlesen worden war, sprach K-Bannführer H. zu seiner jüngsten Gefolgschaft. „Mit dem heutigen Tage beginnt euer Dienst in der Jugend des Führers.“ Nun dürften sie zum ersten mal die Uniform tragen die aber allein noch nicht den Pimpfen oder Jungmädel ausmache, die sich erst im Einsatz zeigen

würden. Neben Elternhaus und Schule trete nun der Dienst in der HJ, zu dem niemand zu jung sei. Bei diesem Dienst ginge es nicht um den einzelnen, sondern um das Wohl der Gemeinschaft. In der HJ seien sie alle gleich ohne Unterschied des Standes und der Geburt.

K.-Bannführer H. umriss dann in kurzen Zügen den zukünftigen Dienst im Deutschen Jungvolk und in der Jungmädelschaft.

„Ihr lebt in einer Zeit, die ganze Menschen fordert“, so schloss er seinen Apell, „darum müsst ihr auch helfen wo ihr könnt. Ein neuer Lebensabschnitt liegt vor Euch, ab heute gehört ihr dem Führer.“ Als ihre obersten Tugenden bezeichnete er Gehorsam, Disziplin, Kameradschaft und Treue.

1800 Jungen und Mädel waren es, die er dann am Vorabend des Führergeburtstages, in die HJ aufnehmen und auf den Führer verpflichten konnte.

„Wir tragen das Vaterland in unserm Herzen“

Wie ein feierliches Gelöbnis klang dieses Lied durch den weiten Raum des Saales, wie eine Bestätigung der vorangegangenen Worte des Hitler-Jugend-Führers. Kreisamtsleiter Frevel, der dann im Auftrage des Kreisleiters zu den Jungen und Mädel sprach, hob in seinen Ausführungen hervor, dass es eine harte und schwere Zeit sei, in der sie den Weg zur HJ gefunden hätten. „Und diese harte und grosse Zeit verpflichtet euch, wenn ihr auch noch jung und klein seid, zu einer ganz besonderen Haltung.“ Sie müssten immer daran denken, dass es für den Führer nichts schöneres gebe als seine Jugend, für die er bis 1933 gekämpft habe und für die er und seine Männer auch jetzt kämpften. So sollten sie sich bemühen, dem Führer immer Freude zu machen, den Eltern, Lehrern und Führern gehorsam und den anderen Jungen und Mädeln ein guter Kamerad zu sein. „Nun müsst ihr wissen, dass ihr zusammengehört und euch nichts mehr trennen kann.“

Mit dem Gruss an den Führer und dem Lied der Hitlerjugend schloss die festliche Kundgebung.

Reichsjugendwettkämpfe

1943

Tagesfahrt der Führermannschaft in die Bockholterberge.

22. April 1943.

Der 1. Ferientag wurde dazu benützt, um mit der Führermannschaft eine Fahrt in die Bockholterberge zu machen. –

Schon früh am Morgen des 22. April 1943 fand sich das Fähnlein auf der Überführungsbrücke am Schiffarterdamm zusammen. Die Räder mußten für den ziemlich weiten Weg alles hergeben und die Jüngsten hatten es wahrhaftig nicht leicht mit ihren „Drahteseln“ pünktlich zur Stelle zu sein. Die Fahrt bis hierhin verlief mit Ausnahme eines Platten tadellos. Nach etwa einer Viertelstunde hatten wir unser Ziel erreicht. Bis 10,15 Uhr trat eine „Futterpause“ ein. – Nachdem sich alle gestärkt hatten ging es ans Zeltebauen – für die meisten wohl das erste Mal -. Jeder war emsig mit dem Zeltebauen beschäftigt. Nachdem jeder Jungzug sein Zelt fertig hatte, war auch der Lagerplatz für den 22. fertig. Zum Schutz für Mücken und für das Mittagessen musste Holz herbeigeholt werden und eine Feuerstelle gebaut werden. Das nächste war ein Raufballspiel. Das Spiel lief ziemlich exakt ab, und endete mit einem Ergebnis 9:9. Nach einem „Bad“ in einem Bach ging es wieder

rauf zu den Zelten, um dort das Essen zu empfangen. Nach kurzem Zögern des Fäfüs durfte nun doch gegessen werden, zwar das was ein jeder hatte (da der Pudding noch nicht fertig war.

Eine theoretische Geländestunde leitete über zu dem Geländespiel.

Es wurden 2 Parteien gebildet, die erste unter Führung des Jgzf. Jochem M. die zweite unter Führung des Jgzf. Rainer F. Die Partei I zog sich in eine Sumpfgegend zurück (und es gab wohl keinen, der einmal im Sumpf stecken geblieben wäre – zwar nur mit dem Fuss -).Um 14,30 Uhr sollte Partei II sich „getarnt“ anschleichen. Die fanden mit aller Mühe und Not noch einen Übergang und griffen uns im Rücken an.

Skizze:

2 Mann nur erreichten das „Lager“ der Partei II – Vorher hatte sich zwar noch ein Nebelschleier vor die Front der Angreifer gelegt, aber die entgingen nicht den Falken-

augen der Partei I. – Nun wurden aus den Angreifern Verteidiger und aus den Verteidigern Angreifer. Es legte sich wieder ein Nebelschleier vor die Front der Angreifer. Es kam nur zu einem kleinen Handgemenge. - -

Jetzt wurden sich in dem vorherbenannten Bach die Hände gewaschen und zum Griessmehlpuddingempfang in einer Linie = Schlange angetreten. Jeder empfing von unserem „Koch“ 3 Löffel und nachdem jeder das „Zeug“ schlecht und recht runtergekriegt hatte ..........

...wurde die Uniform, die wir am Tage durch Turnzeug ersetzt hatten wieder angezogen und so langsam aber sicher zur Abfahrt gerüstet. – Die stolzen Zelte – die sogar einem Flugzeug Aufsehen erregte, indem es öfters eine Schleife über uns zog – wurden zusammengelegt und der Lagerplatz der ein fröhliches Treiben der Jungen an diesem Tage gewesen war nach einigen Beauftragungen und einem Heil auf den Führer und obersten Befehlshaber verlassen. – Der Rauch des Feuers, das im Ersticken war, stieg gen Himmel und liess verkünden: Dort haben wir heute gelebt in der freien Natur der Bockholterberge. - - - -

Die Rückfahrt ging tadellos vonstatten und am Landeshaus hatten wir uns für einige Tage getrennt.

Fahrt in den „Teuto“ vom 30. April bis 2. Mai.

Freitag, 30.4.

Um 3 Uhr wurde am Landeshaus angetreten und gegen 7 Uhr gelangte man nach allerlei Erlebnissen in der Natur des Münsterlandes beim Bauern in Tecklenburg mit seinem „Drahtesel“ oder „Stahlross“ – fast müde – an. Als erstes wurden die Sachen – Affen usw. – abgelegt und die Schlafgelegenheit im Stroh fertiggemacht. Hieran schloss sich ein „Spaziergang“ durch das ungewohnte Gebäude. Sogar eine alte Ritterburg mit undurchforschten Gängen kam uns zu Gesicht. – Von uns hatte keiner einen Gang vollständig durchforscht. – Als wir wieder zu „Hause“ angekommen waren wurde zu Abend gegessen und hiernach wurde sich mit Uniform schlafen gelegt. Nicht lange hatten wir geschlafen da hörten wir Glockengeläut, Katzengeschrei, Huhugegacker, Kuhgebrüll, Pferdegewieher, und dazwischen Fliegergebrumm – der Pfau regte uns auch noch auf – es war offenbar Fliegeralarm. Wir, die „Herren“ aus Münster waren so etwas nicht gewohnt, wie hier nach ländlicher Sitte Alarm gegeben wurde. - - - - - - - Bald schlief alles wieder ein.

Samstag, 1. Mai

Aufstehen, notdürftiges Waschen, Anziehen waren die 1. 3 Paragraphen des 2. Tages. Dann nahm jeder sein Frühstück und ass sich satt. Dann gingen wir zur Hexenküche. Für manchen wird es im ersten Moment ein schauderhaftes Gefühl gewesen zu sein „von so hoch abzuspringen“. Aber es wurde geschafft. Ein Sprung, ein Schrei, Karl May war „frei‘. Erst ruhten wir uns von dem Sprunge aus und zogen dann nach „Haus“. Während einige das Essen fertig machten machte das Groß der Führermannschaft eine Fahrradtour. Hierbei ging es über „Stock und Stein“ meist hoch, noch höher unten das Tal, wir auf dem Berg, ein beglückendes Gefühl, so in der Heimat geborgen zu sein! Etwas wurde Anschleichen geübt und dann zurückgefahren, um zu essen, was auch jedem wohl schmeckte.

Jetzt trat eine Freizeit bis ½ 3 Uhr ein.

Um ½ 3 Uhr versammelten wir uns auf der Freilichtbühne, wo der Fäfü uns über die Schwertworte etwas vorlas.

Nun folgte ein Fussballspiel, dass – unter Zuschauern – 2:1 (H.–K.) auslief. Hiernach marschierten wir zu „unserer“ Scheune.

An der Mauer – in Decken
eingehüllt –
angelehnt
hörten
wir Geschichten
von Seeräubern
und anderen
Erzählungen
von Menschen-
schicksalen.
Dann wurde
zu Abend
gegessen
und auf
einen Fels
geklettert
und dort
hörten wir Geschichten über Erlebnisse in der K.L.V. usw.

Jetzt begaben wir uns nach „Haus“ und „stiegen ins Bett“. Dort hörten wir die Wunderfahrt unseres Fäfüs durch aller Herren Länder, z. B. auf dem Vesuv zu Amerika usw. So allmählich schlief einer nach dem anderen ein. - - - - - -

Sonntag, 2. Mai

- - und wachte am Morgen quicklebendig wieder auf. Dieser Morgen – es war der letzte Tag - im „Teuto“ verlief nicht gerade sehr schnell. Es wurden die Räder in Ordnung gebracht, alle geliehenen Sachen zurückgebracht, Essen gekocht, Affen gepackt, zu Mittag gegessesn, die Scheune verlassen. Dann schwang sich jeder frisch auf sein „Stahlross“ und gelangte gegen 14,30 Uhr wieder in Münster (Westf.) an, wo dann weggetreten wurde.

Spinnstoff und Schuhsammlung

Wie immer sich die H.J. an Sammlungen beteiligte, so auch heute, am Samstag, dem

5. Juni 1943

Es wurden nämlich Spinnstoffe und Schuhe gesammelt, die den Soldaten und den Rüstungsarbeitern zugute kommen sollten.

Um 15 Uhr wurde am Hüfferstift angetreten. Sogar ein Pferdewagen stand uns zur Verfügung. 5 Gruppenführer bekamen ihre Straßen zugeteilt und zogen los. Das grösste Ereignis des Tages aber war der Pferdewagen. Dieser zog mit „den Höheren“ durch die Strassen der Ortsgruppe Abschnittstor um die von den Pimpfen aus den Haushaltungen abgeholten Spinnstoffe aufzuladen. Nicht lange dauerte es bis der Pferdewagen beladen war. Trotz des andauernden Regens am Nachmittag war jeder begeistert von der Menge Schuhe und Lumpen. Alle warteten „artig“ bis der Pferdewagen kam – sogar noch mit aufgespanntem Schirm, der

die „Höheren“ schützte und die Pimpfe auch besonders interessierte – und ihre Sachen aufnahmen.

Damenschuhe, Herrenschuhe, Kinderschuhe, alte Mäntel, alte Socken, alte Hüte, alte Schlipse, alte Hemden, Säcke mit Lumpen in jeder Farbe, alles wurde angenommen und mit strahlendem Gesicht – die Sachen der Farbe wegen in aller Pracht – zur Roxelerstraße hingebracht. Der Ortsgruppenleiter war erfreut, als auf einmal alles rief: Wir sind da!

Und da wurde abgeladen, Körbe mit Lumpen, Arme voll Schuhen, alles wurde hineingetragen. Als dies alles war vollbracht wurde Dienstschluss gemacht und auf dem Heimweg drangedacht:

Für die Front gesammelt heut
für die Rüstung aller Leut in der Rüstungsindustrie
ist doch sicher ein Beitrag zum Sieg!

Die Heimat ist Kriegsgebiet geworden. Deutsche Städte werden von den brit.-amerik. Terroristen heimgesucht. Selbst Kulturdenkmäler werden nicht verschont. Kranken u. Waisenhäuser werden dem Erdboden gleichgemacht und Frauen u. Kinder u. Greise auf solch‘ schandhafte Weise getötet. Auf Kirchen sausen die Bomben der brit.-amerik. Mordbrenner. Unersetzbare Güter werden zerstört. Was die Vorfahren in jahrzehnter, ja jahrhunderter Arbeit geschaffen haben, wird in ein paar Minuten so übel zerstört. So ist zum Beisp. der Kölner Dom ein Opfer des Terrors geworden und der Aachener Dom und das Leine-Schloß in Hanover und so viele unersetzbare Kulturgüter kündigen von dem, was brit.-amerik. Flieger angerichtet haben. Wohnviertel sind dem brit.-amerik. Wahnsinn anheim gefallen, haben grossen Schmerz in die Reihen der Tapferen gerissen. Angehörige, mit denen sie am Abend vorher noch geredet hatten, haben sie verloren. Es ist zweifellos ein großer Schmerz für sie. Kinder werden von den Eltern gerissen, Eltern von Kindern ja ganze Familien kommen uns Leben. Der Vater in Rußland verliert Frau u. Kinder. Es ist bitter, ja sehr bitter für sie. Aber sie bleiben tapfer und bieten den brit.-amerik. Luftgangstern trotzig die Stirn. Sie arbeiten mit der selben Ruhe und Gelassenheit weiter. Aber wurden hierdurch Rüstungsfabriken getroffen?? Nein! Die wehrlose

Zivilbevölkerung war den Angriffen ausgesetzt. Sie haben ihr Hab und Gut zerstört! Diese feigen Luftpiraten! Hamburg, Kassel, Essen, Gelsenkirchen, Mühlheim, Düsseldorf, Köln, Wuppertal, Kiel, Borkum, Dortmund und noch mehr der von brit.-amerik. Fliegern heimgesuchten Städte zeigen eine heroische Haltung!

„Wir werden uns nicht unterkriegen lassen durch diese feigen Überfälle!“ Als Schutz gegen diesen Terror sind Maßnahmen zur Verschickung der Schulkinder in nicht luftgefährdete Gebiete getroffen worden. Schon zahlreiche Schulen haben und werden Schutz finden in den Aufnahmegauen. Sie werden dort die Zeit des Krieges, des Luftkrieges in ihrer Heimat: Westfalen und Rheinland verleben und nach Beendigung der Luftbedrohung wohlbehalten zurückkehren. Die Einheiten des Jungvolkes werden hierdurch aufgelöst und nach dem Kriege wird wieder (hoffentlich) auf der Aaseebetonbrücke das Fähnlein 16/13 stolzer denn je antreten. - - - - -